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FAUL PFANN
Studie
1887 an das Atelier Paul Wallots in Berlin,
wo bald auch unser unvergeßlicher R. Streiter
als Dritter im Bund eintraf. Am Reichstags-
bau, unter der Leitung des künstlerisch und
menschlich hochstehenden Meisters und in der
Gemeinschaft anregender Kameraden, unter
denen Otto Rieth und Halmhuber als Schwaben
die Münchner Gruppe und die norddeutsche zu
fröhlicher Harmonie ergänzten, entwickelte sich
Pfann nicht ohne daß seine Empfindung dem
starken Einfluß des Meisters und auch 0. Rieths
in jedem Punkt nachgegeben hätte. Mit Wil-
helm Rettig, dem älteren Kollegen am Reichs-
tagsbureau und späteren Oberbaurat von Mün-
chen, gewann Pfann 1889 den ersten Preis in
dem großen deutschen Wettbewerb für ein
Kaiser-Wilhelm-National-Denkmal in Berlin.
Von Rettig war die Idee, von Pfann die Ge-
staltung. Bekanntlich haben aber Schicksal
und höherer Wille anders entschieden. Kurz
vor Beendigung des Reichstagsbaues, den zu
verlästern heute Modesache ist, zog es Pfann
wieder nach dem Süden: im Jahr 1891 wurde
er Assistent für Freihandzeichnen an der Tech-
nischen Hochschule München, im nächsten Jahr
Privatdozent für Skizzieren nach der Natur.
Acht Jahre später übernahm er die Vertretung
des erkrankten a. 0. Prof. Ph. Sporer, und als
dieser abging, ereignete sich der damals sehr
bemerkenswerte Fall, daß die Studierenden aus
eigener Initiative die Berufung Pfanns in einer
Eingabe an Rektor und Senat erbaten. Diese
erfolgte dann am 1. Mai 1900. Wieder acht
Jahre später wurde zum erstenmal der Lehrer
für Freihandzeichnen Ordinarius.
Schon damals war die bis dahin kerngesunde
Natur Pfanns durch körperliche Beschwerden
gestört. Anfang vorigen Jahres begann dann
ein Halsleiden, das von seinen Freunden mit
ängstlicher Sorge beobachtet wurde. Ihre Sorge
sollte sich in schrecklicher Weise bewahrheiten;
mit unbeschreiblich harter Hand faßte der Tod
den Armen an. Tröstend wirkt der Gedanke,
daß ihn, den alten Junggesellen, eine treue
Schwägerin mit äußerster Sorgfalt und Hin-
gabe bis zum letzten Tag pflegte.
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FAUL PFANN
Studie
1887 an das Atelier Paul Wallots in Berlin,
wo bald auch unser unvergeßlicher R. Streiter
als Dritter im Bund eintraf. Am Reichstags-
bau, unter der Leitung des künstlerisch und
menschlich hochstehenden Meisters und in der
Gemeinschaft anregender Kameraden, unter
denen Otto Rieth und Halmhuber als Schwaben
die Münchner Gruppe und die norddeutsche zu
fröhlicher Harmonie ergänzten, entwickelte sich
Pfann nicht ohne daß seine Empfindung dem
starken Einfluß des Meisters und auch 0. Rieths
in jedem Punkt nachgegeben hätte. Mit Wil-
helm Rettig, dem älteren Kollegen am Reichs-
tagsbureau und späteren Oberbaurat von Mün-
chen, gewann Pfann 1889 den ersten Preis in
dem großen deutschen Wettbewerb für ein
Kaiser-Wilhelm-National-Denkmal in Berlin.
Von Rettig war die Idee, von Pfann die Ge-
staltung. Bekanntlich haben aber Schicksal
und höherer Wille anders entschieden. Kurz
vor Beendigung des Reichstagsbaues, den zu
verlästern heute Modesache ist, zog es Pfann
wieder nach dem Süden: im Jahr 1891 wurde
er Assistent für Freihandzeichnen an der Tech-
nischen Hochschule München, im nächsten Jahr
Privatdozent für Skizzieren nach der Natur.
Acht Jahre später übernahm er die Vertretung
des erkrankten a. 0. Prof. Ph. Sporer, und als
dieser abging, ereignete sich der damals sehr
bemerkenswerte Fall, daß die Studierenden aus
eigener Initiative die Berufung Pfanns in einer
Eingabe an Rektor und Senat erbaten. Diese
erfolgte dann am 1. Mai 1900. Wieder acht
Jahre später wurde zum erstenmal der Lehrer
für Freihandzeichnen Ordinarius.
Schon damals war die bis dahin kerngesunde
Natur Pfanns durch körperliche Beschwerden
gestört. Anfang vorigen Jahres begann dann
ein Halsleiden, das von seinen Freunden mit
ängstlicher Sorge beobachtet wurde. Ihre Sorge
sollte sich in schrecklicher Weise bewahrheiten;
mit unbeschreiblich harter Hand faßte der Tod
den Armen an. Tröstend wirkt der Gedanke,
daß ihn, den alten Junggesellen, eine treue
Schwägerin mit äußerster Sorgfalt und Hin-
gabe bis zum letzten Tag pflegte.
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