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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0227
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Bayerns kunsthandwerkliche Fachschulen auf der Nürnberger Jubiläums-Landesausstellung.

Tischdecke (grün Atlas mit Gold-Litzen); Entwurf von Gertrud Rommel;
ausgeführt in ben Lehrwerkstätten für Kunststickerei — Leiterin Gertrud Rommel —
in der städt. Frauenarbeitsschule, München. (X/1S d. wirkl. Größe.)

(Unter der gleichen Leitung wurden ausgeführt die Arbeiten Nr. ^4, ^^5—4(7 und ^2^.)

(Meine (Nachrichten.

(Vereine, (Museen, Schuten, -Ausstessungen,
Mettöeweröe <rc.

er Deutsche Runstgewerbecag in Dresden,

welcher sich an den Delegiertentag anschloß,
begann am 25. September mit den offiziellen Be-
grüßungen durch den Verbandsvorsitzenden, profeffor
Aarl poffacker, Aarlsruhe, — durch die Vertreter
der sächsischen, preußischen und bayerischen Regierung
Ministerialdirektor Vr. Roscher, Geh. Oberregie-
rungsrat Dönhoff, Dir. v. Lange), der Stadt
Dresden (Stadtbaurat Erlwein) sowie der Aus-
stellungsleitung und des Dresdener Aunstgewerbe-
vereins (Dir. Lossow).

Die Verhandlungen begannen mit dem vorstehend
abgedruckten Vortrag von pros. Dr. peinr. Waentig-
palle: „Über modernes Wirtschaftsleben und Aunst",
worin Redner eine Alärung zwischen Technik und
Aunst, bzw. zwischen Wirtschaft und Aunst herbeizu-
führen sucht. Darauf folgte ein Vortrag von pros.
Fritz Schumacher-Dresden, über: „Architektur und
Aunstgewerbe". Redner schildert zunächst, wie das
moderne Aunstgewerbe sich von dem Einfluß der Ar-
chitektur losgesagt hat, wie man aber jetzt die Not-
wendigkeit einer Wiedervereinigung eingesehen habe,
indem man, angewidert durch das Ornament des
„Jugendstils", angefangen habe, alles Ornament

beiseite zu lassen und von der
sachlichen Aonstruktion auszu-
gehen; dabei handle es sich im
wesentlichen um Gruppierung
räumlicher Massen. Aber das
materielle Prinzip der Sachlich-
keit versagt, wenn ein Eharak-
terisieren nach der Seite des Fest-
lichen, Feierlichen ic. eintreten
soll, wenn neben dem materiellen
Zweck der ideale tritt; und hier
führt der Weg von der Archi-
tektur zum Aunstgewerbe. Das
architektonische Element, das die
Einzelheiten zusammenfaßt, ist
allein imstande, der Raumkunst
Sicherheit zu geben. „Scheinbar
absichtslos muß der architekto-
nische Geist im einfachen Bür-
gerraum walten"; „im ausge-
sprochen monumentalen Raum
wird die architektonische Zdee
und ihre Struktur ganz zum
Selbstzweck". — Einstweilen fehle
es aber noch an neuen architektonischen Ausdrucks-
mitteln, namentlich aber an rhythmischer Bewegung
der Massen des ganzen Raumgebildes, die das pri-
märe Element aller architektonischen Wirkungen, das
Urelement fei. Für das Monumentale genüge nicht
die nackte Aonstruktion; sondern maßgebend sei der
Rhythmus der idealen Aonstruktion; und zur deut-
licheren pervorhebung dieses Rhythmus werden die
bildenden Aünste herangezogen. „Die Schranken der
Spezialisierung müssen durch das Medium architek-
tonischer Gesinnung allinählich behoben werden."
Dieser Spezialisierung — einem bezeichnenden Erbteil
des fy. Jahrhunderts und seines wirtschaftlichen Prin-
zips, der Arbeitsteilung — müsse durch Annäherung
von hoher Aunst, Aunstgewerbe und Architektur ent-
gegengewirkt werden; indem der angehende Aünstler
angeleitet wird, aus dem Ganzen ins Einzelne zu
gehen, wird er auch dahin geleitet, Plastik und Ma-
lerei im Zusammenhang mit denr architektonischen
Gesamtgedanken des Raumes zu betrachten. Das
Endziel vieler Dinge ist die Zweckmäßigkeit; aber
immer reicht diese Formel nicht aus, vielmehr müsse
sie eine Ergänzung erhalten in der Formel: „im
Anfang war der Rhythmus." „Diese ergänzende
Erkenntnis braucht unser Aunstgewerbe und diese
Erkenntnis ergibt sich aus dem freien Zusammen-
wirken von Aunstgewerbe und Architektur."-

Mit der Danksagung des Vorsitzenden, Prof,
poffacker an die Redner schloß die Versammlung.

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