Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

DOI Artikel:
Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0020
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eine Raffael-Ausstellung veranstaltet die staatliche
Graphische Sammlung in München, um nachträglich den
Jahrhunderttag des großen Meisters von Urbino auf ihre
Weise zu begehen.

Der Neubau des Germanischen Museums in Nürnberg,
der dieser großartigen Sammlung eine würdige Stätte
bietet und ihr ihre hervorragende Stellung unter den
deutschen Museen wiedergewinnt, ist in diesen Tagen durch
einen feierlichen Akt eingeweiht worden.

Ein württembergisches Landesamt für Denkmalpflege ist
ins Leben gerufen worden. Die neue Regierungsstelle wird
außer den Denkmälern der Kunst und Geschichte auch die-
jenigen der Natur sowie die Landschaft in Schutz und
Pflege nehmen.

75 Jahre Königsberger Kunstakademie. In diesen Tagen
ist ein dreiviertel Jahrhundert verflossen, seitdem unsere
Kunstakademie gegründet wurde. Diese Gründung ver-
dankt Königsberg dem seinerzeitigen Kunsthistoriker an
der Albertina, Professor August Hagen. Den Rückblick
auf die Entwicklung dieser Kunstschule schließt die „Königs-
berger Allgemeine" mit den sehr bezeichnenden Worten:
„Nicht der Kampf um die verschiedenen Kunstrichtungen
ist es, was heute alle Akademiken bis ins Innerste bewegt,
sondern die Sorge um das materielle Wohl ihrer Schüler.
Die schwere Frage: welches Rüstzeug kann und muß eine
Kunsthochschule mitgeben, um sie zu befähigen, sich nach
Abschluß ihrer Studien im Existenzkampfe zu behaupten?
beschäftigt heute alle Instanzen und muß gelöst werden,
und zwar bald.

Welche Form man aber für den Unterricht finden auch
wird, die Hauptsache ist und bleibt, wie überall im Leben,
die Arbeit, denn vor den Erfolg hat Gott den Schweiß ge-
setzt."

Ein neues Ausstellungsprogramm der Berliner Sezession.

Die Berliner Sezession hat eine grundlegende Änderung
ihres Ausstellungsprogramms beschlossen. Während bisher
die in der Künstlergruppe vereinigten Künstler der ver-
schiedenen Kunstrichtungen gemeinsam ihre Arbeiten
zeigten, will die Sezession in Zukunft jährlich drei Aus-
stellungen veranstalten, die sich in ihrem Charakter recht
wesentlich voneinander unterscheiden. Es soll nämlich
eine Ausstellung für die ältere impressionistische Kunst
vorbehalten bleiben, die zweite wird die gemäßigte ex-
pressionistische Richtung zeigen und die dritte Ausstellung
soll den Radikalen Gelegenheit bieten, in der Sezession
hervorzutreten. — Welche „Kunst" wird denn nun eigent-
lich wirklich ausgestellt?!

Die Reform der Kunstschulen. Im Hauptausschuß
der preußischen Landesversammlung, in dem die Denk-
schrift des Geh. Regierungsrates Prof. Dr. Wilhelm
Waetzoldt, des Referenten für die Kunstpädagogik im
preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und
Volksbildung, vorgelegt wurde, haben die Redner der
Parteien allgemein ihre Zustimmung zu den Vorschlägen
Waetzoldts und den Wunsch ausgesprochen, daß die von
ihm in seiner Schrift niedergelegten Anschauungen und

Die durch technische Schwierigkeiten erfolgte Verzögerung

Richtlinien von der preußischen Kunstverwaltung über-
nommen würden. Der Bildungsausschuß der Berliner
Akademie der Künste, dem Prof. Max Liebermann präsi-
diert und dem der Direktor der Akademischen Hoch-
schule für die bildende Künste, Prof. Arthur Kampf,
und der Direktor der Unterrichtsanstalt beim Kunst-
gewerbemuseum, Prof. Bruno Paul, angehören, hat seine
Zustimmung zu Waetzoldts Gedanken zur Kunstschul-
reform ausgesprochen. Die von Waetzoldt vorgeschlagene
elastische Kunstschulreform, die eine Neuordnung des
Unterrichts auf handwerklicher Grundlage und eine
Vereinigung der bisher getrennten Lehrgänge für „hohe"
und für angewandte Kunst vorsieht, deckt sich auch mit
den Ansichten, die auf der Berliner Notkundgebung der
Künstlerschaft am letzten Sonntag geäußert wurden. —
Waetzoldts interessante und im Buchhandel erschienene
Denkschrift hat die Frage offenbar richtig in Fluß
gebracht und auch andere Stellen zur Beschäftigung
mit diesem wichtigen Thema angeregt. Denn eine Zeitungs-
notiz teilt mit: In München traten die Ministerial-
referenten für Kunstangelegenheiten aus allen in Betracht
kommenden deutschen Ländern zu einer Besprechung
zusammen. Sie galt den Tagesfragen in der staatlichen
Pflege bildender Kunst. Übereinstimmung wurde beson-
ders in der Angelegenheit der Kunstschulreform erzielt:
in Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen wird die
Vereinheitlichung des Kunstunterrichts, die Verschmelzung
der Kunstakademien mit den Kunstgewerbeschulen vor-
bereitet.

Dresdener Künstlerschaft und sächsischer Landtag. Der

Dresdener Künstlerrat hat an den Landtag die Eingabe
gemacht, der Kunst die notwendigsten Mittel zur Verfügung
zu stellen und daher die Kunstfonds des Landes der Lage
der Zeit und der Not der Künstler entsprechend von 90000
auf 500000 Mark zu erhöhen.

Hilfe für Künstler. In Cincinnati hat sich eine Vereini-
gung zur Unterstützung der notleidenden deutschen Künstler-
schaft gebildet. Sie will unseren Künstlern durch Ankäufe
und durch Beschaffung von Malmitteln helfen.

Reichswirtschaftsverband bildender Künstler Deutschlands.
Aus Weimar wird geschrieben: Im Künstlerheim hierselbst
tagten vom 8. bis 10. Januar die Abgeordneten der wirt-
schaftlichen Verbände der deutschen bildenden Künstler
zur Gründung eines Reichswirtschaftsverbandes der bilden-
den Künstler Deutschlands. Die Arbeit der von 13 Ver-
bänden anwesenden Vertreter beschäftigte sich in erster
Linie mit der Festlegung der Satzungen des neuen Ver-
bandes, dessen Zweck die Zusammenfassung der gesamten
deutschen Künstlerschaft zur Vertretung ihrer wirtschaft-
lichen Interessen gegenüber den Reichsbehörden, den
gesetzgebenden Körperschaften usw. bildet. Es ist damit
für die deutsche Künstlerschaft endlich die lang ersehnte,
in jetziger Zeit unentbehrliche gemeinsame Vertretung
geschaffen worden, von der eine zielbewußte und erfolg-
reiche Vertretung der Lebensinteressen der deutschen Künst-
lerschaft zu erwarten sein darf. — Wo bleibt das deutsche
Kunstgewerbe?

in der Zustellung dieser Nummer wollen die Leser gütigst

entschuldigen

Die Klischees zu den Abbildungen dieses Heftes lieferte die Firma Zerreiss <& Co. in Nürnberg
Schriftleiter: Prof. Dr. Jos. Ludwig Fischer - Herausgegeben vom Bayerischen Kunstgewerbeverein - Verlegt bei Georg W Dietrich
Für die Anzeujen verantwortlich: F.C.Mayer - Druck von R. Oldenbourg - alle in München
Copyright: 1921 by Georg W. Dietrich

(6
 
Annotationen