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Die Kunde — 10.1942

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Kosahl, Kurt: Siedlungen aus der Zeit um Christi Geburt im hannoverschen Wendland
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Siedlungen aus der Zeit um Christi Geburt im hannoverschen
Wenölanü.
Von Architekt Kurt K o f a h l - Lüchow.
Mit 4 Abbildungen.
Grabanlagen aus der vor- und nachchristlichen Eisenzeit waren im
hannoverschen Wendland reichlich bekannt durch die mächtigen Friedhöfe
bei Carmitz, Thurau, Rebenstorf und Darzau. Hier und da wurden auch
einmal in einer Sandgrube oder auf der Ackerfläche dunkle Stellen be-
obachtet, die oft auch zwischen Steinsetzungen Eefäßscherben zeigten. Schein-
bar wurden diese Erdlöcher wenig beachtet. Es kam ja nie etwas Ver-
nünftiges (wie heile Töpfe usw.) heraus und daher war die Geschichte
recht uninteressant und nicht unterhaltend.
Es handelte sich wohl in allen diesen Fällen um Anschnitte von Wohn-
gruben urgeschichtlicher Siedlungsanlagen. Und dennoch ist die Erfor-
schung der Siedlungsplätze ein dankbarer und interessanter Zweig der
Wissenschaft des Spatens. Wer einmal in Siedlungen mit Erfolg gegra-
ben hat, kommt davon nicht wieder los, und überall auf Äckern oder in
Sandgruben findet er Gefätzscherben, die wieder Mut zu neuem Hoffen
geben.
Das häufige Vorkommen von Wohnplätzen aus der Zeit um Christi
Geburt läßt erkennen, datz unser hannoversches Wendland in dieser Zeit
außerordentlich dicht besiedelt war.
1. Bergen an der Dumme.
Im April 1931 zeigten hch in der Kiesgrube auf dem Föhrberg meh-
rere durchschnittene Erdlöcher, von denen zwei ausgegraben wurden. Die
gefundenen Wohngruben waren von Erdgleiche gemessen 0,60—0,90 m
tief und hatten im Anschnitt eine Breite von etwa 3,00 m. Die Stärke
der Humusschicht über sandigem Kies beträgt etwa 25 cm. Eine im oberen
Teil in unregelmäßiger Form festgelegte Grube zeigte am Boden eine
Rechteckform von 2,0 x1,20 m. Ausmaß. Die Bodenfläche wurde gebildet
von einer etwa 10 cm starken tiefschwarzen fettigen mit Holzkohle stark
durchsetzten Erdschicht. Diese Masse, die waagerecht im Boden auf der
Kiesschicht lag, war früher meines Erachtens einmal eine Ausbohlung
der Wohngrube. Unter diesen Boden hinausgehende Pfostenlöcher konnten
nicht beobachtet werden. In der Nähe des Bodens in der Grube fand
sich ein runder Kuchen Eisenluppe von 15 cm Durchmesser bei einer Stärke
von etwa 4 cm. Daneben lag ein vierkantiger stark abgenutzter Wetzstein
aus Sandstein und ein Stück Eisen, in Form eines heutigen Küchen-
messers (4 cm lang bei 1,1—1,7 cm Breite)' daneben fanden sich reichlich
Gefäßscherben.

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