Schüler. Sowohl die Thematik in ihrer reichen
Symbolik und Allegorie, wie alles einzelne ist aus
dieser wunderbaren Periode orientalischer Kunst-
entwicklung empfunden. Die eigentümliche Auf-
fassung der Tiere, die streng monumentale Zeich-
nung alles Figürlichen, die echt orientalische
Symmetrie und Harmonik ist in vielversprechender
Weise für den Aufbau eines neuen Stils verwendet.
Außer dem romanischen Stil, der von den Kunst-
historikern ja als eine direkte Entwicklung aus
der sassanidisch-persischen Formensprache her-
geleitet wird, hat keine Stufe der abendländischen
Stilevolution so klar gezeigt, in welcher Art allein
das Figürliche, also das Dreidimensionale zu Orna-
mentalem umgewertet werden kann. Es ist die
Beschränkung alles Plastischen auf das Zwei-
dimensionale, Flächige, streng Stilisierte. Man hat
diese Art von künstlerischer Gestaltung die
naive, primitive Periode der allgemeinen Kunst-
entwicklung genannt, Namen
und Bezeichnungen, die dem
Betrachter des modernen Ex-
pressionismus etwas verfänglich
in die Ohren klingen; denn der
moderne. Expressionismus hat
die unmittelbare, aus einem
immanenten Kunstempfinden
fließende Naivität zum bewußt
konstruierten und reflexions-
mäßig gefaßten Naivismus um-
gebogen. Daher der geringe
Glauben, den gerade diese
Stufe der modernen Kunst-
entwicklung bei dem unbe-
fangenen Betrachter gefunden
hat. Immerhin gehört es zu
den wichtigsten Problemen der
modernen Kunst und nament-
lich des Kunstgewerbes, für
diese, rein dekorativen Zwecken
dienende Behandlung des Figür-
lichen den entsprechenden und
selbständig empfundenen Aus-
druck zu schaffen.
Zum Schlüsse sei darauf hin-
gewiesen, daß sich auch einige
hoffnungsvolle Ansätze zu
künstlerisch gestalteten Buch-
einbänden bemerkbar mach-
ten, sowie sonstige kleinere
Gebiete kunstgewerblicher Be-
tätigung. So erfreuten bei
dem kaufenden Publikum sich RUD. REINER, Mün
besonderer Beliebtheit: geschmackvoll gestaltete
Spiegelrahmen (z. B. von Maler Georg Fuchs,
Hans Irbacher, A. Lippert). Erwähnung verdie-
nen ferner noch die Handdrucke von Helene von
Frauendorfer-Mühltaler, verschiedene Scheren-
schnitte und sonstige Handarbeiten.
Der Ausstellung war auch das Ehrengeschenk
des Kunstgewerbevereins an ein verdienstvolles
Mitglied, den Hofgoldschmied Karl Rothmüller
angegliedert, darstellend den Hl. Eligius, den
Schutzpatron der Goldschmiede. Der Entwurf
stammt von den Bildhauern Düll-Petzold, die Aus-
führung, ein staunenerregendes Meisterstück der
Technik in Silber und Email, erfolgte in der Fach-
schule Schneider.
Die Ausstellung des bayerischen Kunstgewerbes
im Glaspalast hat, wie jedes Jahr, eine vielfältige
Beurteilung in der Tagespresse gefunden. Überall
wurde auf die Fülle und Reichhaltigkeit des
Materials hingewiesen, und
ebenso zahlreich war die Be-
ziehung zu der Deutschen Ge-
werbeschau 1922 betont. Je
nach dem Standpunkt des ein-
zelnen zur modernen Kunst
waren auch die mehr oder
weniger deutlich zum Ausdruck
gebrachten Wünsche bemerkt.
In verschiedenen Kritiken wur-
de verlangt, daß sich die gute
alte Tradition des bayerischen
Kunstgewerbes, wie sie sich
ganz besonders in der Solidi-
tät der Technik, der Sauber-
keit der Formen zeige, immer
mehr mit neuem Geist durch-
flute, um die Führung auf
diesem wichtigen Gebiete der
angewandten Kunst zu behal-
ten. Wichtiger erscheint mir
indes, wie schon angedeutet,
die Durchdringung selbst des
kleinsten Gebrauchsgegenstan-
des mit veredeltem Empfinden,
mit geschmackvoller Form-
gebung, damit jene Kreise
auch weiterhin Förderer des
kunstgewerblichen Gedankens
sein können, die schon immer
Träger der Kultur waren, heute
aber an dieser ihrer Mission
durch die wirtschaftlichen Nöte
chen Messinglampe schwer
gehindert
sind: der
59
Symbolik und Allegorie, wie alles einzelne ist aus
dieser wunderbaren Periode orientalischer Kunst-
entwicklung empfunden. Die eigentümliche Auf-
fassung der Tiere, die streng monumentale Zeich-
nung alles Figürlichen, die echt orientalische
Symmetrie und Harmonik ist in vielversprechender
Weise für den Aufbau eines neuen Stils verwendet.
