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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Mössel, Julius: Kunstende?
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0008
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E.MAYER-FASSOLD, München Büste einer Susanne

Ausführung in Holz, lebensgroß. Secession 1920

liehen Objekt. Der lebendige Zeitgenius versinnlicht
dagegen den Geist, schafft eine ganz neue „Denk-
sinnlichkeit". Das Wunder seines Schöpfertumes ist
nicht so sehr formbildend als reflektierend. Das Er-
kennen selbst ist schöpferisch geworden, und die
Relativitätstheorie beispielsweise erscheint im tief-
sten Sinne künstlerisch. Was aber wird dann aus
der Kunst? Worringer rät den Künstlern ein Sich-
besinnen und Sichbescheiden in Stille und Selbst-
genügsamkeit. Im neu aufkeimenden Nazarener-
tum und verwandten Zeitbestrebungen erblickt er
die ersten Symptome dieser notwendigen Rückkehr
zum einfach Schönen. Kunstende? Der Korre-
spondent der N. Nachrichten schreibt kurz dazu:
Im Sinne Worringers gewiß. Denn was da bleibt,
ist ihm nur noch Spiel und Zier, peripherische
Zivilisationserscheinung. So radikal, aufräumend
geht seine quellende, funkelnde Dialektik zu Werke.
Aber schließlich wird's, kraft ewigen Naturgesetzes,
wohl immer Künstlermenschen geben, deren zwin-
gende Liebe zur Form, deren eingeborener Sinn
für Linie und Farbe aus eigenem Vermögen in-
brünstig nach Ausdruck ringen wird.

Diese Vorbestimmten werden immer an sich
und ihr Werk glauben. Um die anderen wäre es
kaum schade.

Soweit Herr R. P. in den Neuesten. Das ist
recht wacker von ihm, diese Selbstbescheidung
und Einsicht. Es ist auch vielleicht nicht Sache
einer großen Tageszeitung, noch weiter in der Be-
urteilung der Worringerschen Dialektik zu gehen.

Es ist aber Sache der Fachzeitschriften sich
mit solchen Erscheinungen zu befassen.

Vergnügen ist es nun wirklich nicht, mit den
Trugbildern, die im erregten Geiste eines außer-
halb einer Sache stehenden - - ich kann dieses
Außerhalbstehen gar nicht genug betonen — ent-
stehen, sich abkämpfen zu müssen. Es ist über die
Maßen bitter, daß das nur Gedachte weit über
die wirkliche Erfahrung durch die Tat gewertet
wird. Es ist so leicht bei einiger Belesenheit geist-
reich über eine Sache zu reden, so daß nicht nur
der haltlose Laie sondern auch der haltlose Künst-

E. MAYER-FASSOLD, München Scherzendes

Terrakotta, Höhe 48 cm Madchen

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