Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 1) — Stuttgart, 1872

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27229#0269
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erste Periode.

247

bau und ohne Umgang im Innern, doch ausserhalb ursprünglich mit
einem Arkadengange umgeben; vorzüglich bemerkenswerth durch
eine Belebung der architektonischen Gliederungen, wie sie sonst in
der Epoche der altchristlichen Kunst überhaupt nicht mehr vorkommt,
und durch die Gestaltung der flachen Kuppel aus einem einzigen
kolossalen Felsblock.1— Anderweit empfahl sich, wie bei der Apo-
stelkirche zu Konstantinopel, die Kreuzform des Grundrisses, wohl
weniger aus symbolischen, in der heiligen Kreuzform beruhenden
Gründen (indem wenigstens derartige Bezüge in der altchristlichen
Architektur anderweit nicht hervortreten), — die Kreuzarme zur
Aufstellung der Sarkophage und der Mittelraum zur .Vollziehung der

A

Fig. 101. Grabmal des Theodorich zu Kavenna.

gottesdienstlichen Gebräuche die schicklichste Gelegenheit gaben. Ein
erhaltenes Gebäude der Art ist die Grabkapelle der Galla Placidia,
das sog. Kirchlein SS. Nazario e Celso, zu Ravenna, aus dem
fünften Jahrhundert. Hier sind die Kreuzarme durch Tonnenge-
wölbe, der viereckige Mittelraum aber, erhöht, durch ein entsprechen-
des Kuppelsegment überwölbt, — ein beachtenswerther Anfang eines
Kuppelsystemes, welches später in glänzender Entwickelung durch-
geführt wurde.

Für die Taufkapelle empfahl sich vorzugsweise eine centrale,
kreisrunde oder polygonische Form, wobei die Mitte des Raumes
durch das weite Taufbecken eingenommen wurde. Die bedeckten

1 Ueber die Bauten von Ravenna vergl. R. Rahn, ein Besuch in Ravenna in
v. Zahn’s Jahrb. 1868.
 
Annotationen