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AUS DEM VORWORT DER ERSTEN AUFDAGE.

Es sclieint mir nothwendig, dem Buclie, welclies ich liiemit dem Publikum
vorlege und dem ich gern, da es doch einen guten Theil meines Lebens mit
sicli führt, eine freundliche Aufnahme bereiten möchte, ein Paar einleitende
Bemerkungen voranzusehicken.

Fiir’s Erste über die Wahl des Titels. Er sagt zu wenig und sagt zu viel;
aher icli habe hin und her gesonnen, oline einen besseren, der ähnlich bequem
zu handliaben wäre, auffinden zu künnen. Wir gebrauchen das Wort Kunst-
geschichte im engeren und weiteren Sinne; in diesem, wenn wir die Ge-
schiclite der Musik und der Poesie dazu nelimen; in jenem, wenn wir nur von
den räumlich bildenden Kiinsten (mit Einschluss der Architektur) sprechen.
Das leztere ist in meinem Buche derFall; und da das Wort ungleich mehr in
seiner engeren Bedeutung als in seiner weiteren gebraucht wird, so glaubte auch
ich immerhin der allgemeinen Sitte folgen zu dürfen.

Ungleich wichtiger jedoch, als den Titel, ist es, die Aufgabe, 'die icli in
diesem Buche zu erfüllen strebte, zu rechtfertigen. Es ist der erste umfassen-
dere Versuch in seiner Art, der hier dem Publikum entgegentritt; wenigstens
glaube ich das, was früher über das Ganze der Kunstgescliichte geschrieben ist,
unberüksiclitigt lassen zu dürfen, ohne dass man mich des Hochmuths zeihen
wird. Es muss somit wohl ein guter Grund vorhanden sein, wesshalb mir mit
solclrer Arbeit noch keine andre, vielleicht melir berufene Feder zuvorgekommen
ist. Und allerdings liegt dieser Grund klar genug zuTage: — das Ganze unsrer
Wissenschaft ist noch gar jung, es ist ein Eeich, mit dessen Eroberung wir
nocli eben erst bescliäftigt sind, dessen Thäler und Wälder wir nocli erst zu
lichten, dessen wüste Steppen wir noch urbar zu maclien haben ; da wird noch
die mannigfaltigste Thätigkeit für das Einzelne erfordert, da ist es schwer, oft
 
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