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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.1230#0417

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4et

S

Zwölftes Kapitel.

§. 1. Die Stellung der Kunst des Islam im Allgemeinen.

X

Es war im J. 610 nach Chr. Geb., als über Arabien die „Macht
der Rathschlüsse Gottes" sich niedersenkte. Muhamed erkannte,
dass er der Prophet des Höchsten sei, dass er das Gesetz, welches
Moses und Jesus gegeben, vollenden müsse. Die Seinen glaubten,
Anhänger sammelten sich um ihn; die Widerwilligen wurden mit
dem Schwerte vernichtet. Bald jauchzte ganz Arabien seinem
Propheten entgegen. Ein nie gekannter Enthusiasmus erfüllte das
Volk der Wüste; wie ein Wetter stürm drang es über die Nachbar-
länder vor, und kaum waren hundert Jahre verflossen, so herrschte
der Islam von den Ufern des atlantischen Oceans bis zu denen
des Ganges.
Die neue Religion brachte eine neue Weise der Gottesverehrung,
und diese bedurfte einer neuen Gestaltung der Kunst, den Preis
des Höchsten ihrer Eigentümlichkeit gemäss zu verkünden. Aber
das Volk der Araber war, wie die germanischen Nationen, welche
vom Norden her auf das alte Römerreich eindrangen, ohne eine
selbständige höhere Cultur, die zu solchen Unternehmungen die
Mittel hätte hergeben können; auch ihnen blieb somit vorerst nichts
ul)1'ig, als die Kunstformen, welche sie in den Ländern ihrer Herr-
schaft vorfanden und welche sich zur Zeit ihrer neuen künstleri-
schen Bestrebungen besondrer Gültigkeit erfreuten, für ihre Zwecke
Zu benutzen. Dies, aber waren vornehmlich wiederum die Formen
»späteren Römerzeit, und zwar in derjenigen Verwendung und

theilw

eisen Umbildung, welche sie in den Werken der altchrist-

'Cleu Kunst empfangen hatten; denn gerade die letzteren mussten
,?m ^lam) der in ähnlicher Richtung wie das Christenthum gegen
lC hei(Jnische Weise der Gottes Verehrung auftrat, als ein zunächst
gemessenes Vorbild erscheinen. Damit verband sich sodann ein
Pezie11 orientalisches Kunst-Element; theils hatten bereits die
 
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