430 IV. K. Die nord. K. v. Auf. d. 15. b. z. M. d. 16. Jahrh. — B. Sculptur.
Reisen des Meisters nach Italien annehmen zu müssen. Wir lassen diese
dahin gestellt. Aus guter Quelle 1 wird jedoch berichtet, dass sein älte-
ster Sohn Hermann Yischer (der jüngere, zum Unterschiede vom
Grossvater) eine Reise nach Italien gemacht und viele Studien heimge-
bracht habe, die dem Vater Wohlgefallen und den Brüdern zur Uebung
gedient hätten. Diese dürften zur Erklärung jener Erscheinungen, abge-
sehen von anderweitig vermittelten Einflüssen, bereits zur Genüge hin-
reichen. Von Hermann Vischer d. j. ist das treffliche Denkmal des
Kurfürsten Johann in der Schlosskirche zu Wittenberg gefertigt (1534);
dem des Vaters in der Anordnung ähnlich, steht es demselben doch in
der Gediegenheit des Styles nach. Von Johann Vischer, einem jün-
geren Bruder, findet sich in der Stiftskirche zu Aschaffenburg das
grosse Bronzerelief einer Madonna (1530). — Als ein trefflicher Schüler
und Nachfolger des Peter Vischer wird, ausser seinem Angehörigen, noch
Pancraz Labenwolf gerühmt; ihm schreibt man das sog. Gänse-
männchen auf einem Brunnen hinter der Frauenkirche in Nürnberg zu,
eine mit humoristischer Naturwahrheit gearbeitete Bronzefigur eines Bauern,
der unter den Armen ein Paar Gänse trägt. — Von einem guten Zeit-
genossen des P. Vischer rührt das bronzene Epitaphium des Anton Kress
in der Lorenzkirche von Nürnberg her (1513).
Noch sind schliesslich' die Reihefolgen von ehernen Standbildern zu
erwähnen, welche in der Hofkirche von Innsbruck, als Umgebung des
Grabmales Kaiser Maximilians I. aufgestellt sind. 2 Sie wurden wie es
scheint sämmtlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegossen;
als erster Unternehmer des Werkes wird urkundlich Georg S essl-
schreib er genannt, als die Meister, die an ihrer Ausführung vorzüglich
Theil haben, werden Stephan und Melchior Godl (1535) und Hans
Lendenstrauch erwähnt; über den Gregor Löffler, dem man dieselbe
gewöhnlich zuschreibt, ist kein näherer Nachweis vorhanden. In der sil-
bernen Kapelle finden sich dreiundzwanzig Statuen von etwa halber
Lebensgrösse, Heilige und Anverwandte des Hauses Habsburg vorstellend,
die wahrscheinlich ursprünglich bestimmt waren den Sarkophag zu um-
geben; bei eigenthiimlich kurzen Körperverhältnissen zeichnen sie sich
durch die Schlichtheit des Styles und würdige Fassung vortheilhaft aus.
Zwischen den Pfeilern der Kirche sind achtundzwanzig Colossalstatuen,
mittelalterliche Heroen und ebenfalls Vorfahren des habsburgischen Ge-
schlechtes, aufgestellt. An diesen findet man Bezeichnungen vom Jahr
1513 bis 1535; die früheren dieser Arbeiten sind von einfacher, ruhiger
Schönheit, andre wenigstens recht tüchtig, die meisten aber, und zwar
die späteren, manierirt bis in’s Unleidliche. Ungemeiner Fleiss aber und
mannigfaltige Phantasie sind auf die Dekoration des Kostüms verwandt,
besonders auf die bunten Turnierrüstungen der Männer. — Zwischen den
beiden Reihen der zuletzt genannten Statuen steht das Denkmal selbst,
auf welches sie sich beziehen. Dasselbe wurde, in seinen wesentlichen
Theilen, durch den Bildhauer Alexander Colin von Mecheln (1526
1 In J. Neudörffer’s Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werk-
leuten in Nürnberg. — 2 Lithogr. v. Schedler.
