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Krüger, Otto
Die Illustrationsverfahren: eine vergleichende Behandlung der verschiedenen Reproduktionsarten, ihrer Vorteile, Nachteile und Kosten — Leipzig: Verlag von F.A. Brockhaus, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.67421#0221
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DIE FLACHDRUCKVERFAHREN

I. LITHOGRAPHIE UND STEINDRUCK.
Im Gegensatz zum Hoch- und Tiefdruck, die mechanische Druckverfahren
darstellen, beruht der Steindruck auf einem chemischen Vorgang. Der
poröse Lithographiestein — kohlensaurer Kalkschiefer — nimmt an allen
denjenigen Stellen keine Farbe an, die mit einer Ätze von Salpeter-
säure und Gummiarabikum behandelt und vor jedem Druck mit Wasser
gefeuchtet werden. Während der Steindruck an sich schon früher bekannt
war, erfand gegen Ende des 18. Jahrhunderts Aloys Senefelder den
lithographischen Umdruck, und da mit diesem erst das Verfahren zu
seiner vollen Bedeutung und Leistungsfähigkeit gelangen konnte, gilt
Senefelder mit Recht als der Erfinder des Steindrucks.
Beim lithographischen Druckverfahren sind drei ganz verschiedene
Arbeitsvorgänge zu unterscheiden: erstens die Herstellung der Original-
platte, zweitens der Andruck und Umdruck, und drittens der eigentliche
Auflagedruck.
Die Herstellung der lithographischen Zeichnung — »Originalstein«
genannt — geschieht in mannigfachster Weise, je nach der Vorlage, die
der Besteller liefert, je nach den Wirkungen, die erzielt werden sollen,
und je nach dem Preis, der angelegt wird. Die älteste, gleichzeitig aber
auch die langwierigste und daher die teuerste Manier ist die Federtechnik.
Der lithographische Stein wird unter Anwendung von Wasser, Schleif-
sand und Bimsstein entweder mit dem Handreiber oder in der Schleif-
maschine absolut plan und glatt geschliffen und dann sauber abgespült.
Nach dem vollständigen Trocknen werden nun die Konturen der Zeich-
nung mittels Gelatinepausen auf den Stein übertragen und danach alle
Einzelheiten der Zeichnung mit lithographischer Tusche, die in der Haupt-
sache aus Fett, Seife und Lampenruß besteht, sauber eingezeichnet. Der
Lithograph arbeitet hierbei, je nach dem Charakter der Vorlage, mit der
Feder oder dem Pinsel. Einer gewissen Beliebtheit erfreute sich, beson-
ders in der Chromolithographie, hierbei die sogenannte Federpunktier-
manier, mit welcher auf glatt geschliffenem Stein selbst Kreidetöne nach-
geahmt werden können. Diese Arbeitsweise ist außerordentlich mühsam,
denn es muß hierbei mit der Feder Punkt an Punkt gesetzt werden.
Durch Systeme von größeren und kleineren Punkten entstehen eben die
 
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