Bleistiftzeichnung"[(1910)
PAUL PFANN
Auf gleicher Höhe wie seine Aquarelle stehen
die Feder- und Bleistiftzeichnungen. Schon
als Student hat er die Feder bei der schwierigen
autographischen Technik mit erstaunlich leich-
ter Hand geführt. Später hat er aus dem Mo-
dellieren mit der Schraffur und dem Tongeben
durch Strichlagen ein wahres Studium ge-
macht. Die Menge der Skizzenbücher sind voll
von Bleistiftskizzen — selten nur arbeitete er
mit der Feder vor der Natur —, Skizzen aus
aller Herren Länder von Pästum bis Danzig
— aber Tirol gibt den Grundton. Dies Land
liebte er als künstlerische Heimat, kannte er wie
keiner bis in die hintersten Täler, nicht etwa als
Alpinist, denn der kleine Mann war kein Held
im Bergsteigen, sondern als Künstler und als
Genosse bei unendlich vielen erinnerungsfrohen
Wanderfahrten, die ihn und seinen Freund Wilh.
Bertsch immer wieder für den manchmal allzu
trocken empfundenen Dienst erfrischten.
Der Dienst aber war ihm eine ernste Sache.
Man kann wohl sagen, daß er diesem seine
baukünstlerische Produktivität geopfert hat.
Mit selbstloser Hingabe ging er auf die Eigen-
art der Schüler ein; er studierte und überlegte
die Methoden des zeichnerischen Unterrichts
und verzweifelte nicht, wenn ihn Talentlosig-
keit oder auch die Überlastung der Studieren-
den um die bescheidensten Resultate zu bringen
drohte. Mit unsäglicher Geduld vollbrachte er
dies mühevolle Tagewerk und fand sich herrlich
belohnt, wenn in seinen Komponierübungen
einmal ein kräftiges Lichtlein aufflammte. Die
Gewissenhaftigkeit, mit der er den Dienst hand-
habte, zwang ihn auch gewissenhaft im Urteil
zu sein: er war bei weitem der Strengste im
Zensieren unter den Kollegen. Trotzdem sind
wir überzeugt, daß sein Wert vollkommen von
seinen Schülern erkannt und auch anerkannt
worden ist, sein Wert als Künstler und als
Mensch. —
Diesen Menschen mußte man gern haben,
mochte er auch manchmal brummen und das
Ideal eines Weltmannes geflissentlich verleug-
nen. Seine innere Klarheit und Redlichkeit,
seine Gewissenhaftigkeit und Geradheit, seine
Bescheidenheit und Sachlichkeit waren ein
Vorbild. Seine Künstlerschaft aber soll aus
seine Werken sprechen!
Theodor Fischer.
Kunst und Handwerk. Jahrg. 1920. 2. Vierteljahrsheft
41
PAUL PFANN
Auf gleicher Höhe wie seine Aquarelle stehen
die Feder- und Bleistiftzeichnungen. Schon
als Student hat er die Feder bei der schwierigen
autographischen Technik mit erstaunlich leich-
ter Hand geführt. Später hat er aus dem Mo-
dellieren mit der Schraffur und dem Tongeben
durch Strichlagen ein wahres Studium ge-
macht. Die Menge der Skizzenbücher sind voll
von Bleistiftskizzen — selten nur arbeitete er
mit der Feder vor der Natur —, Skizzen aus
aller Herren Länder von Pästum bis Danzig
— aber Tirol gibt den Grundton. Dies Land
liebte er als künstlerische Heimat, kannte er wie
keiner bis in die hintersten Täler, nicht etwa als
Alpinist, denn der kleine Mann war kein Held
im Bergsteigen, sondern als Künstler und als
Genosse bei unendlich vielen erinnerungsfrohen
Wanderfahrten, die ihn und seinen Freund Wilh.
Bertsch immer wieder für den manchmal allzu
trocken empfundenen Dienst erfrischten.
Der Dienst aber war ihm eine ernste Sache.
Man kann wohl sagen, daß er diesem seine
baukünstlerische Produktivität geopfert hat.
Mit selbstloser Hingabe ging er auf die Eigen-
art der Schüler ein; er studierte und überlegte
die Methoden des zeichnerischen Unterrichts
und verzweifelte nicht, wenn ihn Talentlosig-
keit oder auch die Überlastung der Studieren-
den um die bescheidensten Resultate zu bringen
drohte. Mit unsäglicher Geduld vollbrachte er
dies mühevolle Tagewerk und fand sich herrlich
belohnt, wenn in seinen Komponierübungen
einmal ein kräftiges Lichtlein aufflammte. Die
Gewissenhaftigkeit, mit der er den Dienst hand-
habte, zwang ihn auch gewissenhaft im Urteil
zu sein: er war bei weitem der Strengste im
Zensieren unter den Kollegen. Trotzdem sind
wir überzeugt, daß sein Wert vollkommen von
seinen Schülern erkannt und auch anerkannt
worden ist, sein Wert als Künstler und als
Mensch. —
Diesen Menschen mußte man gern haben,
mochte er auch manchmal brummen und das
Ideal eines Weltmannes geflissentlich verleug-
nen. Seine innere Klarheit und Redlichkeit,
seine Gewissenhaftigkeit und Geradheit, seine
Bescheidenheit und Sachlichkeit waren ein
Vorbild. Seine Künstlerschaft aber soll aus
seine Werken sprechen!
Theodor Fischer.
Kunst und Handwerk. Jahrg. 1920. 2. Vierteljahrsheft
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