kann, allein das scheint mir über allem Zweifel
festzustehen, daß sich, wenn irgendje einmal,
gerade gegenwärtig in der Kunst ein Schein-
wesen geltend macht; daß sich auch in der
sog. deutschen Kunst eine undeutsche, von
undeutschen Elementen zum Teil begründete,
namentlich aber künstlich genährte und ge-
förderte Bewegung breit macht, gegenüber
der eine so starke, gesunde, echt deutsche,
dabei übrigens vollkommen tendenzlose Künst-
lerpersönlichkeit wie Heilmaier, geradezu wie
eine Erfrischung und Befreiung wirkt.
Und noch eine andere Betrachtung ist
wichtig. Was dieser Bildhauer bisher ge-
geben hat, ist großenteils kirchliche Kunst,
Kirchenschmuck, wohl auch im Auftrage von
Kirchenvorständen entstanden. Wie sah es
denn damit bis jetzt zumeist in Bayern und
in Deutschland überhaupt aus? — Nachdem
der Faden der Überlieferung nun einmal im
19. Jahrhundert, dem unglückseligen Zeitalter
der Maschinen-Zivilisation zerrissen war, waren
die heiße Sehnsucht und die reichen Geld-
spenden der Gläubigen in zumeist fürchterliche
Fabrikware umgesetzt worden, die uns gegen-
wärtig von den Wänden zahlloser Kirchen
entgegengähnt, sich aufs ungünstigste von
alten Heiligenfiguren, gleichviel welcher Stile,
vom Romanismus zum Rokoko unterscheidet
und dem 19. Jahrhundert das denkbar schlech-
teste Zeugnis ausstellt. Gegen diese Barbarei
hat sich erst wieder die Moderne aufgelehnt,
und in diesem Sinne steht Heilmaier in erster
Linie. Was er schafft, ist von Gefühl durch-
drungen, besitzt starke persönliche Eigenart,
ist als Naturwiedergabe gekonnt und in
Materialbehandlung vortrefflich, daher stets
interessant, anziehend und reizvoll. So er-
scheint er würdig, über das 19. Jahrhundert
hinüber den alten Meistern die Meisterhand
zu reichen.
Betrachten wir die Abbildungen im einzelnen.
Zunächst der Hochaltar der Klarakirche in N iirn-
berg. Die beiden Reliefs der Heiligen Thomas
Kunst und Handwerk. Jahrg. 1920. 3. Vierteljahrslieft
89
12
festzustehen, daß sich, wenn irgendje einmal,
gerade gegenwärtig in der Kunst ein Schein-
wesen geltend macht; daß sich auch in der
sog. deutschen Kunst eine undeutsche, von
undeutschen Elementen zum Teil begründete,
namentlich aber künstlich genährte und ge-
förderte Bewegung breit macht, gegenüber
der eine so starke, gesunde, echt deutsche,
dabei übrigens vollkommen tendenzlose Künst-
lerpersönlichkeit wie Heilmaier, geradezu wie
eine Erfrischung und Befreiung wirkt.
Und noch eine andere Betrachtung ist
wichtig. Was dieser Bildhauer bisher ge-
geben hat, ist großenteils kirchliche Kunst,
Kirchenschmuck, wohl auch im Auftrage von
Kirchenvorständen entstanden. Wie sah es
denn damit bis jetzt zumeist in Bayern und
in Deutschland überhaupt aus? — Nachdem
der Faden der Überlieferung nun einmal im
19. Jahrhundert, dem unglückseligen Zeitalter
der Maschinen-Zivilisation zerrissen war, waren
die heiße Sehnsucht und die reichen Geld-
spenden der Gläubigen in zumeist fürchterliche
Fabrikware umgesetzt worden, die uns gegen-
wärtig von den Wänden zahlloser Kirchen
entgegengähnt, sich aufs ungünstigste von
alten Heiligenfiguren, gleichviel welcher Stile,
vom Romanismus zum Rokoko unterscheidet
und dem 19. Jahrhundert das denkbar schlech-
teste Zeugnis ausstellt. Gegen diese Barbarei
hat sich erst wieder die Moderne aufgelehnt,
und in diesem Sinne steht Heilmaier in erster
Linie. Was er schafft, ist von Gefühl durch-
drungen, besitzt starke persönliche Eigenart,
ist als Naturwiedergabe gekonnt und in
Materialbehandlung vortrefflich, daher stets
interessant, anziehend und reizvoll. So er-
scheint er würdig, über das 19. Jahrhundert
hinüber den alten Meistern die Meisterhand
zu reichen.
Betrachten wir die Abbildungen im einzelnen.
Zunächst der Hochaltar der Klarakirche in N iirn-
berg. Die beiden Reliefs der Heiligen Thomas
Kunst und Handwerk. Jahrg. 1920. 3. Vierteljahrslieft
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