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Gombert, Hermann [Editor]; Krummer-Schroth, Ingeborg [Editor]; Augustinermuseum <Freiburg im Breisgau> [Editor]
Mittelalterliche Kunst im Augustinermuseum Freiburg im Breisgau — Freiburg i. Br., 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.28263#0006
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Initialen versehene Antiphonare und Graduale, gestickte und gewirkte Wand-
behänge und Kissenplatten des 13. und 14. Jh., Hausaltärchen, geschnitzte
und bemalte Kästchen, Anhänger aus Silber oder mit Perlmuttschnitzereien
versehen, köstliche Stickereien, Arbeiten der Gelbgießer, schöner Hausrat in
Zinn und wertvolle Möbel bilden den Nachlaß. Der größte Teil der Kunst-
gegenstände wurde von der Städt. Stiftungsverwaltung, die sie vereinnahmt
hatte, erst Jahrzehnte nach der Übernahme dem Museum übergeben. Ein
guter Teil befindet sich noch heute in dem hübschen Barockkirchlein des
„Neuklosters" Adelhausen und dient dort seinem ursprünglichen Zweck. So
das barocke Kirchengerät, die großen Altäre aus der Zeit um 1700 und einige
sehr schöne mittelalterliche Plastiken, wie die Steinfigur der Hl. Katharina, das
gotische Kreuz, ein hölzernes Büstenreliquiar und die geschnitzte Figur der
Muttergottes von dem Freiburger Bildhauer Hans Wydyz.

Verfolgt man die Geschichte der Dominikanerinnen von „Mariae Verkündigung”,
dann zeigt sich, daß die Kunstwerke des hohen Mittelalters nicht von dort
stammen können. Denn in der Nacht zum Donnerstag nach Pfingsten im Jahre
1410 verheerte ein furchtbarer Brand das Kloster. Einzelheiten über diese
Katastrophe erfahren wir aus einem Empfehlungsbrief des Bürgermeisters und
Rats der Stadt an die Bürger, sich am Wiederaufbau durch Spenden zu
beteiligen. Der Schaden muß vollständig gewesen sein, denn als drei Stunden
vor Tage der Brand bemerkt wurde, kam jede Hilfe zu spät. Das Kloster, die
Kirche, die Kornhäuser, die Kelter und alle Wohnungen waren zerstört. Damit
aber auch „alles ir heiltum, alle monstranzien vnd gezierde darinne, d(a)z
heilig heiltum von golde, von Silber vnd von edlem gestein, köstlich verwürket
w(a)z, vil ir kelchen, alle ir büchere, gemeyne büchere, vnd die jegliche frowe
besunders hatt, alle ir köstliche husrat, d(a)z hundert jar vnd mer, dem all-
mechtigen Gotte vnd siner lieben mutter vnser frowen St. Maria, in der(en)
ere das selbe closter gestifftet vnd gewihet ist, ze lobe vnd ze eren, da
gehalten vnd gesamnet w(a)z, — gar vnd gentzlich in den grund verbrannt..
Erstaunlich für uns ist der Reichtum an kostbaren, z. T. mit Edelsteinen
gezierten Arbeiten der Gold- und Silberschmiede, die u. a. auch die aus Silber
gegossenen und getriebenen Schaugeräte in Form von Turmmonstranzen,
Kopf-, Armreliquiaren und Schreinen schufen, die das „heiltum”, die Reliquien
der Heiligen umschlossen. Man erinnere sich der nicht zu unterschätzenden
Bedeutung der Reliquienverehrung im Mittelalter, wo man den Partikeln der
Heiligen, deren Leiber „Tempel des Heiligen Geistes” (1 Kor. 3,17) waren,
wunderkräftige Eigenschaften zuschrieb. Ihr Leben, deren Legende jedermann
kannte, mahnte eindringlich zur Nachahmung. Daher bemühten sich Kirchen
und Klöster um diesen geistlichen Schatz, den man mit dem wertvollsten
Material umgab. Adelhausen bildet darin keine Ausnahme, denn auch die
anderen Klöster der Stadt wie auch seine Pfarrkirche, das Münster, besaßen
zahlreiche Heiltümer, die zunächst im hohen Mittelalter auf den Altären
standen, später in den Schatzkammern verwahrt und nur an bestimmten Fest-
tagen dem Volk zur Verehrung gezeigt und bei den feierlichen Prozessionen
mitgeführt wurden. Es ist anzunehmen, daß auch aus der Heiligenverehrung
jene hohe Blüte der Frömmigkeit erwuchs, die in der 2. Hälfte des 13. Jahr-
hunderts einsetzte und in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts ihren Höhepunkt
erreichte. Vor allem die Männer und Frauen der neuen Orden des Hl. Franzis-
 
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