Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krüger, Otto
Die Illustrationsverfahren: eine vergleichende Behandlung der verschiedenen Reproduktionsarten, ihrer Vorteile, Nachteile und Kosten — Leipzig: Verlag von F.A. Brockhaus, 1914

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67421#0162
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
150

Die verschiedenen Illustrationsverfahren

als Leidtragender. Die weitverbreitete Ansicht, daß bei der Herstellung
der Probedrucke in der Atzerei allerhand Künsteleien angewendet würden,
ist nicht gerechtfertigt; angesehene Firmen wenigstens werden derartige
Manipulationen, zu denen übrigens in der Regel die Zeit fehlt, nicht vor-
nehmen. Selbstverständlich aber werden die Andrucke sehr sorgfältig,
mit besten Farben und unter Verwendung besten Papiers gemacht. Anders
ist aber ein wirklich gutes Resultat im Drei- und Vierfarbendruck auch
nicht zu erzielen, und wer da glaubt, in dieser Hinsicht beim Auflage-
druck sparen zu können, wird stets Enttäuschungen erleben.
Eine große Rolle spielt das Papier, denn fast auf jeder Sorte ist die
Farbenwirkung eine andere. Naturpapier ist für den Dreifarbendruck
nur dann leidlich verwendbar, wenn es sehr gleichmäßig, rein und weich
gearbeitet ist und eine vorzügliche Satinage zeigt. Am schönsten wirken
die Buntdrucke aber auf gestrichenem Kunstdruckpapier, und zwar um
so besser, je geschlossener die Oberfläche des Papiers und je vollkom-
mener die Satinage ist. Unser Beispiel auf Tafel 39 läßt deutlich den
großen Unterschied in der Farbenwirkung erkennen, der zwischen einer
auf gestrichenem Kunstdruckpapier und der gleichen, auf bestem Natur-
papier gedruckten Farbenätzung (Tafel 40) besteht. Wenn man mattes
Kunstdruckpapier und glanzlose Normalfarben verwendet, läßt sich bei
geeigneten Sujets eine aquarellartige Wirkung erzielen. (Siehe Tafel 41.)
Um möglichst gleichartige Resultate zu erhalten, liefere man der
Atzanstalt immer Auflagepapier zu den Andrucken und lasse auch die
sogenannten Skalendrucke, d. h. die Einzeldrucke von jeder Farbenplatte,
nach denen man sich dann beim Auflagedruck zu richten hat, auf gleiches
Papier abziehen; die Gelbplatte, damit sie besser kontrolliert werden
kann, außerdem noch in Schwarz. Wenn dann zum Auflagedruck auch
noch die gleichen Farben verwendet werden, wie sie für die Probedrucke
genommen wurden, dann können bei sachgemäßem Druck nennenswerte
Abweichungen vom Andruck nicht mehr entstehen. Ein vorsichtiger Drucker
verläßt sich übrigens nicht völlig auf die gelieferten Probedrucke, sondern
druckt die Platten erst selbst noch einmal an, wobei dann ein genauer
Vergleich der einzelnen Farbenabzüge mit den Skalendrucken aus der
Atzanstalt etwaige Unterschiede leicht erkennen läßt. Allerdings ver-
teuert dieser Probedruck den Preis, was bei der Kalkulation zu berück-
sichtigen ist.
Daß zum Druck von Drei- oder Vierfarbenätzungen nur möglichst
lichtechte Farben verwendet werden dürfen, ist eigentlich selbstverständ-
lich, wenn man bedenkt, daß das Bild durch den genauen Zusammendruck
 
Annotationen