Außer dem romanischen Stil, der von den Kunst-
historikern ja als eine direkte Entwicklung aus
der sassanidisch-persischen Formensprache her-
geleitet wird, hat keine Stufe der abendländischen
Stilevolution so klar gezeigt, in welcher Art allein
das Figürliche, also das Dreidimensionale zu Orna-
mentalem umgewertet werden kann. Es ist die
Beschränkung alles Plastischen auf das Zwei-
dimensionale, Flächige, streng Stilisierte. Man hat
diese Art von künstlerischer Gestaltung die
naive, primitive Periode der allgemeinen Kunst-
entwicklung genannt, Namen
und Bezeichnungen, die dem
Betrachter des modernen Ex-
pressionismus etwas verfänglich
in die Ohren klingen; denn der
moderne. Expressionismus hat
die unmittelbare, aus einem
immanenten Kunstempfinden
fließende Naivität zum bewußt
konstruierten und reflexions-
mäßig gefaßten Naivismus um-
gebogen. Daher der geringe
Glauben, den gerade diese
Stufe der modernen Kunst-
entwicklung bei dem unbe-
fangenen Betrachter gefunden
hat. Immerhin gehört es zu
den wichtigsten Problemen der
modernen Kunst und nament-
lich des Kunstgewerbes, für
diese, rein dekorativen Zwecken
dienende Behandlung des Figür-
lichen den entsprechenden und
selbständig empfundenen Aus-
druck zu schaffen.
Zum Schlüsse sei darauf hin-
gewiesen, daß sich auch einige
hoffnungsvolle Ansätze zu
künstlerisch gestalteten Buch-
einbänden bemerkbar mach-
ten, sowie sonstige kleinere
Gebiete kunstgewerblicher Be-
tätigung. So erfreuten bei
dem kaufenden Publikum sich RUD. REINER, Mün
besonderer Beliebtheit: geschmackvoll gestaltete
Spiegelrahmen (z. B. von Maler Georg Fuchs,
Hans Irbacher, A. Lippert). Erwähnung verdie-
nen ferner noch die Handdrucke von Helene von
Frauendorfer-Mühltaler, verschiedene Scheren-
schnitte und sonstige Handarbeiten.
Der Ausstellung war auch das Ehrengeschenk
des Kunstgewerbevereins an ein verdienstvolles
Mitglied, den Hofgoldschmied Karl Rothmüller
angegliedert, darstellend den Hl. Eligius, den
Schutzpatron der Goldschmiede. Der Entwurf
stammt von den Bildhauern Düll-Petzold, die Aus-
führung, ein staunenerregendes Meisterstück der
Technik in Silber und Email, erfolgte in der Fach-
schule Schneider.
Die Ausstellung des bayerischen Kunstgewerbes
im Glaspalast hat, wie jedes Jahr, eine vielfältige
Beurteilung in der Tagespresse gefunden. Überall
wurde auf die Fülle und Reichhaltigkeit des
Materials hingewiesen, und
ebenso zahlreich war die Be-
ziehung zu der Deutschen Ge-
werbeschau 1922 betont. Je
nach dem Standpunkt des ein-
zelnen zur modernen Kunst
waren auch die mehr oder
weniger deutlich zum Ausdruck
gebrachten Wünsche bemerkt.
In verschiedenen Kritiken wur-
de verlangt, daß sich die gute
alte Tradition des bayerischen
Kunstgewerbes, wie sie sich
ganz besonders in der Solidi-
tät der Technik, der Sauber-
keit der Formen zeige, immer
mehr mit neuem Geist durch-
flute, um die Führung auf
diesem wichtigen Gebiete der
angewandten Kunst zu behal-
ten. Wichtiger erscheint mir
indes, wie schon angedeutet,
die Durchdringung selbst des
kleinsten Gebrauchsgegenstan-
des mit veredeltem Empfinden,
mit geschmackvoller Form-
gebung, damit jene Kreise
auch weiterhin Förderer des
kunstgewerblichen Gedankens
sein können, die schon immer
Träger der Kultur waren, heute
aber an dieser ihrer Mission
durch die wirtschaftlichen Nöte
chen Messinglampe schwer
gehindert
sind: der
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