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21 A. Springer, Die Psalterillustration im frühen Mittelalter, Abhandlungen der Kgl. Sächs. Gesellschaft d. Wis-
sensch., phil. hist. Klasse VIII., Leipzig 1880, S. 250 (z. Utrechtpsalter): „Für diesen Bußpsalm, welcher
bereits zur Zeit des hl. Augustinus der Liturgie einverleibt war und in der alten Kirche in höchstem Ansehen
stand, hat gewiß eine alte Überlieferung das Bild bestimmt. So läßt sich wenigstens die Übereinstimmung in
den verschiedenen Psalterfamilien am besten erklären.“ Hingegen möchten wir den Ursprung des Bildthemas
der „Büßpredigt Nathans“ im 9. Jh. aus der Intensivierung der Beichtbestrebungen erklären und die einzige
Gemeinsamkeit aller Darstellungen, die Anwesenheit Bathsebas, auf den Wortlaut der Psalmüberschrift zu-
rückführen.

22 Über die beiden byzantinischen Handschriftenkreise nach dem Bilderstreit s. Springer, a. a. O., S. 21 Off., und
K. Weitzmann, Die Byzantinische Buchmalerei des 9. u. 10. Jh., Berlin 1935, S. 53.

23 Chludoffpsalter (Moskau): Darstellung der „Büßpredigt Nathans“ fol. 50r. — Über die Zugehörigkeit des
Chludoffpsalters zu den byz. Handschriften der mönchisch-theol. Richtung s. Springer, a. a. O., S. 214, 217. —
Über den Chludoffpsalter überhaupt ebd. S. 211 ff. — Über die Textillustrationen in dieser Handschrift, zu
denen auch die „Büßpredigt Nathans“ gehört, ebd. S. 213. — Ferner über den Chludoffpsalter: J. J. Tikkanen,
Die Psalterillustration im frühen Mittelalter, Helsingfors 1895, S. lOf. (Abb. der „Büßpredigt Nathans“, S. 27,
Fig. 34).

24 Homilien des Gregor von Nazianz, Paris Bibi. Nat. Gr. 510: Darstellung der „Büßpredigt Nathans“ fol. 143 v.
— Da diese Handschrift für Basilios I. (880—885) gemalt wurde, ist ihre Entstehung im 9. Jh. sicher und ihre
Herkunft aus Konstantinopel wahrscheinlich: H. Buchthal, Codex Parisinus Gr. 139, Hamburg 1933, S. 2,
S. 32. — Zu den alttestamentlichen Szenen in dieser Handschrift sagt Buchthal (S. 32): „Zu den Alttestament-
lichen Darstellungen hingegen kann man nur vereinzelt auf erhaltenen, zumeist nach Alexandria weisenden
Denkmälern frühchristlicher und frühbyzantinischer Zeit ikonographisch verwandte Darstellungen finden.“
Aus den oben in Anm. 21 angeführten Gründen erscheint es nicht unbedingt erforderlich, für die Darstellung
der „Büßpredigt Nathans“ auf ein vor dem 9. Jh. entstandenes Vorbild zu schließen.

25 Psalterhandschrift Paris Bibi. Nat. Gr. 139: Darstellung der „Büßpredigt Nathans“ fol. 136 v. — Uber die Ent-
stehung im 10. Jh.: Springer, a. a. O., S. 214f.; Tikkanen, a. a. O., S. 113ff.; Buchthal, Cod. Parisinus Gr. 139,
a. a. O., S. 44. — Zur Darstellung der „Reue Davids“ in dieser Handschrift bemerkt Buchthal S. 44: ,,... die
Darstellung der ,Reue Davids4 schien uns eine Zusammenziehung von mehreren diese Begebenheit ausführlich
und in kontinuierlicher Folge erzählenden Szenen, deren streifenförmige Anordnung bereits von mehreren
unabhängig voneinander arbeitenden Forschern betont worden war“ (s. auch Buchthal, The Miniatures of the
Paris Psalter, The Warburg Institute, London 1938, S. 27ff.).

Die von Buchthal ausgesprochene Annahme einer Zusammenziehung mehrerer Szenen einer älteren Vorlage
zur Darstellung der „Büßpredigt Nathans“ darf vielleicht durch unsere Vermutung ergänzt werden, daß die
Formulierung der Bußpredigtszene durch den Psalmtitel angeregt wurde. Die beiden Thesen schließen ein-
ander nicht aus.

Es sei hier jedoch noch einmal auf die Gründe hingewiesen, die für die endgültige Formulierung des Bildtypus
der „Büßpredigt Nathans“ im 9. Jh. sprechen. Es ist daher zu vermuten, daß das Vorbild dieser Miniatur des
10. Jh. ebenfalls im 9. Jh. entstanden ist und einer dem Gregor-Codex nahestehenden Handschrift angehörte,
weshalb ich auch im Gegensatz zu Buchthal annehmen möchte, daß an der beschädigten Stelle im Pariser
Psalter, hinter dem Throne Davids also, ursprünglich die Gestalt Bathsebas zu sehen war. In diesem Zusammen-
hänge s. auch Tikkanen, a. a. O., S. 126: „Ob und in welchem Grade der Illustrator des Psalters frühchristliche
Vorbilder direkt benützte, läßt sich kaum mehr feststellen, aber andererseits steht nichts der Annahme im
Wege, daß die Erfindung der meisten seiner Darstellungen, wenn nicht von ihm selbst, so doch von einem nur
wenig älteren Meister derselben antikisierenden Kunstrichtung herrührt.“ — Zur Verwandtschaft der Dar-
stellungen der „Reue Davids“ im Gregor-Codex und in der Pariser Psalterhandschrift Nr. 139 s. ebd.
S. 218f., und Springer, a. a. O., S. 214f. — Zu den byzantinischen Darstellungen der „Reue Davids“ s. auch:
H. Buchthal, Miniature Painting in the Latin Kingdom of Jerusalem, Oxford 1957, S. 61 f.; G. Kauffmann, Der
Karolingische Psalter und sein Verhältnis zu einigen Problemen byzantinischer Psalterillustration, Ztschr. f.
Schweiz. Archäol. u. Kunstgesch., Bd. 16, 1956, S. 65 ff.

26 Utrechtpsalter: Darstellung der „Büßpredigt Nathans“ fol. 29r. Zur Darstellung der „Büßpredigt Nathans“:
Springer, S. 250 mit der in unserer Anm. 2 zitierten Bemerkung über die „alte Überlieferung“, auf die die Über-
einstimmung aller Bußpredigtdarstellungen zurückzuführen ist. Im Anschluß daran fährt Springer fort: „Die
Tat, welche David das Schuldbekenntnis, die Klage und den Seufzer abpreßte, sprach so lebendig zur Phan-
tasie, war zugleich so lehrreich, daß der Text des Psalms gegen den Anlaß zu demselben zurücktrat und seine
Bedeutung am klarsten versinnlicht wurde, wenn man das historische Ereignis im Bilde darstellte. An der
Hand des Psalmtitels: Psalmus David, cum venit ad eum Nathan propheta, quando intravit ad Bethsabe ge-
langte man auf natürliche Weise zu der Schilderung, welche das 2. Buch der Könige (Kap. 12) von Nathans

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