Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

DOI Artikel:
Unsere Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Unsere Silber.

220. Nobellskizze zum Essener Brunnen von Ulfert Ianssen
und Paul Thiersch, München; 2. Preis. (V,5 ber wirk. Gr.)

zu steter Wehr bereit. Rechts und links vom Aar
soll eine in markanten Buchstaben gehaltene An-
schrift auf die Veranlassung zum Brunnen Hinweisen.
Die Felder über diesen Partien werden durch Genien
ausgefüllt, welche gleichsam schützend über das
Wappen der Stadt Essen die Aönigskrone erheben.
In die Umfassung des Bassins sollen hier und da
symbolistische Darstellungen belebend eingesetzt werden,
die in Form von Relieftafeln Bürgertugenden dar-
stellen, abwechselnd mit diversen Wappenschildern."

Grasegger hatte noch zwei weitere Brunnen-
modelle eingeliefert, die auch zur engeren Wahl gestan-
den sind. Der eine (JlTotto: Monumental; Abb. 2 s 8),
der am Schmalende des Platzes (bei t>) hätte Auf-
stellung finden sollen, zeigt einen zentralen, vierteiligen
Aufbau; den dem Brunnendenkmal zugrunde liegen-
den Gedanken brachte der Aünstler insofern zum
Ausdruck, als „die ruhige, massive, gebietende Arm
das ,nächtig entfaltete preußische Aönigtum charak-
terisiert". Die massigen formen sollen eine solide
Fundamentierung ahnen lassen die allein dem Staats-
wesen die Dauer verbürgt. Aus der oberen Schale
steigt ein Bündel Stäbe, als Sinnbild der Einigkeit auf,
dessen säulenartige Gestalt oben in eine die Aönigs-
krone tragende Engelsgruppe übergeht. — Das dritte
Modell Graseggers (Abb. 2fsi) ist für das entgegen-
gesetzte Ende des Platzes gedacht (bei c). Sein Motto
— Grenzmauer — deutet schon an, daß damit eine
Begrenzung des Platzes markiert werden sollte; der
Platz selbst sollte ganz bepflanzt werden mit Aus-
nahme eines kleinen Rondells vor dem Brunnen
und zweier breiter Zugangswege, deren einer parallel
mit der einen Straße (annähernd von b nach c)
gerade auf den Brunnen zulief. Über dein eigent-
lichen Brunnen, den ein Adler krönt, wölbt sich ein
weiter Bogen, auf dem eine Inschrift in markigen
Lettern die Bedeutung des Denkmals verkündet; die
Eckpfeiler der Rückwand tragen die Wappen Preußens
bzw. Essens. — Air alle drei Brunnen hatte Grasegger
groben Niedermcndiger Aalktuff angenommen; bei

dem zweiten sollte der bekrönende Teil in Bronze
ausgeführt werden.

Von ganz anderen Gesichtspunkten gingen die
Verfasser des an zweiter Stelle prämiierten Modells
— Bildhauer Ulfert Ianfsen und Architekt Paul
Thiersch —- aus (Abb. 220). Da der Platz der „für
ein Denkmal unbedingt erforderlichen Geschlossenheit
entbehrt und durch die umstehenden Gebäude verun-
ziert ist", sollte auf die Lage des Grundsteins keine
Rücksicht genommen, vielmehr an der abgeschrägten
Spitze des Platzes (bei b) eine Brunnenwand errichtet
werden, welche ihre Schauseite dem durch die Straßen-
überschneidung selbst gebildeten Platz zuwenden würde,
während hinter ihr das übrige Grundstück mit Bäumen
bepflanzt und in seiner Mitte ein Ainderspielplatz an-
gelegt werden sollte. Der Gedanke, als Pauptschmuck
des Brunnens einen sich dein Ausruhen überlassenden
Arbeiter in die Mitte zu setzen, ist gewiß gerade
für Essei: wohl am Platze; wenn man allerdings
erfährt, daß ein ähnliches Motiv schon an zwei
aiiderei: Denkmälern in Essen vorkommt, dann darf
schon einige Zurückhaltung geübt werden.

22;. Nobellskizze zum Essener Brunnen (zum Ankauf emp-
fohlen). von tfch. Jobst, Nünchen. (7TC b. w. G.)
 
Annotationen