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VIII

Vonvort.

fast unausführbar, ein behagliclies geographisches Netz darüber zu legen und
Provinzen, Bezirke, Kreise und Weichbilder mit saubern Farbenlinien von ein-
ander zu sondern. Dass ich dies dennoch getlian, oder zu thun versucht, —
icli könnte sagen, dass ich mehrfacli und dringend dazu aufgefordert wurde und
dass icli Jahr und Tag habe verstreichen lassen, elie icli es wagte, den freund-
lichen Aufforderungen, die vielleicht rneine Kräfte überschätzten, nachzugeben;
das wird indess den geneigten Leser wenig kümmern, er wird vielmehr nur
nach den Gründen fragen, die rnich zmn Nachgeben veranlasst. Es sind die
folgenden. Wenn wir aucli noch viel, reclit sehr viel in unsrer Wissenschaft
zu thun haben, so liegt denn doch bereits eine so grosse Masse von Einzelheiten
vor, dass fiir diese so viel Ordnung, als eben möglich ist, geschafft. werden muss.
Die allgemeine historische Wissenschaft (in deren Dienst wir jenes Keicli zu er-
obern streben) stellt uns docli allmählig die sehr ernsthafte Frage, was eigent-
lich wir in diesen Jahren geschafft haben und welcher Gewinn ihr aus unsern
Bemühungen erwachsen ist. Dann sind mancherlei Freunde da, die, zum
eigenen Genuss, gern eine bequeme Anscliauung von unserm Tliun nnd Treiben
liaben möchten, und Jiinger, die zu lielfen gesonnen sind und denen wir die
Wege zeigen sollen. Und nicht minder scheint es mir fiir uns selbst ein
dringendes Erforderniss; wenn wir stets nur auf das Einzelne, das Naliliegende
blicken, möchten wir leiclit Gefahr laufen, den Sinn fiir die Ferne und Weite,
die das Ganze umscliliesst, abzustumpfen; wir möchten vergessen, dass das
Einzelne seine vornehmste Bedeutung eben nUr als ein Glied des Ganzen hat.
Wir müssen somit Nälie und Ferne stets auf gleichmässige Weise im Auge
behalten, wenn wir erfolgreich vorwärts schreiten wollen, wie das Blut zum
Iierzen einfliessen und vom Herzen ausfliessen muss, wenn das Leben sich
gedeihlicli entwickeln soll.

Ich gebe somit einstweilen ein Ganzes, wie die Mittel, welche mir zu
Gebote standen, sich eben zum Ganzen vereinigen wollten. Was ich selbst er-
forscht, habe ich nach besten Kräften mit dem zu verschmelzen gesucht, was
durcli Andere geleistet worden ist. Die wichtigsten Quellen (die insgemein
zugleich die besten Hülfsmittel zur weiteren Untersuchung der einzelnen Punkte
darbieten) liabe icli genannt, oline jedoch für jedes fremde Wort die Autorität
besonders anzuführen ; das Bucli würde dadurch unnöthig angewachsen sein ;
oft wäre es aucli unmöglich gewesen, da ich es keineswegs von jedem einzelnen
Gedanken mehr sagen kann, ob er mir oder einem Anderu angehöre, und da
ieh auf manche interessante Forscliung gewiss nur durch diesen oder jeneu
äusseren Anlass geführt worden bin. Ich maasse mir übrigens, wie aus dem
Obigen wohl zur Genüge hervorgehen wird, nicht an, dass mein Buch für die
Wissenschaft einen bleibenden Werth liaben werde ; ich habe eben nur ihren
gegenwärtigen Betrieb, so gut es der lieutige Zustand erlaubt, zu fördern
gestrebt ....

Wie weit mir rneine Aufgabe gelungeu, das überlasse icli gern dem Er-
messen derer, welche zum Urtlieil berufen sind ; mein Buch, die Fassuug und
 
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