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Die Kunde — 5.1937

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Nr. 8/9
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Peßler, Wilhelm: Das Niedersächsische Volkstumsmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.61685#0190

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widmet ist, während links in einem gleich großen Raume die Bevölke-
rung nach stammesmäßiger Zusammensetzung und körperlichem Aus-
sehen zur Geltung kommt. Der Lebensraum wird anschaulich durch
ein in großen Zügen gehaltenes Relief im Maßstabe 1 :100 000, das
die Bodenerhebungen in starker Überhöhung zeigt. Wir erkennen hier,
daß Niedersachsen, das die Provinz Hannover und die Freistaaten
Braunschweig, Oldenburg, Bremen und Schaumburg-Lippe umfaßt,
einen sehr großen Umfang hat; es reicht von der Nordseeküste bis auf
den Harz, von der holländischen Grenze bis über die Niederelbe,' so ist
es die einzige Landschaft Deutschlands, die am Gebirge und am Meere
Teil hat. Die beträchtliche Gebietsgröße und die weiterhin stark ge-
gliederte Verschiedenheit der Vodengestalt sind die Ursachen für eine
große Mannigfaltigkeit der Formgestaltung bei vielen Volkstumserschei-
nungen. Das Kartenbild des Reliefs wird durch eine Anzahl von
Großlichtbildern ergänzt, die die Wände des Raumes zieren.
Der links gelegene Raum ist dem niedersächsischen Menschen ge-
widmet, indem die stammesmäßige Zusammensetzung der Bevölkerung
und das körperliche Aussehen des einzelnen vorgeführt werden. Ein
Riesenrelief in demselben Maßstabe wie das der Landesnatur ver-
deutlicht das Bild des Stammestums, wie es als Ergebnis von Jahr-
tausenden heute vorliegt. Eine elektrische Beleuchtungsanlage führt
durch vier verschiedene Farbschaltungen vier verschiedene Zeitabschnitte
vor, die für das Stammestum besonders wichtig sind. Die dunkelste
Farbe gilt dem Jahre 750 v. Ehr. und zeigt die drei großen Völker-
gruppen der Ingwäonen am Meere, der Istwäonen im Binnenlande
und der Herminonen im Osten. Die Stammeskarte um Christi Geburt
erscheint mit roter Beschriftung: die berühmtesten Stämme der West-
germanen, wie die Cherusker, die Langobarden, die Chauken und die
Friesen sind am Volke unserer Heimat beteiligt. Um 300 (durch
orange angedeutet) haben sich die Friesen an der Nordseeküste schon
weiter nach Osten ausgedehnt und die Sachsen haben mit Überschrei-
tung der Niederelbe ihren großen Südzug angetreten, demzufolge das
ganze Land schließlich den Sachsennamen angenommen hat. Wie weit
letzterer um 750 nach Osten und Südosten reichte, ist durch farbige
Kordel angedeutet. Von den Neueinwanderungen seit dem 12. Jahr-
hundert sind (in gelber Farbe) die wichtigsten hervorgehoben, nämlich
die beiden durch wirtschaftliche Gründe verursachten Besiedlungen der
an Unterweser und Niederelbe gelegenen Marschen und des Ober-
harzes, jene im 12. und 13. Jahrhundert Deiche bauende Holländer,
diese im 16. Jahrhundert zur Ausbeutung des Metallreichtums herbei-
gerufene „Meißnische Berggesellen" umfassend.
Wie die Bevölkerung Niedersachsens heute aussieht, das zeigen
mehrere ausgewählte Großlichtbilder, die die Verschiedenartigkeit der
Bevölkerung nach Lebensalter und Geschlecht, nach Beruf und Land-
schaft berücksichtigen.

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