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eine Mitgift der Natur bezeichnen. Sehinkel
war kein schöner Mann; aber der («eist der
Schönheit, »1er in ihm lebte, war so mächtig
und trat so lebendig nach aussen, dass man
diesen Widerspruch der Form erst bemerkte,
wenn man seine Erscheinung mit kalter Be-
sonnenheit zergliederte. In seinen Bewegun-
gen war ein Adel und ein Gleichmaass, in sei-
nem Munde ein Lächeln, auf seiner Stirn eine
Klarheit, in seinem Auge eine Tiefe und ein
Feuer, dass man sich schon durch seine blosse
Erscheinung zu ihm hingezogen fühlte. Grö-
sser aber noch war die Gewalt seines Wor-
tes, wenn das, was ihn innerlich beschäftigte,
uüwiijkührlich und unvorbereitet auf seine
Lippen trat. Dann öffneten sich die Pforten
der Schönheit; die tausend und aber tausend
hemmenden Schranken, welche das Leben des
Tages aufgestellt hat, verloren mehr und mehr
an Kraft, bis sie zuletzt gänzlich zu ver-
schwinden schienen; die Bilder eines idealen
Lebens, wie wir uns Griechenland in den Zei-
ten seiner schönsten liiiilhe so gern vorstel-
len, zogen klar und beseligend an uns vor-
über; bis das Gespräch zum Schlüsse dennoch
auf die Anforderungen des Tages zurückkeh-
ren musste und in webmüthigen Aceorden der
 
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