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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Lory, Karl: Hermann Bek-Gran
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0016
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Hermann Bek-Gran.

6.

mit seiner „Vorliebe für Landstörzer, fahrende Scholaren, Schwar-
tenhälse und Bauern", von feinem „kernigen humorvoll Atmosphäre
süddeutscher Lebensweisheit" (Abb. 22). Immerhin ist hier einiges
zu bemerken. Zunächst einmal ist Bek-Gran völlig der Gefahr
entgangen, als die Mode und feine Neigung sich so eng be-
gegneten, der Mode zu frönen. Zst es ja doch überhaupt vielleicht
einer der allersympathischsten Züge von den vielen sympathischen
unseres Künstlers, daß er sein Leben lang noch mit der Mode
keinen Augenblick geliebäugelt, daß vielmehr sein ganzes Tun
und Gehaben völlig den Eindruck macht, als gebe es für ihn
überhaupt keine Mode. Vielleicht liegt gerade hierin eine Er
klärung für das Geheimnis, warum feine Sachen trotz des an sich
so engen Kreises, dem er seine Stoffe entlehnt, stets neu und an-
sprechend wirken. So wäre z. B. angesichts seiner Vorliebe für
die Gestalten süddeutscher Gemütlichkeit nichts natürlicher gewesen
als eine fröhliche Eingabe an die „Biedermeierei" unserer Tage;
und man ist wahrlich verblüfft, sieht man, daß unser Künstler

nur höchst selten etwas
bringt, was eine dunkle Er-
innerung nach dieser Rich-
tung hin aufkommen läßt.
Mas in jener Mode ihm
Zusagendes lag, hatte er
sozusagen für sich allein
schon längst entdeckt und
geübt; und außerhalb die-
ses Rahmens interessierte
er sich nicht dafür, eben
weil er sich für alles, was
Mode heißt, prinzipiell
nicht interessieren zu wollen
scheint.

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ELISABETH

TAUSCH

Strichmanier, die Kunst, dem Ätzver-
fahren zum vollen, kräftigen Ansehen
des Holzschnittes zu verhelfen. Der
symmetrische Aufbau fällt bei den
Landschaften besonders ins Auge, mit
einem Wechsel in der Schraffierung,
durch Hereinzieheu eines weißen Fleckes
weiß der Künstler die hier von ihm
besonders bevorzugte horizontale Drsi-
gliederung zu erzielen. (S. die kleinen
Monatsvignetten (Abb. 20u. 2\). Man
erkennt in technischen Dingen Bek-

Gran überhaupt unschwer als den
reflektierenden Künstler, den bewußt
schaffenden; und wenn man dem ent-
gegenhält, wie er bei allem, was
Stoff und Gehalt an sich betrifft, so-
zusagen rein intuitiv, rein gefühls- '■

mäßig zu Merke geht, gelegentlich bei-
nahe dem Spiel der Formen und Linien mit innerer Neugierde, was da
wohl schließlich dem allzeit weichen Pinsel entfließen werde, folgt, wenn man
erwägt, wie seine Zeichnungen gerade dadurch aus der großen Masse der
heutigen Schwarz-Weiß Kunst sich heraushebeu, daß ihnen alle Reflexion,
alles Ergrübelte, alles vage Symbolisieren und Allegorisieren fehlt (ein Vor-
zug, den übrigens auch Mustmanu wenigstens andeutet), so hat man förm-
lich ein Schulbeispiel für die obige Behauptung, daß die Sachkunst den
Künstler nach einer oder der anderen Richtung hin zum bewußten Schaffen

erziehe. Eine ungemein feine, leise, innige und sinnige Symbolik ist Bek-

Gran dennoch manchmal eigen.

Daß aber in unserer Zeit, die mit Vorliebe jener künstlerischen Werte
sich erinnert, welche in unserer heimischen Bauernkultur oder in der Kultur
„alter Hütten" und stiller Gassen so lange unbeachtet verborgen lagen, Bek-
Gran am rechten Platze ist, leuchtet ein; denn wer noch immer mit seinen
Arbeiten sich näher beschäftigte, war entzückt über den „wunderlichen Kauz"

8.

-8. Exlibris.

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