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STRAUBING, JAKOBSKIRCHE

Hochfenster b, zweite Reihe

und doch für die Fernwirkung berechnet, in
Schwarzlot aufgetragen, aus dein die feinen
sich kräuselnden Härchen teilweise wieder her-
ausradiert sind. Die Farben der Gewänder
sind von größtem Feuer, insbesondere der glü-
hend rote Mantel des Moses. Die Falten sind
teils durch Verbleiung betont, teils mit
Schwarzlot eingezeichnet. Bei der Schattie-
rung ist Strichelung angewendet.

Wir haben es hier mit einem für seine Zeit
ganz bedeutenden Kunstwerke zu tun, dessen
Wert von jeher in der Literatur1) anerkannt

]) F. S. Meidinger, Hist. Beschreibung der Städte
Landshut und Straubing. Landshut 1787, S. 16; M.
v. Lori, Gesch. und Beschr. der Stadt Straubing.
Straubing 1830, S. 96; M. Sieghart, Gesch. und Beschr.
der Stadt Straubing. Straubing 1833/35, LI, S. 32;
Bavaria, Landes- und Volkskunde des Kgr. Bayern.
München 1860, I, 2, S. 977; Dr. J. Sighart, Gesch.

wurde. Nur Paul Frankl2) beurteilt das Bild
als „nicht sehr schön", vielleicht zu sehr von
dem Gedanken geleitet, daß die großen Maß-
stäbe eine Entgleisung der Glasmalerkunst aus
ihren gewiesenen Bahnen und ein Zeichen des
Verfalles seien. Es ist ja richtig, daß im all-
gemeinen die Glasmalerei sich der Architektur
unterordnen soll. Wenn aber, wie in St. Jakob,
der riesige Raum zu kolossalem Maßstab gerade-
zu herausfordert und auch der Inhalt der Dar-
stellung monumentale Ausführung rechtfertigt,
kann die Anwendung des großen Maßstabes,
wenn sie so vollendet, wie hier geschieht, wohl
nicht getadelt werden.

der bildenden Künste im Kgr. Bayern. München 1862,
S. 641 f.; B. Riehl, Bayerns Donauthal. München und
Leipzig 1912, S. 217.

2) P. Frankl, a. a. 0. S. 97.

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