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Die Kunde — N.F.21.1970

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Schünemann, Detlef: Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung vom 23.-26. September 1970 in Göttingen: Besichtigungen und Exkursionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.73397#0166
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sei - von jedem einzelnen schon beim Abschied mit Handschlag bekräftigt -
auch an dieser Stelle noch einmal ausgesprochen. Beschwingt von den Ein-
drücken des Tages gelangte man zu vorgerückter Abendstunde wieder nach
Göttingen.
Ganztagsexkursion am 26. 9. 1970
Bei ausgesprochen nassem und nebligem Wetter mit nur geringer Sicht
verließen um 8 Uhr drei Busse Göttingen in nördlicher Richtung. In den ver-
schiedenen Bussen gaben die Herren R. Busch, Dr. J. Driehaus, Dr. K.
Brandt, Dr. D. Denecke und Dr. R. Maier unterwegs von Zeit zu Zeit
Hinweise zur Topographie, Geschichte oder Geologie. Uber Ebergötzen - hier
wohnte der Dichter Wilhelm Busch bei seinem Onkel nahe der Max-und-
Moritzmühle - führte die Fahrt unweit des Seeburger Sees entlang. Boden-
proben und Pollenanalysen auf den hier gelegenen, z. T. verlandeten Seen
haben wichtige vegetationsgeschichtliche und siedlungskundliche Erkenntnisse
ermöglicht. Beispiesweise bewirkten die mittelalterlichen Rodungen 3-5 m
starke Lößeinschlämmungen.
Wiederum trennten sich die Busse. Bus 1 versuchte zunächst, unter der
Leitung des Ausgräbers der Wüstung Königshagen, diesen Platz über
Wege aus dem „Grünen Plan" zu erreichen. Dies gelang nicht; in einem
Präzisionswendemanöver - untersützt durch aufmunterndes Einwinken des
Kollegen F. Hohenschwert - befreite der durch nichts aus der Ruhe zu bringende
Busfahrer jedoch sich und uns aus dieser mißlichen Lage. Wenig später war
auf besserer Straße die Wüstung Königshagen erreicht (zu diesem Zeitpunkt
wußten wir noch nicht, daß eine andere Teilnehmergruppe an diesem Tage
Königshagen erst nach einstündigem Marsch über Berge und Bäche im Regen
erreicht hat). Vom Bus aus berichtete Dr. W. Janssen von den Ergebnissen
seiner Grabungen an diesem Ort. Königshagen wurde um 1130 gegründet und
um 1430 völlig zerstört. In einer Luftaufnahme entdeckt, wurden bereits bei
der Erstellung des Höhenschichtenplanes 13 bäuerliche Anwesen festgestellt,
die sich als Haufendorf um die zentrale kleine Wehranlage gruppierten.
Vier dieser Hofstellen wurden freigelegt; im Innern der Wehranlage fand
man ein festes profanes Haus (Wohnturm), das später zur Kirche umgebaut
worden ist, und kranzförmig angeordnete kleine Häuser einer jüngeren Be-
siedlungsphase. Eine ältere Phase ist durch Palisaden gekennzeichnet. - 60 Ske-
lette von Einwohnern wurden angetroffen (von rund 300 zu erwartenden).
Pollenprofile zeigen den Rückgang des Getreideanbaus in den letzten
100 Jahren der Siedlung zugunsten verstärkter Weidewirtschaft.
Die Fahrt führte nun nach Pöhlde, wo Dr. M. Claus zunächst die im
Pfarrgarten nahe der Kirche freigelegten Reste der Pfalzanlagen erläuterte
(Abb. 1). In mehrjährigen Grabungen wurden nacheinander mehrere sich über-
schneidende ausgedehnte Gebäudereste herausgearbeitet (als älteste: Trocken-
mauerwerk in opus-spicatum-Technik; ferner Steine in Lehm gebunden und
mit Gips gemörtelte Mauern). Die gefundene Keramik war auf einem Tisch
ausgestellt worden. - An sich sollten die Grabungen schon abgeschlossen
sein, doch erfordert die Auffindung eines Spitzgrabens an den Pfalzgebäuden
eine weitere Klärung.

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