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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0370
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Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.

Linien sich aufs Entzückendste der Aörperform an-
schmiegt und, über den chals herabstießend, der
leisesten Bewegung, ja jedem Atemzug folgt. Baß
dabei gelegentlich Schachbrettmuster und andere minder
schmiegsame geometrische Motive austreten, kann man
im Einblick auf die sonstige Grazie leicht verzeihen.
Eines der schönsten Stücke, das leider der Publikation
unzugänglich ist, rührt von Max Pfeifer her: ein
Brillantschmuck, der, im Gegensatz zu der sonst
üblichen steifen Meise, die Brillanten in leicht be-
weglicher Gruppierung um eine Zentralsonne ordnet,
von der aus sie in immer lockerer werdenden Reihen
sich nach unten verlieren. Das Heuer- und Harben-
fpiel der Diamanten kann durch die Dezentralisation
der Ausstrahlungspunkte sich viel mehr entfalten und
das Ganze wirkt nie so protzig ausdringlich wie die
dicht zusammengehäuften Steine. — Daß die Debschitz-
schule gerade aus dem Gebiete des Edelmetalls zu
so augenscheinlichen Erfolgen gelangt ist, beruht ganz
zweifellos aus der engen Fühlung, die die Sckmle
hier mit der praktischen Ausführung genommen
hat. (Das Äberwiegen des Silbers bei den Schmuck-

sachen der Schule ist wohl zumeist in leichtverständ-
lichen „Billigkeits"-Rücksichten begründet.)

An die metallenen Schmucksachen reihen sich
ungezwungen die überaus reizvollen Halsbänder rc.
aus peiimofait an, mit denen Hrau Dr. Alara
Laster, Fräulein Minna Sturm, München, und
Emma Maul, München-Gern, die kunstgewerbliche
Gruppe beschickt haben. Die ältere Generation erinnert
sich wohl noch an die Perlenbörsen und ähnliche zier-
liche Dinge; das scheint jetzt verjüngt wieder aufzu-
erstehen an den pandtäschchen von Emma Maul,
deren prächtige vergoldete und mit Edelsteinen und
Perlen geschmückte Schließen an indische Prachtarbeiten
erinnern; sind natürliche Blumen auch dafür uicht die
geeignetsten Schmuckmotive, so bewahrt sie doch die
dezente Harbe und das quadratische Netz vor Natura-
lismus. Bon weit höherem Reiz und künsterischer
Eigenart sind die palsbänder von paster und
Sturm, bei denen Z bis 5 rechteckige, in der Meise
der Areuzstichinüsterchen mit bunter Perlenmosaik ge-
schmückte Glieder (mit Schmetterlingen, Bögeln, Blu-
men, Aränzchen) auf manchfache Meise durch Reihen
 
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