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XI. Die muhammedaniscbe Ivunst ctc.
bekleidete, angebracht, deren Styl lebhaft an sassanidische Seulp-
turen erinnert. D as Grabmal der Fatma-Kadun zu Nigdeh ist,
neben seinen iibrigen Zierden, mit eigenthümlicli phantastischen
Harpyienfiguren geschmückt, welche sich auf ailen Seiten des
Monumentes wiederholen. U. s. w. —-
Fiir die muhammedanische Kunst dieser Periode in den
mesopotamischen, den persischen, den indischen Landen fehlt es
wiederum an Kunde und Anschauung.
Dritte Periode der muhammedanischen Kunst.
Die dritte Periode ist von der Mitte des dreizehnten bis zur
Zeit um die Mitte, theilweise bis gegen den Schluss des funf-
zehnten Jahrhunderts hinabzuführen. Der Wechsel der politi-
schen Yerhältnisse bildet auch hier den Rahmen, innerhalb dessen
die neuen Entwickelungen der muhammedanischen Kunst zur
Erscheinung kommen. Diese bestehen einerseits in einer Durch-
bildung des Ornamentistischen, welche auf dem Grunde und nach
M aassgabe der bislier vorherrschenden baulichen Gestaltung das
Wechselverhältniss zwisclien Gesammt - und Einzelform zum
vollsten Einklange bringt und die erdenklich reichste Wirkung
harmonlich ausprägt; theils hängen sie mit einem Streben nach
grösserer Totalität der baukiinstlerischen Composition zusammen
und bilden hierin die Vorbereituno'en und Uebero'äng;e zu neuen
Richtungen, welche in der folgenden Periode ihre Erfüllung
finden.
Jene vollendete Entfaltung des bisherigen Strebens gehört
insbesondre Spanien an. Die muhammedanische Macht war
zwar, zuriickgedrängt von der christlichen, bereits auf einen
kleinep Tlieii im Siiden der Halbinsel eingeschränkt, auf das
Königreich Granada, das als solches um die Mitte des dreizehn-
ten Jahrhunderts beginnt und im J. 1492, mit der Eroberung
der Stadt Granada durch die christlichen Waffen und der Unter-
drückung des muhammedanischen Glaubens in Spanien endet.
Aber alier Glanz des maurischen Lebens’ fasste sich an dem
Königshofe von Granada zusammen und hinterliess sein kiinst-
ierisches Abbild in baulichen Monumenten, von denen namhafte
Beispiele auf unsre Zeit gekommen sind. Auch fanden diese
reizvollen Muster, unter dem vielseitigen und romantischen Ver-
kehr zwischen den christ.lichen und den muhammedanischen
XI. Die muhammedaniscbe Ivunst ctc.
bekleidete, angebracht, deren Styl lebhaft an sassanidische Seulp-
turen erinnert. D as Grabmal der Fatma-Kadun zu Nigdeh ist,
neben seinen iibrigen Zierden, mit eigenthümlicli phantastischen
Harpyienfiguren geschmückt, welche sich auf ailen Seiten des
Monumentes wiederholen. U. s. w. —-
Fiir die muhammedanische Kunst dieser Periode in den
mesopotamischen, den persischen, den indischen Landen fehlt es
wiederum an Kunde und Anschauung.
Dritte Periode der muhammedanischen Kunst.
Die dritte Periode ist von der Mitte des dreizehnten bis zur
Zeit um die Mitte, theilweise bis gegen den Schluss des funf-
zehnten Jahrhunderts hinabzuführen. Der Wechsel der politi-
schen Yerhältnisse bildet auch hier den Rahmen, innerhalb dessen
die neuen Entwickelungen der muhammedanischen Kunst zur
Erscheinung kommen. Diese bestehen einerseits in einer Durch-
bildung des Ornamentistischen, welche auf dem Grunde und nach
M aassgabe der bislier vorherrschenden baulichen Gestaltung das
Wechselverhältniss zwisclien Gesammt - und Einzelform zum
vollsten Einklange bringt und die erdenklich reichste Wirkung
harmonlich ausprägt; theils hängen sie mit einem Streben nach
grösserer Totalität der baukiinstlerischen Composition zusammen
und bilden hierin die Vorbereituno'en und Uebero'äng;e zu neuen
Richtungen, welche in der folgenden Periode ihre Erfüllung
finden.
Jene vollendete Entfaltung des bisherigen Strebens gehört
insbesondre Spanien an. Die muhammedanische Macht war
zwar, zuriickgedrängt von der christlichen, bereits auf einen
kleinep Tlieii im Siiden der Halbinsel eingeschränkt, auf das
Königreich Granada, das als solches um die Mitte des dreizehn-
ten Jahrhunderts beginnt und im J. 1492, mit der Eroberung
der Stadt Granada durch die christlichen Waffen und der Unter-
drückung des muhammedanischen Glaubens in Spanien endet.
Aber alier Glanz des maurischen Lebens’ fasste sich an dem
Königshofe von Granada zusammen und hinterliess sein kiinst-
ierisches Abbild in baulichen Monumenten, von denen namhafte
Beispiele auf unsre Zeit gekommen sind. Auch fanden diese
reizvollen Muster, unter dem vielseitigen und romantischen Ver-
kehr zwischen den christ.lichen und den muhammedanischen