Reisen des Meisters nach Italien annehmen zu müssen. Wir lassen diese
dahin gestellt. Aus guter Quelle 1 wird jedoch berichtet, dass sein älte-
ster Sohn Hermann Yischer (der jüngere, zum Unterschiede vom
Grossvater) eine Reise nach Italien gemacht und viele Studien heimge-
bracht habe, die dem Vater Wohlgefallen und den Brüdern zur Uebung
gedient hätten. Diese dürften zur Erklärung jener Erscheinungen, abge-
sehen von anderweitig vermittelten Einflüssen, bereits zur Genüge hin-
reichen. Von Hermann Vischer d. j. ist das treffliche Denkmal des
Kurfürsten Johann in der Schlosskirche zu Wittenberg gefertigt (1534);
dem des Vaters in der Anordnung ähnlich, steht es demselben doch in
der Gediegenheit des Styles nach. Von Johann Vischer, einem jün-
geren Bruder, findet sich in der Stiftskirche zu Aschaffenburg das
grosse Bronzerelief einer Madonna (1530). — Als ein trefflicher Schüler
und Nachfolger des Peter Vischer wird, ausser seinem Angehörigen, noch
Pancraz Labenwolf gerühmt; ihm schreibt man das sog. Gänse-
männchen auf einem Brunnen hinter der Frauenkirche in Nürnberg zu,
eine mit humoristischer Naturwahrheit gearbeitete Bronzefigur eines Bauern,
der unter den Armen ein Paar Gänse trägt. — Von einem guten Zeit-
genossen des P. Vischer rührt das bronzene Epitaphium des Anton Kress
in der Lorenzkirche von Nürnberg her (1513).
Noch sind schliesslich' die Reihefolgen von ehernen Standbildern zu
erwähnen, welche in der Hofkirche von Innsbruck, als Umgebung des
Grabmales Kaiser Maximilians I. aufgestellt sind. 2 Sie wurden wie es
scheint sämmtlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegossen;
als erster Unternehmer des Werkes wird urkundlich Georg S essl-
schreib er genannt, als die Meister, die an ihrer Ausführung vorzüglich
Theil haben, werden Stephan und Melchior Godl (1535) und Hans
Lendenstrauch erwähnt; über den Gregor Löffler, dem man dieselbe
gewöhnlich zuschreibt, ist kein näherer Nachweis vorhanden. In der sil-
bernen Kapelle finden sich dreiundzwanzig Statuen von etwa halber
Lebensgrösse, Heilige und Anverwandte des Hauses Habsburg vorstellend,
die wahrscheinlich ursprünglich bestimmt waren den Sarkophag zu um-
geben; bei eigenthiimlich kurzen Körperverhältnissen zeichnen sie sich
durch die Schlichtheit des Styles und würdige Fassung vortheilhaft aus.
Zwischen den Pfeilern der Kirche sind achtundzwanzig Colossalstatuen,
mittelalterliche Heroen und ebenfalls Vorfahren des habsburgischen Ge-
schlechtes, aufgestellt. An diesen findet man Bezeichnungen vom Jahr
1513 bis 1535; die früheren dieser Arbeiten sind von einfacher, ruhiger
Schönheit, andre wenigstens recht tüchtig, die meisten aber, und zwar
die späteren, manierirt bis in’s Unleidliche. Ungemeiner Fleiss aber und
mannigfaltige Phantasie sind auf die Dekoration des Kostüms verwandt,
besonders auf die bunten Turnierrüstungen der Männer. — Zwischen den
beiden Reihen der zuletzt genannten Statuen steht das Denkmal selbst,
auf welches sie sich beziehen. Dasselbe wurde, in seinen wesentlichen
Theilen, durch den Bildhauer Alexander Colin von Mecheln (1526
1 In J. Neudörffer’s Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werk-
leuten in Nürnberg. — 2 Lithogr. v. Schedler.