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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.1230#0044

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20

III. Amerika. — B. Südamerika.

die sich in Peru, im Departement Ayacucho, finden, so fei,].
uns über sie an genauerer Kenntniss. Näher sind wir mit •
paar andern Denkmälern bekannt. Unter diesen sind besonders li
Denkmäler von Tiaguanaco, in Boiivia, unfern von la Paz
nennen;1 sie bestehen aus langen Reihen viereckiger Pfeiler u\
aus einem, mit letzteren in Verbindung stehenden portalartis-ei
Monument, welches aus Einem Fclsstücke gearbeitet ist. Dies
Monument, das hier vornehmlich in Betracht kommt, ist von einfach
viereckiger Gestalt, in der Mitte von einer, ebenfalls rechtwinklig
gebildeten Thür durchbrochen; auf der Fronte sind zu den Seiten
der Thür Fensternischen, von derselben Gestalt, in zwei Geschossen
übereinander angebracht. Einfache, flache Bänder machen .die
Gesimse des Monumentes aus und deuten somit schon auf ein
bestimmtes Bedürfniss der Gliederung und Theilung hin; ganz
eigenthümliches Interesse aber erwecken die Umfassungen der Thür
und der Fensternischen, die sich, obgleich auch in einfachster
Anordnung, doch mit Geschmack dem schönen Princip der
griechischen Architektur annähern. Auf der Rückseite des Monu-
mentes sind keine Nischen, sondern statt deren Relief-Sculpturcn,
als Schmuck des Obertheiles, angebracht. Diese Sculpturen geben
wiederum ein sehr wichtiges Beispiel für die ersten Anfänge der
bildenden Kunst. Auch sie zeigen, bei einer zwar sorgfältigen
Behandlung nur die Auffassung der allgemeineren Bedingnisse der
körperlichen Form, während die eigentliche Gestaltung noch ein
phantastisch willkührliches Gepräge hat und die Ausbildung nach
conventioncllcn Gesetzen erfolgt ist; doch sind sie bereits mehr
entwickelt, als die obengenannten Idole der Sandwich-Inseln.
Dasselbe gilt von einigen andern Sculpturen, die sich zu Tia-
guanaco und an andern Orten in Boiivia gefunden haben.2
Merkwürdig ist sodann die Ruine eines Incas-Tempels auf der
Insel Titicaca (ebenfalls in Boiivia).3 Es ist eine einfach viereckige
Masse, die Gestaltung des Oberbaues nicht mehr deutlich erkennbar.
Unterwärts sind an den Wänden des Tempels Thüren und Thür-
nischen angebracht, die eine pyramidale Gestalt (d. h. eine schräge
Neigung der Seitenflächen) haben und auf ähnliche Weise wie die
Thür und die Nischen des Monumentes von Tiaguanaco umfasst
und bekrönt sind.
An vielen Orten, namentlich in Peru, werden die Rw»eu
1 D'Orbigny, l'homme amerieain. Taf. 9—11.
' D'Orbigny, Taf. 6—8.
s Ebcndas., Taf. 13.
 
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