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Die Kunde — N.F.20.1969

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Pudelko, Alfred: Siebente Studienfahrt des Niedersächsischen Landesvereins für Urgeschichte zu Museen und Denkmälern der Ur-und Frühgeschichte Ost-Dänemarks (24.-30. Mai 1969]
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https://doi.org/10.11588/diglit.73396#0174
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im 12. Jahrhundert gegen die Hanseaten, waren Stationen an unserem Wege.
Erinnerungen an Waldemar II., der in den deutsch-dänischen Auseinander-
setzungen um die Vorherrschaft an der westlichen Ostsee 1223 von Graf Hein-
rich von Schwerin auf der kleinen Insel Lyö im Kleinen Belt gefangen-
genommen wurde und danach IV2 Jahr lang auf den Burgen von Lenzen und
Dannenberg (Waldemarturm) verwahrt war, wurden wach. Mit dem end-
gültigen Rückschlag des dänischen Vorstoßes zur unteren Elbe in den Schlach-
ten bei Mölln (1225) und Bornhöved (1227) ist die Geschichte der Grundherren
im östlichen Niedersachsen (Lüneburg und Dannenberg) bedeutsam verbunden.
Am Nachmittag verweilten wir an der Kirche von Kalvehave (Kälberhafen),
gelegen an einem alten Handelsweg, der von Seeland her über den Ulvsund
auf die Insel Mön führte. Von hier aus eröffneten sich Verbindungen übers
Meer nach Süden, und von hier ging der Blick auf die uralte „Sildstraße", die
Mön durchzieht und die auf Grund zahlreicher Denkmäler aus der Stein-Bronze-
Zeit schon prähistorisch eine hohe Bedeutung hatte. Uber die Ulvsundbrücke
erreichten wir abends die Hauptstadt Möns: Stege.
Am ersten Pfingstfeiertag besuchten wir das Heimatmuseum in Stege, das in
einem alten Propsthof eine umfangreiche urgeschichtliche Sammlung birgt.
Dann ging es in den Westteil der Insel hinaus. Wir besuchten eines der bedeu-
tendsten Ganggräber Dänemarks, „König Asgers Höj", bei Sprove mit einer
10 m langen und gut 2 m breiten Kammer, vor der sich ein 8 m langer Gang
befindet. Das schon 1839 geöffnete, aus der Endphase der Ganggräberzeit
stammende Denkmal ist wesentlich mit der Entwicklung der Urgeschichts-
forschung im Norden verbunden. Die vom Nationalmuseum in Kopenhagen
getragene Herrichtung und Pflege dieses Grabes sowie die Achtung, die ihm
von der Bevölkerung gezollt wird, sind vorbildlich. Wir mußten an die vielen
halb zerstörten Großsteingräber Norddeutschlands denken, bei denen eine
ähnliche Pflege bitter nötig gewesen wäre!
Nicht weit von Kong Asgers Höj entfernt, gleichermaßen betreut, sahen wir
dann Klekkende Höj bei Röddinge, eine wohlerhaltene, große, etwa 9 m lange
Ganggrabkammer unter einem mächtigen Hügel, im Innern durch eine stei-
nerne Trennwand in zwei Abteilungen geteilt. Sie sind durch zwei parallele
Gänge zu erreichen.
Dann besuchten wir eines der größten und eindrucksvollsten Langbetten
Dänemarks, „Grön Jaegers Höj" oder auch „Grönsalen" genannt. Weit über
100 große Findlinge, hochkant aufgestellt, umgeben eine 102 m lange und 10m
breite Erdaufschüttung, die am Ostende zwei kleinere Steinkammern in Kisten-
form aufweist und nahe am Westende eine megalithische Kammer mit großem
Deckstein enthält.
Das dem klassischen nordischen Dolmentyp angehörende Steingrab in der
Nähe der Fanefjordkirche, von drei Trägersteinen unter einem mächtigen
Deckstein gebildet und mit zwei kleinen Schwellensteinen an der vierten Ein-
gangsseite, brachte uns die Bauform dieser bei uns in Niedersachsen nicht
vertretenen frühen Form megalithischer Bauten nahe.
Die mittelalterliche Fanefjordkirche, eine beherrschend gelegene Feldkirche
inmitten der eben besuchten prähistorisch-mittelalterlichen Kulturlandschaft,
brachte uns die für viele alte Kirchen Möns typischen Freskenmalerei nahe. Der
prächtige, weithin über die Umgebung hinausragende Bau enthält in seinem
Innern im Rahmen seiner kirchlichen Darstellungen die von volksnahen Szenen

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