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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Westheim, Paul: Dänische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0282
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Dänische Kunst.

550. (Dänische Ausstellung.)

Porzellanplastiken; von Lhr. Thomson; aus der Kgl.

Porzellan-Manufaktur in Kopenhagen.

(*/„ d. wirkl. Größe.) Phot. Boedecker.

empfindsamen Träumergeist, der wie ein holländischer
Blumenzüchter ein Stück Seele in seine Spiele legen
möchte. Es sind müde und blaffe Töne, Töne voll
Weichheit und doch ohne Zärtlichkeit, Töne, in denen
nicht eigentlich die Natur, aber eins unbändige Sehn-
sucht nach der Natur, nach grünenden Blättern,
nach weißen Astern und Seerosen, nach dem fahlen
Gerank der Algen steckt. Tr hat die Zufälligkeiten
der Tunkerei und Aleisterei in ein System zu bringen
verstanden. Zn dem Fluß der Farben spart er Helle
Tropfen aus, die er bisweilen wie eine Blütendolde

55;. (Dänische Ausstellung.)

Marder; nach Modell von Liisberg ausgeführt in der
Kgl. Porzellan-Manufaktur in Kopenhagen.

(Vs d. wirkl. Größe.) Phot. Boedecker.

auseinanderzieht und die er doch niemals zu einem
der Tunkerei gänzlich fernliegenden Blümchendekor
! werden läßt. Seine Einbände sind mehr als Exakt-
heitsprodukte, sie haben, was bei uns so oft fehlt,
kultivierte Reife. Ayster ließ sich nicht von jenem
falschen Ehrgeiz, nur eigene Entwürfe auszuführen,
verblenden. Er hat nach den Skizzen der besten
dänischen Aünstler gearbeitet, und es will gar nichts
sagen, daß er auch einmal wie bei Tegner an den
Unrechten gekommen. Jakob Baden oder Axel
pou, der die Japaner mit Verständnis studiert hat,
bleiben hinter seinem Niveau kaum zurück, und die
Fachschule für Buchhandwerk sorgt für den
gleichwertigen Nachwuchs.

Das eigentliche Buchgewerbe scheint seine Aräfte
nicht recht entfalten zu können. Der Wetteifer der
konkurrierenden Verleger, der bei uns so frische
Impulse gegeben, fehlt hier. Der Gyldendalsche
Verlag besitzt eine monopolartige Machtstellung,
die Physiognomie des dänischen Buches wird von
ihm bestimmt und dieser ausschlaggebende Geschmack
scheint nicht gerade der beste zu sein. Das Prinzip
der typographischen Sachlichkeit, dem unser Buch-
gewerbe sich jetzt rückhaltlos ergeben hat, konnte in
Dänemark jene illustrativen Gestaltungen, die an die
Namen Gerhard peil mann, Rasmussen, Frölich
u. a. geknüpft sind, noch nicht verdrängen.

Die Textilkunst zeigt nicht die straffe, technisch
disziplinierte Wucht der schwedischen Webereien.
Der Aartonstil, den Wähl für die pandarbeiten der
Zda Pansen, Tlara Waever, Wette Wester-
gaard und anderen Damen aufzufrischen suchte,
pendelt zwischen renaissancelichen und klassizistischen
Gesten. Damit mögen diese Aissen und Gobelins
wohl gut Hineinpassen in die Aopenhagener Wohn-
räume, die im seltsamen Gegensatz zu dem Alein-
handwerk ganz altväterlich, ganz klassizistisch geblieben
sind. Zwar geben die wenigen von den Aopen-
hagener Tischlern zusammengestellten Proben keinen
entscheidenden Überblick; allein sie reizen nicht nach
mehr, und man hätte sich den Transport nach einem
Lande, wo man doch schon mehr als die Qualität
der Arbeit allein zu verlangen gewohnt ist, ersparen
können.

Es scheint, als ob die dänischen Tischler die
Araft ihrer Architekten nicht recht zu nutzen wüßten.
Der Aberblick über diese Rathäuser, Museen, Airchen,
Bahnhöfe, Ausstellungsbauten, Stadt- und Land-
häuser ist Achtung gebietend. Der Backstein war
der Erzieher dieser Baumeister. Er erzwang von
ihnen klare Verhältnisse, Massenwirkungen, Raum-
bewältigungen. Er hinderte sie, sich an den dekora-
tiven Aufputz, an Grnamente, an Fassadenkünste zu

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