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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Mössel, Julius: Die Farbe als Bauelement (Auszug): eine Betrachtung mehr für Architekten als für Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0043
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Julius JTtöffel.

42. (Zu Abb. 4;).

gegenwärtige sich eine aufgetragene rote Linie auf
einer Hellen Architektur; nicht im Gesimsschatten,
sondern auf die belichtete Fläche gesetzt. Es wird
sofort deutlich, daß solche Linie die Wirkung, die
Araft der plastischen Abtönung zum mindesten er-
reicht, daß sie durch beliebige Verstärkung eine Urast
erreicht, die jede plastische Wirkung weit zurückläßt.
Nur ist dies geschineidige Element in seiner Anwen-
dung außerordentlich gefährlich, weil es infolge seiner
technischen Ungebundenheit und intensiven Wirkung
zu den größten Thorheiten verleiten kann. <£s kann
nicht Aufgabe des Architekten fein, diese verzweigte
Materie im ganzen Umfang zu beherrschen, das
Malen im Raun: ist ein Beruf für sich. So viel
aber muß der Architekt von den Bedürfnissen, die
seine Bauaufgabe der Farbe stellt, wissen, daß er
zumindest schädliche Vornahmen verhindern kann.
Darum allein schon belohnt sich eine Beschäftigung

mit diesen Fragen. Es gehört zu den Erfordernissen
des Berufes des Architekten, daß er die Farbe als
Bauelement kennen lernt, ebenso wie er die Trag-
weite seiner Aonstruktionstheorien, die sichtbare Er-
scheinung des Baues als sein Werk vorauswertet,
wenn der Architekt entwirft, denkt er zunächst gar
nicht an Farbenwerte. Er denkt nur plastisch, also
einfarbig. Seine geometrischen Darstellungen in Auf-
rissen und Schnitten sind aus Notwendigkeit im Aus-
druck linear. Erst im Stadium der Detaillierung,
z. B. bei Profilierungen, bedenkt er die beabsichtigte
Araft der Erscheinung. Daß selbstverständlich die
entstandene Forni im Lichte erst zur plastischen Wir-
kung und damit zu einer gewissen tonigen, farbigen
Erscheinung kommt, ist ein so natürlicher Vorgang,
daß die Wahl besonderer Baustoffe gewöhnlich erst
zuletzt aus ihren Ton und Farbenwert getroffen wird,
wie eminent wichtig aber schon die geringste struk

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