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STRAUBING
JAKOBSKIRCHE

Hochfenster a
erste Reihe

Straubinger Glasmaler der Kaltschmidzunft
zugeteilt waren. Sonstige Anhaltspunkte für
ihre Zuteilung zu einer Standesorganisation
sind für sie ebensowenig wie für die Maler
vorhanden.

Nachdem wir so urkundlich eine stattliche
Reihe von Glasgemäldestiftungen, Glasmalern
und Glasern kennen gelernt haben, wollen wir
uns den erhaltenen Werken zuwenden.

Das älteste Werk sind 12 Scheiben1) und die
Maßwerkfüllungen in dererwähntenPrächsen-
kapelle der Jakobskirche, nach ihrem Stil
sehr bald nach der 1418 erfolgten Einweihung
der Kapelle geschaffen. (Abb. S. 98, 99, 100).
Unter einem zwei Scheiben breiten, von flachem,
bandumwikkeltemBogen überspannten Gewölbe
sehen wir die Kreuzigung und die Kreuztragung,
links davon Christus am Ölberg, rechts die
Apostel Andreas und Mathias. Über dem Ge-
wölbebogen Engelchen2) mit Leidenswerk-
zeugen, darüber gotische Baldachinbauten

J) Die Scheibengröße der Kapellenfenster der Jakobs-
kirche ist 75 X 45 cm, die der Hochfenster 82 x 52 cm.

2) Gewölbebogen mit Engelchen auffallend ähnlich
einem im Kölner Kunstgewerbemuseum befindlichen
Fenster von 1420. Schmitz, a. a. O. I, S. 42, Abb. 67.

wieder mit Engeln. An den Seiten unter
Baldachinen Prophetenfiguren, im Maßwerk
die Evangelistensymbole mit Spruchbändern
in Minuskelschrift, zu oberst der Pelikan.

Das Fenster ist 1909 von der F. X. Zettler-
schen Hofglasmalerei in München restauriert
und durch zwei unten anschließende Scheiben-
reihen trefflich ergänzt worden. In die unterste
dieser Reihen ist nun auch ein alter Flügel,
den hl. Lukas mit Maria und einer weiteren
weiblichen Figur darstellend, angereiht. Dieser
Flügel befand sich früher rechts oben statt
einer nun ergänzten Prophetendarstellung.

Das Glasgemälde ist bei Frankl3) kurz be-
schrieben. Auch er datiert es als bald nach
1418 entstanden. Fischer4) stellt es in eine
Gruppe mit den Markterlbacher Fenstern, eini-
gen Fenstern im Erfurter Dom, dem Marner
Fenster im Ulmer Münster, den Chorfenstern
in der St. Jakobskirche zu Rothenburg und
weiteren Fenstern daselbst sowie Fenstern in
Stendal. Er vermutet das Zentrum dieser
Schule in Nördlingen. Der in dieser Gruppe

3) Frankl, a. a. O. S. 45.

") Fischer, a. a. O. S. 23 ff. — Über die Fenster
dieses Formenkreises vgl. auch Schmitz, a. a. O. I, 125.

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