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STRAUBING
JAKOBSKIRCHE

Hochfenster b
vierte Reih:

Die zeitlichen Zuweisungen bezüglich dieses
Glasgemäldes schwanken von 1442 bis zum
Beginn des 16. Jahrhunderts1).

Es ist wohl eines der frühesten Beispiele für
die Umschwenkung der Glasmalerei zur Tafel-
malerei für unsere Gegend und beruht offenbar
auf der Visierung durch einen Tafelmaler2).
Dafür spricht abgesehen von der ganzen Anlage
schon der Mangel der sonst bei Glasmalereien
dieser Zeit nie fehlenden architektonischen Um-
rahmung.

Wo ist nun der Zeichner für diesen Karton
zu suchen? Die Spuren führen uns nach Nürn-

J) Vgl. die obigen Zitate, außerdem: Otte, Handbuch
der kirchl. Kunst-Archäologie, 5. Aufl. Leipzig 1885.
2. Bd., S. 765; Lötz, Kunsttopographie Deutschlands
II, 499.

2) Über die Trennung von Kartonzeichner und Tech-
niker in der Glasmalerei vgl. Frankl, a. a. O. S. 41,
98, 213 f.; J. Schinnerer, Die Glasmalerei in Nürnberg.
Münchener Dissertation 1908, S. 6; Fischer (Handbuch)
a. a. O. S. 128; J. L. Fischer, 40 Jahre Glasmalkunst,
München 1910. S. 16; Zeitschr. f. Glasmalerei 1912.
S. 25, 45.

berg. Schon Hans Pleydenwurff hatte Bezie-
hungen zu Straubing angeknüpft. Er erscheint
bald nach 1466 als Mitglied der Straubinger
Priesterbruderschaft. Aus seiner Werkstätte
ging das Dreifaltigkeitsbild hervor, das die
Familie Haberkofer für ihre Kapelle (jetzt
Josephskapelle in der Jakobskirche) fertigen
ließ3). Wenn wir uns dann erinnern, daß
die Geschlechter, wie die Bruderschaften, nicht
nur für die Fenster ihrer Kapellen, sondern
auch für die darüber befindlichen Hochfenster
sorgten, wird es uns glaubhaft erscheinen, daß
auch die Familie Haberkofer dieses über ihrer
Kapelle stehende Fenster stiftete und bei der
Bestellung ihre alten Beziehungen zu Nürnberg
benutzte, dessen Pleydenwurff- später Wolge-
mut-Werkstätte schon für sie gearbeitet hatte.
Diese Werkstätte und anschließend die Dürer-
werkstätte betätigten sich viel in Glasmalerei.

3) Nun im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin. Sol-
leder u. Abraham i. Jahrb. d. Preuß. Kunstsamml.
1914, Hft. IV.

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