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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Unsere Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0132
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Unsere Bilder.

222. Gipfelgruppe vom Skatbrunnen in Altenburg, von
Ernst Pfeifer, München, (vgl. Abb. 22z u. 22q.)

Das dritte preisgekrönte Modell, eine gemein-
same Arbeit des Architekten ß. Gran er in Köln
und des Bildhauers Wilh. Nida-Rümelin in
München (Motto: „Auf eigenen Füßen"), wird voit
kundiger Leite also beschrieben: „Es ist ein großes
imponierendes Bauwerk, dessen Mitte von deni eigent-
lichen Brunnenaufbau eingenominen ist, welcher von
zwei Mauern flankiert wird; der Brunnen selbst liegt
in einer tiefen Nische. Die Verfasser weisen darauf
hin, daß sich bei ihrem Entwürfe der Brunnen von
dem nicht gerade glücklichen Hintergrund völlig los-
löst und der ganze — in einem stumpfen Winkel
angelegte — Bau sich den Ltraßenzügen besser an-
gliedert." —

Daß das zum Ankauf empfohlene Brunnen-
modell von Jobst (Abb. 22 () viel Ähnlichkeit hat
mit desselben Aünstlers Münchner Modellen (Abb.2f2
und 2(3), ist bei der Übereinstimmung der Ab-
lieferungstermine begreiflich.

Etwas älteren Datums ist der Altenburger
Lkatbrunnen (Abb. 222 bis 22s(). Die Ltadt
Altenburg rühmt sich, die Geburtsstätte des Lkat-
spiels zu sein, und da zurzeit die Errichtung von
Brunnendenkmälern an der Tagesordnung ist, so lag
es nahe, zur Erinnerung an jene weltbewegende Tat-
sache ein solches Denkmal zu errichten; das Legat
eines Altenburger Rentners — Albert Lteudemann —
gab hierzu die Mittel. Als Ltandort wurde ein Punkt

gegenüber dem Amtsgerichtsgebäude gewählt, wo
der auf 28 m sich verbreitende Brühl rechtwinklig
in die schmalere Burgstraße mündet; drei hier
stehende Ahornbäume nrachten von vornherein diese
Ltelle besonders geeignet zur Aufstellung eines
Brunnens. — Der alsbald ausgeschriebene und am
(5. November (st02 abgelaufene Wettbewerb wurde
mit 57 Entwürfen beschickt, aus denen das Preis-
gericht drei mit gleichen Preisen auszeichnete, und
zwar die Arbeiten von Prof. Ernst Pfeifer in
München, Mto Pech (einem geborenen Altenburger)
in München, und die gemeinsame Arbeit von Bild-
hauer Mtto Rassau und Architekt F. A. Boretzsch
in Dresden.

Die Entscheidung, welches dieser Modelle aus-
geführt werden sollte, zog sich sehr lange hin; erst
in der zweiten Februarhälfte wurde das pfeifersche
Modell zur Ausführung bestimmt, und am 2Y. Sep-
tember erfolgte die Enthüllung des eigenartigen
Denkmals, das fein Dasein einem Legate in höhe von
(7 000 M. verdankte. Pfeifer hat es trefflich ver-
standen, die äußere Gestalt des Brunnens sowohl der
Umgebung anzupassen — die Barockarchitektur der
umliegenden Bauten verlangte gebieterisch den Barock-
stil auch am Brunnen — als auch das Derbvolks-
tümliche und das humoristische des Lpiels miteinander
zu verschmelzen. Der Brunnen zeigt am Unterbau
zwei Muschelbecken, in welche wasserspeiende Lchwein-
chen, die Lymbole des Lpielglücks, das erquickende
Naß ergießen; der Aufbau, an dessen vier Leiten
die vier Farben des Lpiels angebracht sind, trägt eine
Gruppe der vier Wenzel, die in heftigem Ltreit
sich z. T. überpurzeln und so den Eifer und die
Leidenschaft im Spiel versinnbildlichen.

Auch das nun folgende „Einheitsdenkmal" in
Frankfurt a. M. (Abb. 226 u. 227) ist aus einem
Wettbewerb hervorgegangen; Hugo A aufm an n-
München, dem wir auch unter den Liegern des
Aosttorbrunnens (Abb. (8<() begegnet sind, hatte durch
seine gemeinsam mit Architekt Fritz Hesseiner ge-
fertigte Arbeit den Preis errungen und infolgedessen
den Auftrag zur Ausführung. Das Denkmal, das
zu den sonst so häufigen Fürstenstandbildern einen
gewissen Gegensatz bildet, wurde errichtet bei der
Paulskirche, in der vor mehr als einem halben
Jahrhundert ((8^8) das denkwürdige Parlament
tagte; es sollte die Erinnerung an das Lehnen und
Ringen jener erregten Zeit, das ehrende Andenken
an die Zdeen, die damals das deutsche Volk bewegten
und an die Männer, die dafür gekämpft und gelitten
haben, wacherhalten.

Die Enge des Platzes, auf den drei Ltraßen
münden, im Zusammenhalt mit der höhe des hinter-
 
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