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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Kleine Nachrichten
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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

eorg Meisenbach. Am 27. Mai feierte auf
seinem Landsitz in Emmering - Bruck Georg
Meisenbach, der Erfinder der Autotypie, sein 70. Ge-
burtsfest. Es sind Heuer 30 Jahre, daß er seine
ersten Versuche unternahm, nach photographischen
oder sonstigen aus Tönen bestehenden Originalen
auf rein photomechanischem A)ege druckfähige Kli-
schees herzustellen. Dieselben waren dank seiner
reichen Erfahrungen als Kupferstecher und Zinko-
graph von Erfolg gekrönt, und er verband sich da-
mals mit Jos. Ritter v. Schmaedel, um mit ihm
seine Erfindung in die Praxis einzuführen und weiter
auszubauen. Da letzterer um dieselbe Zeit die Redak-
tion unserer Zeitschrift übernahm, so war diese eine
der allerersten, welche die Autotypie verwendete und
ihr die Wege ebnete. Heute hat sich die Technik
der Autotypie zu einer Weltindustrie ausgestaltet,
die das ganze internationale Zllustrationswesen be-
herrscht und durch die massenhafte Verbreitung des
Bildes von größter Bedeutung für die gesamte neu-
zeitliche Kultur geworden ist. Meisenbach und von
Schmaedel legten den Grund zu der durch ihre her-
vorragenden Leistungen bekannten Hirma Meisen-
bach, Riffarth & To., München, Leipzig, Berlin, an
deren Spitze als einer der geschäftsführenden Teil-
haber heute Kommerzienrat August Meisenbach, der
Sohn des Erfinders, steht. Der um die Entwick-
lung der modernen Reproduktionstechniken hochver-
diente Jubilar hat sich schon vor längerer Zeit von
den Geschäften zurückgezogen. Möge es ihm ver-
gönnt sein, in gleicher geistiger und körperlicher
Frische wie bisher noch lange Zahre sein otium cum
dignitate zu genießen und sich an dem Siegesläufe
seiner von München ausgegangenen Erfindung zu
erfreuen.

er „freie Eintritt" in die italienischen Kunst-
sammlungen wird auf Grund genügender
Ausweise u. a. jedem Künstler erteilt, der ein
entsprechendes, auf Stempelpapier zu j,20 Lire ge-
schriebenes Gesuch beim italienischen Anterrichts-
ministerium einreicht und seine j)orträtphotographie
(5 : 8 cm) unaufgezogen einsendet. Die Gültigkeits-
dauer der permessi erlischt mit dem italienischen
Geschäftsjahr (30. Zuni); zur Erneuerung bedarf es
wieder einer Eingabe wie oben angegeben. Die
Kopiererlaubnis muß durch eine besondere — aus
Stempelbogen zu 50 Tent. geschriebene — Eingabe
erworben werden, und zwar für jeden einzelnen
Kunstgegenstand, der kopiert werden soll, ein beson-
deres Gesuch. — Aus das Kopieren kunstgewerblicher
Werke findet jedoch die letztgenannte Bestimmung
keine Anwendung; das Kgl. italienische Konsulat in

München, das wir hierüber um Auskunft gebeten
haben, teilt uns mit, daß zwecks Anfertigen von
einfachen Skizzen in Albums (Skizzenbücher und
Blocks) eine mündliche Vereinbarung mit
den Direktoren der verschiedenen Kunst-
und Altertumssammlungen des König-
reichs genügt.

O

Zn Unseren Bildern bringen wir nach dem
Einblick in die Hamburger Ausstellung eine Reihe
von Gegenständen aus der Verkaufshalle des Bayer.
Kunstgewerbevereins, darunter die preisgekrönten
Lehrlingsarbeiten, über welche das Nähere in dem
Bericht über die Lehrlingspreisverteilung (S. 526) zu
finden ist.

Lgronik des $ap+ Kunflgemrömmns.

*$•***♦********************♦********'»

Mochenvsrsarnmkungen.

Ziebzehnter Abend — den 28. März. — Vortrag von
prof. Dr. Rehm über den: „tjellenistischen Städtebau im alten
Ionien". Übet die Stadtanlagen der alten Griechen können
wir heutzutage auf Grund ausgedehnter Grabungen reden, die
uns Städtetypen sehr verschiedener Zeit und vielfach bei ein und
derselben Stadt eine Baugeschichte von Jahrhunderten vor
Augen gestellt haben. Dabei hat es sich ergeben, daß sehr
alte Städte, die um einen Aern, eine Burg etwa, allmählich
gewachsen sind, wie Athen, unregelmäßige Straßensührung
zeigen, während Städte, die als Kolonien auf einmal angelegt
wurden, schon im 7. Jahrhundert planmäßige, vorwiegend
rechtwinkelige Grundrisse aufweisen, wie Selinunt und paestum.
In diesem punkte ist also eine moderne Meinung, die sich
aber an antike Überlieferung anschließt, zu korrigieren: daß
nämlich kfixpodamos von Milet die regelmäßige Bauweise erst
erfunden habe. Das Problem, das die Nachrichten über die
Lebenszeit dieses ältesten uns mit Namen bekannten Stadt-
architekten bieten, wurde gestreift; der Vortragende weist ihn
der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts zu. von großem
Interesse war die Zusammenstellung alles dessen, was wir
aus den hippokratischen Schriften, aus Vitruv und nament-
lich aus einem wenig beachteten Kapitel in Aristoteles' Politik
über die Theorie des antiken Städtebaus wissen, wobei im ein-
zelnen hervorgehoben wurde, in welchen punkten namentlich die
Angaben bei Aristoteles mit den Stadtanlagen der Zeit Alexan-
ders und der nächstfolgenden Jahrhunderte übereinstimmen. Es
zeigte sich, daß hier Theorie und praxis ein einheitliches Bild
geben. — Im zweiten Teil des Vortrags wurde das Gesagte
an Hand von Lichtbildern näher illustriert; die vier großen
Städteausgrabungen im Gebiet des alten Ionien, Ephesos,
Magnesia, priene. Milet, gaben dazu das Material. Doch
wurde nicht nur an den Stadtpläuen das Typische entwickelt,
sondern zugleich Gelegenheit genommen, zu zeigen, was bei den
versuchen, die wichtigsten öffentlichen Bauten — oder wie in
priene, die privathänser — zu rekonstruieren, an architek-
tonischen Gebilden zutage gekommen ist.

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