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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Westheim, Paul: Dänische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0281

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Dänische Kunst.

546 u. 5H7. (Dänische Ausstellung.) Giirtelschließen von F. K. Kastor lsanseu
Kopenhagen. (2/s d. wirkl. Größe.) Phot. Boedccker.

gebung und eine Entwicklung der Scharffeuer-
farbskala bedacht sind. Bing Sc Gröndahl, die
einst an erster Stelle standen, haben mit ihrem
Reliefdekor keine glückliche Bahn beschritten. Blumen-
behälter, aus denen Blätter, Blüten und Stengel
sich plastisch hervorheben, nehmen sich etwas wunderlich
aus unter einer großen älteren Base, dein Glanzstück
aus dieser Porzellanschau, auf der ein trefflich
beobachteter und köstlich ausgemalter Adler seine
Schwingen breitet. Das mag auf den Wechsel in der
künstlerischen Leitung zurückzuführen sein. Willumsen
ist nämlich vor einiger Zeit zurückgetreten und durch
paus Tegner ersetzt worden. Ein größerer Gegen-
satz ist kaum denkbar. Willumsen ein Feuergeist, der
alles durchstrahlt mit künstlerischer Sinnlichkeit, von
dem in der Buchgewerbeabteilung ein Plakat hängt,
das mit seinen frischen Farben und seiner wuchtigen
Komposition alles schlägt, was da zusammengetragen
wurde, und Tegner eine Geschicklichkeit, ein gewandter
Könner, ein vielseitiger Anempsinder, der in seinen
Vorbildern nicht einmal wählerisch ist. Beim Durch-
mustern seiner graphischen Entwürfe erscheint doch
manches höchstzweifelhaft, und es ist kein Wunder,
daß dieser undisziplinierte Geist sich auch bereits
an den neueren Erzeugnissen von Bing Sc Gröndahl
bemerkbar inacht. Eine energische
Wendung hat dagegen in den letzten
fahren die Fayencefabrik Alu-
mini a genommen. 2Ttit ihrem Stein-
zeug hat sie sich in das Fahrwasser
der farbfreudigen Bolkskunstmode ge-
stellt. Große Wüster, Blumen, Vögel,

Weinrauken, Volkstypen, kräftige Farb-
kontraste, vorwiegend blau, rotviolett
und grün auf gelbem Fond geben
diesen Dingen einen bäurisch dekora-
tiven Klang. Es ist also nicht eine
Kunst nach jedermanns Geschmack.

Und wenn man die nach dem
Musterzeichner schmeckenden
Torheiten findet, wenn man
sieht, wie in jedes Grna»
mentzipfelchen Licht und
Schatten säuberlich hiuein-
gemalt ist, wie der Deckel
einer Dose zu einem plasti-
schen Früchtestilleben model-
liert wurde, so ist Vorsicht
geboten, daß man die wirk-
lich guten Stücke, die es
darunter tatsächlich gibt,
nicht übersieht.

Wischt sich in die Be-
trachtung des dänischen Steinzeugs eine leise Resig-
nation, so ist die freudige Überraschung um so größer
bei den im Ausland weniger bekannten Silberwaren.
Von den Arbeiten Binderbölls und seinem über-
ragendem Einfluß war schon die Rede. Der Silber-
schmied A. Wichelsen hat diese Dinge populär zu
mächen verstanden. Andere sind dem guten Beispiel
gefolgt. So vor allem polger Kyster und Georg
Jensen. Pensen hat sich eine eigene Formensprache
eiltwickelt. Wit vielen Traditionen gesättigt, machte
er sich daran, kräftige und bewegte Schmuckformen
— etwa das Eichenlaub und ähnliche Pflanzen-
bildungen — zu stilisieren. Diesen frischen und reichen
Dekor, der in inlmer lieuen Kombinationen von einer
sehr beweglichen Pandwerkerphantasie zeugt, versetzt
er gern mit einem Stück Bernstein, ein paar grünen
oder roten Halbedelsteinen, seltener mit Email. And
da diese Gürtelschnallen, Broschen, Ringe, Ketten,
Schalen und Kannen ziemlich preiswert sind, wurden
sie auch beiin bürgerlichen Mittelstand .der ander-
wärts mit Vorliebe gekauften Fabrikwaren vorge-
zogen.

In Deutschland bekannter ist Anker Kyster,
der feinfühlige Buchbinder, der Dichter der Tunk-
papiere. Seine bunten Blätter erzählen von einen:

von Ewald Ni e l sen. p/, d. wirkl. Größe.) Phot. Boedecker.

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