76 III. Würdigung der einzelnen Theile dieser Sammlung.
weder geboren noch geschaffen ist. Es gilt aber auch nach
Nr. 2 im ersten Kapitel: quod genitum est et infectum est,
denn der Sohn, der geboren ist, ist doch nicht geschaffen,
weil nasci und fieri ganz verschiedene Begriffe sind. Aber
da zeigen sich jetzt die Gegner in ihrer wahren Gestalt,
indem sie behaupten, natum esse sei gleich factum esse.
Das thun sie, um nicht zugeben zu müssen, dass der Sohn,
wenn er aus dem Vater geboren ist, dieselbe göttliche Sub-
stanz besitze.
Wenn aber natum = factum, so ist auch factum = natum;
also wären Himmel, Erde etc. auch geboren. Auch obige
Definition: omne quod est, aut ingenitum aut genitum aut
factum est, ist falsch; und es bleibt nur noch: omne quod est,
aut ingenitum aut factum est. Ferner ergibt sich aus der
Behauptung natum — factum: alles Geschaffene ist auch
ungezeugt, weil was geschaffen ist, nicht geboren ist. Da
nun aber ingenitum nichts anderes ist als non esse natum,
so folgt factum = ingenitum. Es verbliebe somit als Kategorie
des Seienden nur noch das ingenitum.
Aber vielleicht sagt man, es sei doch ein Unterschied
zwischen ingenitum quod et infectum und ingenitum quod
factum, so dass zwei Modi des Seienden bleiben
1. ingenitum quod et infectum,
2. ingenitum quod et factum.
Was ist darauf nun zu sagen : alles Geschaffene, weil nicht
gezeugt, ist ingenitum? Und wenn ungezeugt das ist, was ge-
schaffen ist, so ist also was geboren ist, ungeschaffen. Und
es ist etwas anderes factum esse und etwas anderes geni-
tum esse, weil was geschaffen ist, ungezeugt, und was ge-
boren ist, ungeschaffen ist. Und weiter, wenn natum esse
= factum esse wäre, so würde daraus nach den Aufstellungen
der Gegner, die sagen: quod factum est, ingenitum est,
folgen: natum esse = ingenitum esse. Zwischen ingenitum
quod factum und genitum quod infectum besteht allerdings
weder geboren noch geschaffen ist. Es gilt aber auch nach
Nr. 2 im ersten Kapitel: quod genitum est et infectum est,
denn der Sohn, der geboren ist, ist doch nicht geschaffen,
weil nasci und fieri ganz verschiedene Begriffe sind. Aber
da zeigen sich jetzt die Gegner in ihrer wahren Gestalt,
indem sie behaupten, natum esse sei gleich factum esse.
Das thun sie, um nicht zugeben zu müssen, dass der Sohn,
wenn er aus dem Vater geboren ist, dieselbe göttliche Sub-
stanz besitze.
Wenn aber natum = factum, so ist auch factum = natum;
also wären Himmel, Erde etc. auch geboren. Auch obige
Definition: omne quod est, aut ingenitum aut genitum aut
factum est, ist falsch; und es bleibt nur noch: omne quod est,
aut ingenitum aut factum est. Ferner ergibt sich aus der
Behauptung natum — factum: alles Geschaffene ist auch
ungezeugt, weil was geschaffen ist, nicht geboren ist. Da
nun aber ingenitum nichts anderes ist als non esse natum,
so folgt factum = ingenitum. Es verbliebe somit als Kategorie
des Seienden nur noch das ingenitum.
Aber vielleicht sagt man, es sei doch ein Unterschied
zwischen ingenitum quod et infectum und ingenitum quod
factum, so dass zwei Modi des Seienden bleiben
1. ingenitum quod et infectum,
2. ingenitum quod et factum.
Was ist darauf nun zu sagen : alles Geschaffene, weil nicht
gezeugt, ist ingenitum? Und wenn ungezeugt das ist, was ge-
schaffen ist, so ist also was geboren ist, ungeschaffen. Und
es ist etwas anderes factum esse und etwas anderes geni-
tum esse, weil was geschaffen ist, ungezeugt, und was ge-
boren ist, ungeschaffen ist. Und weiter, wenn natum esse
= factum esse wäre, so würde daraus nach den Aufstellungen
der Gegner, die sagen: quod factum est, ingenitum est,
folgen: natum esse = ingenitum esse. Zwischen ingenitum
quod factum und genitum quod infectum besteht allerdings