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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Wolf, Georg Jacob: Tagung des deutschen Werkbundes in München: (11.-13. Mai 1921)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0033
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FRIEDRICH KUHN, Elberfeld

künstle, sondern indem
L'r nirgends hemmend in
ihr Werk eingreife, sie
vielmehr möglichst sich
selbst überlasse. Der
Werkbund müsse es sich
überhaupt versagen, für
die Propagierung eines
Zeitstils diktatorisch ein-
zutreten. Seine Aufgabe
sei, Hüter der Qualität
zu sein. Er habe nicht
zu befinden zwischen
links und rechts, zwischen
Radikalismus und Kon-
servativismus, zwischen
Expressionismus und
Akademismus, sondern
er habe sich zu entschei-
den für alles Lebendige
im Gegensatz zum Star-
ren, für die Form im
Gegensatz zur Unform.

Mit diesem sehr beifällig aufgenommenen Vor-
trag, an den sich leider keine irgendwie nennens-
werte Aussprache anschloß, war der Höhepunkt
der Tagung in kurzem Anlauf erreicht, und man
bewegte sich rasch nach abwärts.

Die eigentliche geschäftliche Sitzung des Werk-
endes bot vor leeren Stühlen ein Bild der
Interesselosigkeit und des Uninteressanten.
Kaum eine der Ausführungen bot Anregendes.
Am stärksten klangen vielleicht die Worte an,
die Redslob dem verstorbenen Karl Ernst Ost-
naus, Hagen, widmete. Osthaus war einer der
eifrigsten, regsamsten und beweglichsten im
Bunde, eine problematische Natur, sprunghaft
in der Entwicklung, immer von dem Wunsche
getragen, sich „allseitig" auszuwirken, und in
diesem Bestreben gewissermalkn das Abbild des
Werkbundes selbst, soweit man es auf ein In-
dividuum projizieren kann. Mitteilungen über
den in Aussicht genommenen Bau eines Werk-
hundhauses bei den Frankfurter
Messen wurden beifällig
ebenso was Heu
bach,

Plakatwettbewerb für die Deutsche Gewerbeschau 1922.
4. Preis

nternationalen
entgegengenommen,
durch Eberhard, Offen-
über die Unmöglichkeit, die

ergänzt,

Luxussteuern in ihrer heutigen Anwendung auf
Werke der angewandten Kunst und der Qua-
litätsarbeit aufrechterzuhalten, ausführte. Peter
Bruckmann, Heilbronn, nun 2. Vorsitzender
des Werkbundes, sprach die Schlußworte und
rief der Versammlung den Wiedersehensgruß

Kunst und Handwerk. Jahrg. 1921. 2. Vierteljahrsheft

zu. Karlsruhe, Weimar und Dresden haben sich
für 1922 als Tagungsstädte angeboten: die Vor-
standschaft wird befinden, für welche der drei
Städte man sich entscheiden wird.

Ein Kranz von Sonderveranstaltungen schlang
sich um die Tagung; vielleicht darf man in ihnen
das Wichtigere und Wesentlichere des Kongresses,
weil in den Leistungen Positives gebend, erblicken.
Die Gruppe für Handwerkskunst, die unter der
Leitung von Groß-Dresden steht, kam zusammen
und sprach sich aus, ebenso die Gruppe für Farb-
kunst.

Auch das Direktorium der Deutschen Gewerbe-
schau hielt aus Anlaß der Tagung eine Sitzung, zu
der die von auswärts gekommenen Vertrauensleute
und Ortsgruppenvorstände herangezogen waren;
leider hatte man aber die Gelegenheit sich entgehen
lassen, vor dem Plenum der Tagung für die Aus-
stellung kräftig zu werben.

Auch Besichtigungen gab es in schwerer
Menge. Am wesentlichsten war die Ausstellung,
welche die deutschen Werkstätten in ihren gründ-
lich erneuerten und räumlich wie inhaltlich auf-
gefrischten Sälen und Kabinetten den Tagungs-
gästen boten. Bemerkenswert war auch eine
Überschau über die besten zeitgenössischen
Erzeugnisse der Münchner Buchkunst, die Horst
Stobbes „Bücherstube am Siegestor" auslegte. Im
Theater sah man sich in gemeinsamem Besuch
Walter Braunfels' Oper „Die Vögel" an; in Grün-

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