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Kürschner, Joseph [Editor]
China: Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg ; ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik — Leipzig, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.2422#0303
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prinz Keinrich in Gstasien. 544

543 M,

ihrem Gemahl empfangen. Tas Weihnachtsfest ver-
lebte das prinzliche Paar gemeinschaftlich in Kiautschou.

Anfang März 1899 wurde der Prinz zum Kom-
mandeur des gesamlen Kreuzergeschwaders in den ost-
asiatischen Gewässern ernannt und am 20. desselben
Monats Prinz Waldemar, der ältere der beiden Söhne
der im fernen Osten weilenden Eltern, ältem Brauch des
Hohenzollernhauses gemäß, zu seinem zehnten Geburts-
tagsfeste durch kaiserliche Kabinettsordre zum Leutnant
ini 1. Garderegiment zu Fuß und gleichzeitig zum Leut-
nant zur See ernannt. Tas Kaiserpaar verschönte durch
einen Besuch in Kiel diesen Ehrentag des Neffen. Nach
einem erinnerungsreichen, unvergeßlichen Beisammensein
von vier Monaten schlug dem prinzlichen Paar erneut
die Trennungsstunde; am 22. April trat Prinzessin
Heinrich von Schanghai aus an Bord desselben Schiffes,
wie aus der .Herfahrt, die Heimreise an, landete am
24. Mai in Genua nnd war am 16. Juni mit ihren
beiden Söhnen wieder daheim in Kiel.

Jn den Sommer des Jahres 1899 fällt die Strom-
fahrt des Prinzen Heinrich den Aangtszekiang auf-
wärts nach Hankau, wobei in Wutschang eine bedeut-
same Zusammenkunft mit dem geistig hervorragenden
Generalgouverneur der Kiangsu-Provinzen, Tschan-
Lschitung, stattfand. Tieser Besuch bei dem bedeutenden
chinesischen Staatsmanne hat nicht wenig zur Hebung
des deutschen Ansehens im südlichen China beigetragen.
Der Handel der deutschen Kaufleute und die Zukunft
deutscher llnternehmungen im südlichen Chiua sind da-
ourch nicht unwesentlich gesördert und ermutigt worden;
die seit jener Zeit ins Leben getretene deutsche Rickmers-
Tampferlinie, die den Hangtsze stromaufwärts bis

Tschungking verkehrt, ist hierfür ein schlagender Beweis.
Auch hier ist der deutsche Kaufmann und Reeder mit
dem früher alleinherrschenden Briten erfolgreich in Wett-
bewerb getreten.

Jm Juni besuchte der Prinz Korea, im Juli
Japan, wo er ani 5zofe des Mikado mit großer Aus-
zeichnung empfangen wurde. Kurz vor der Abreise aus
China wurde der Prinz zum Vizeadmiral befördert.
Ten Abschluß der ostasiatischen Mission des Bruders
Kaiser Wilhelms ll. bildete dcr vom 17. bis 29. Dezem-
ber 1899 währende Besuch am siamesischen Hof zu
Bangkok.

Am 13. Februar traf Prinz Heinrich, der auf der
Rückreise von Jtalien ab den kürzeren Landweg über
Wien gewählt hatte, wieder in Berlin ein, wo ihm
durch den Kaiser und die Hauptstadt des Deutschen
Reiches ein ebenso warmer und herzlicher als ehren-
voller Empfang bereitet wurde. Zwei Tage später weilte
der deutsche Heinrich der Seesahrer wieder in seinem
Familienheim an der Kieler Föhrde, von wo er 26 Mo-
nate srüher hinausgezogen war, um in den Rcichen
des sernen Ostasiens in persönlicher Fühlung mit den
Höfen von Peking, Söul, Tokio und Bangkok Beziehun-
gen anzubahnen, die dem Deutschen Reiche und Volke
Ansehen und Nutzen bringen sollen und werden. Sollte
es dereinst sich darum handeln, daß die Würfel fallen
über die Geschicke der Lander am Hwangho und Pangtsze-
kiang, so wird Deutschland nicht wieder leer ausgehen
wie zur Zeit der spanischen und portugiesischen Con--
quistadoren. Beizeiten dafür vorgesorgt zu haben ist
das unbestreitbare Verdienst Kaiser Wilhelms II. und
seines Bruders, des Prinzen Heinrich.

Aiiknnft des Prinzen Lfeinrich bei seiner Riickkehr aus Gstasien, auf dem Bahnhof in Riel ain 15. Februar I8YY.
 
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