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III. Das Altertlium des mittleren Asiens.

Bei dem erstgenannten Dorfe sind es die Ueberreste einer aus-
gedelinten Stadt, Pterium oder Tavia, — die mächtigen Mauern
in der kyhlopischen Bauweisc der (später zu bespreclienden) pe-
lasgischen Yölker ausgefiihrt. Ein Thor, an dessen Pfosten
streng alterthümliche Löwenköpfe vorspringen, hatte eine halb-
runde, aus einem Steine gearbeitete Ueberwölbung; ein Mar-
morthron hat zu den Seiten zwei ebenfalls sehr alterthiimliche
und zugleicli fast nacli ninivitischer Art angeordnete Löwen.
Die Grundlagen eines Tempels oder Pallastes, aus kolossalen,
sorgfältig bearbeiteten Blöcken bestehend, umfassen einen Kauni
von 140 Fuss Breite und ‘200 F. Länge; sie deuten auf Gemächer
und Gänge, die einen Hofraum umgaben. Vor Allem merk-
wiirdig aber sind die in der Nähe befindlichen Felsreliefs, welche
die Wände eines von Felsen umsclilossenen Kaumes, Yasili-Kaia
genannt, erfüllen. Es scheint, dem Hauptinhalte nach, die mit
mancherlei mythisch-symbolischer Zuthat versehene bildliche Ur-
kunde eines Völkerbündnisses zu sein. Zwei Ziige, von der
Rechten und von der Linken, begegnen einander, mit den Fiilirern
an der opitze. Die zur Linken, zumeist kurzgewandet, haben
in Kostiim und kiinstlerischem Stvl einen gewissen ägyptisirenden
Typus, doch in freierer, derberer, naiverer Behandlung; sie er-
innern mehrfach an das eben besprochene Eelief von jSymphio;
die zur Eechten, langgewandet, tragen in Erscheinung und Be-
handlung ein mittelasiatisches Gepräge. Es ist nicht unmöglich,
dass diese Arbeiten in eine frühe Zeit asiatischer Cultur zuriick-
gehen; das erwähnte ägyptisirende Flement dürfte dabei, seinem
Ursprunge nach, wiederum auf die Epoche Ramses II., d. li. etwa
auf die ägyptischen Colonieen, welche Earnses an der Küste des
schwarzen Meeres gegründet hatte 1 und in denen sich die Grund-
ziige der nationalen Richtung immerhin auf längere Zeit erhal-
ten haben konnten, zuriickdeuten. Die späteste Epoche, Avelcher
die Sculpturen angehören möchten, wiirde die der Mederlierr-
schaft sein. — Bei dem Dorfe Fuyuk findet sich ebenfalls ky-
klopisches Mauerwerk. JMerkwürdig und eigenthiimlich sind hier
die aus kolossalen Blöcken errichteten Pfeiler eines Portalbaues,
mit vortretenden Thierbildern nacli ninivitischer Art. Diese Thiere
liaben, an die späteren kleinasiatischen Harpyenbildungen erin-
nernd, den Körper eines Yogels mit menschlichem Haupt und
Löwenfüssen. Der menschliche Kopf ist hiebei in charakteristisch
ägyptischer Weise behandelt.

Anderweit bemerkenswerth sind die Reste einew grossen bau-
lichen Anlage zu Tarsos in Cilicien: ein Hof mit zwei kolos-
salen viereckigen Cementmassen, von mächtigen Mauern um-
geben, ■— vermuthlich Feueraltäre, die entweder der Epoche der
assyrischen oder der der persischcn Herrschaft angeliören.

Herodot, II, 103 —105.
 
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