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Kugler, Franz; Lübke, Wilhelm [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, Band 2.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.27233#0459
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§. 4. Kleineres Schnitzwerk, vornehmlich Portrait-Medaillons. 431

bis 1612) in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gefertigt. Es ist
ein mächtiger Sarkophag, auf dem Deckel, knieend, die Bronzestatue des
Kaisers, an den Seiten vierundzwanzig Marmorreliefs mit Scenen seiner
Geschichte. Man rühmt in diesen Arbeiten die vorzügliche Sorgfalt der
Ausführung, ihrem geistigen Gehalte nach sind sie jedoch ziemlich unbe-
deutend, dazu flach und wirkungslos in malerischer Anordnung und un-
bildnerischer Durchführung. — Endlich wird das etwa um die Mitte des
16. Jahrhunderts gegossene Taufbecken des Münsters zu Emmerich
(eine Schale auf drei Sirenen, die Figuren des Deckels moderner) sehr
gerühmt. 1

Bei diesem Anlass ist auch der Fortdauer jener gravirten bron-
zenen Grabplatten zu gedenken, deren auch aus dieser Periode in
Deutschland, Frankreich, England etc. eine ziemliche Zahl erhalten sind,
doch kaum irgend welche von dem Werthe jener strengen und schönen
Arbeiten des 14. Jahrhunderts; der eingedrungene Realismus musste auf
diese Gattung ungefähr wirken wie auf die Glasmalerei. Die trefflichste
vielleicht die des Bürgermeisters Berk in der Marienkirche zu Lübeck
(1521), einfach gut die des Cardinais Cusanus (1488 gesetzt) in der Ka-
pelle des Hospitals zu Cu es a. d. Mosel; geringer die aus 12 Stücken
zusammengenietete des Herzogs Gerhard von Jülich (1475) in der Kirche
von Altenberg bei Köln; andere in den Domen von Naumburg,
Freiberg, Bamberg u. a. a. 0. 2

§. 4. Kleineres Schnitzwerk, vornehmlich Portrait-Medaillons.

An kleinem Schnitzwerk in Holz, Speckstein und feinem Marmor
wurde im Anfänge des 16. Jahrhunderts in Deutschland mancherlei An-
muthiges gearbeitet; 3 in den Kunstsammlungen finden sich nicht selten
Stücke dieser Art, die theils durch die Zierlichkeit der Technik, theils
durch die geistvolle Auffassung anziehend sind. In Nürnberg waren in
dieser Kunstgattung besonders ausgezeichnet: Ludwig Krug (gest. 1535),
Peter Flötner (gest. 1546), Johann Teschler (gest. 1546) u. a. m.
Von den beiden erstgenannten bewahrt die Berliner Kunstkammer ein
paar saubere Arbeiten. Auch Maler lieferten Manches der Art, nament-
lich Al brecht Dürer; doch wird dem Letzteren Unzähliges von sol-
chen Werken mit grossem Unrecht zugeschrieben. Als sichere Schnitz-
werke von Dürers Hand dürften für jetzt nur anzuführen sein: ein in
Speckstein geschnitztes Hochrelief mit der Geburt Johannis, in der
Kupferstichsammlung des britischen Museums zu London (1510); ein
diesem ähnliches Werk mit der Predigt Johannis, in der Sammlung zu
Braunschweig; zwei Holztäfelchen mit Madonnen, bei II. Boisseree
in München (das eine vom J. 1513, das andere von 1516, dies jedoch
eine Wiederholung der Dürer’schen, in Kupfer gestochenen Madonna von

1 Kinkel, im Kunstblatt 1846, No. 39. ■— 2 Ueber die Technik s. Hertel, im

Kunstblatt 1853, S. 361. Vgl. F. Kugler, Kleine Schriften I, 160. II, 327. 433.

601. — 3 Vgl. Kugler’s Beschreibung der in der königl. Kunstkamm,er zu Berlin
vorhandenen Kunstsammlung, S. 65—116.
 
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