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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 24
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Kunstchronik
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Denkmäler
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Kunstgeschichtliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0433
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Nr. 2H

Die Kunst-Palle. S"

3?9

* Karlsruhe. Als ein Andenken zum 70. Geburts-
tag des Großherzogs von Baden sind die Bilder des Fest-
zuges im Verlag von A. Bieleseld (Liebermann Co.)
neuerdings erschienen. Das Album umsaßt 48 Blätter,
denen die prächtigen Entwürfe von Prof. Permann Götz zu
Grunde gelegt sind. Jedes Blatt besitzt eine Größe von
t5 zu 26 Eentimeter, so daß die Festwagen, Gruppen, Fi-
guren und sonstigen dekorativen Einzelheiten gut zur Wir-
kung kommen. Unter allen bisher erschienenen Festzugs-
publikationen ist diese die gelungenste und werthvollste.
Auch für künftige Veranstaltungen ähnlicher Art dürfte das
reiche Material dieses reizenden Werkes die vielseitigsten
Anregungen bieten; insbesondere bildet es nach der kostüm-
lichen Seite eine reiche Fundgrube.
* Wiesbaden. Im Auftrage der Kaiserin Friedrich
hat der Pofphotograph Rückwardt in Berlin ea. 50 Auf-
nahmen des Inneren und Aeußeren des Schlosses Friedrichs-
Hof hergestellt. Sie zeigen den herrlichen Fürstensitz, welchen
sich die Kaiserin in der Nähe des Schlosses Kronberg im
waldigen Taunus durch pofbaurath Ihne hat errichten
lassen. Bei dem Ban war das Bestreben leitend, die Bau-
formen zur Anwendung zn bringen, die im ;6. Jahrhundert
in der Main- und Rheinebene, im Neckarthal und in der
wetterau gebräuchlich und charakteristisch waren. Das Werk
wird nur in 60 Exemplaren ausgegeben.
* Königsberg i. Pr. Ein Theil der Mitglieder des
Rigaer Archäologischen Kongresses war besuchsweise hier an-
gelangt. Auch die geistvolle Präsidentin des Kongresses,
Gräfin Uwarow mit ihrer Tochter, befand sich darunter.
Graf Dönhoff-Friedrichstein nahm einen Theil der Gäste
auf seinem an Knnstschätzen reichen Schlosse auf. Durch
die Marienburg hatte Baurath Vr. Steinbrecht die Führung.
Als willkommen in Königsberg hatte Professor Bezzen-
berger dem Kongresse eine Festschrift gewidmet: „Das
Gräberfeld bei Rominten". Sie behandelt die Ergebnisse
der Ausgrabungen, die der Verfasser im September ;8g5 in
der Nähe des kaiserlichen Jagdschlosses vorgenommen hat.
Diese ergaben ein Gräberfeld mit einem, wie Bezzenberger
schreibt, zwar recht interessanten und anregenden, aber
keineswegs reichen Inhalt.
* Zürich. Pier soll ein neues Theatergebäude er-
richtet werden, für das ein Konsortium den erforderlichen
Platz bereits erworben hat.
* paag. Der Maler I. F. de Jong hat nach einem
von ihm gemalten Porträt der jnngen Königin Wilhelmine
von polland eine Radirung geschaffen.
* Zwolle. Am 50. August wurde die gothische St.
Michaelskirche nach ihrer Restauration feierlichst eingeweiht.
Die Baukosten betrugen über ;65 000 Gulden, die theils von
der Kirchengemeinde, theils von der niederländischen Regie-
rung gegeben wurden.
* pelsingfors. Unfern der Stadt brannte kürzlich
die an Kunstschätzen reiche Villa des schwedischen Bildhauers
L. Wikström sammt dessen Atelier nieder. Pier war u. a.
die Skizze zu einen: großen Fries an einer wand befestigt,
den Wikström für das finnländische Ständehaus ausführen
soll; die Pauptgruppe davon, die Figur des russischen
Kaisers und die Personikationen der Religion und des Ge-
setzes, waren bereits vollendet und abgenommen, halbfertig
waren die Figuren, die die Ständeabgeordneten darstellten,
alles ging verloren, ebenso anch mehrere andere, von Wik-
ström vollendete oder angefangene Kunstwerke. Außerdem
hat der Künstler noch eine Menge anderer Gegenstände von
großem Kunstwerthe, so die Originalskizzen Ldelfelt's zu
den Engeln ans seinem berühmten Altarbild, eine Aetzung
von Zorn, werthvolle Draperien und Porzellane, seine
ganze, im Aus- und Inlande zusammengebrachten Samm-
lungen u. s. w. verloren. Nur ein Gemälde von Zorn
konnte gerettet werden.
* St. Petersburg, von dem Projekt eines neuen
Theaterbaues berichtet das Organ der Stadtverwaltung.
Nach dem Bericht soll es nicht weniger als 3000 Zuschauer-
plätze enthalten. Der Bau ist auf 984 787 Rubel berechnet;
seine Säle werden in der theaterlosen Saison zu öffentlichen
Vorlesungen und anderen Veranstaltungen für das gemeine
Wohl benutzt werden.

Denkmäler.
* Berlin. Zu den vorhandenen 20 Gedenktafeln,
die die Panptstadt zur Erinnerung verdienter und berühmter
Männer gestiftet hat, sind im letzten Jahre zwei hinzu-
gekommen: für den Philosophen Friedrich Wilhelm Josef
v. Schelling Unter den Linden 7;, und für den Bildhauer
Gottfried Schadow, Schadowstraße top;. Neu in Aussicht
genommen sind Tafeln zum Andenken an die beiden Kur-
fürstlichen Kanzler Johann Weinleben und Lampert von
Distelmeier an der Stelle ihres einstigen Wohnhauses Post-
straße u. Auch an dem Geburtshanse des;8g4 verstorbenen
berühmten Ingenieurs Johann Wilhelm Schwedler, Gyps-
straße 5, ist jetzt Seitens des „Berliner Architektenvereins"
eine bronzene Gedenktafel angebracht worden.
* Naugard. Die Enthüllung des für den Markt-
platz beschlossenen Bismarck - Denkmals ist auf den April
;8y7 festgesetzt.
* In Guben hat sich ein Komitee gebildet, das die
Errichtung eines Denkmals für die daselbst geborene Schau-
spielerin Toro na Schröter, die erste Darstellerin von
Goethe's „Iphigenie", anstrebt. Die Sammlungen haben
ganze 350 M. ergeben, so daß man von der Aufstellung
eines größeren Denkmals absehen und sich mit einer ein-
fachen Gedenktafel am dortigen Stadttheater begnügen muß.
* In Kassel ist an dem Geburtshause des Bau-
meisters Karl Steinhöfer, Erbauers des nach ihm benannten
wilhelmshöher Wasserfalles, eine Gedenktafel angebracht
worden. Steinhöfer wurde hier im Jahre ;?46 in: Pause
Marktgasse 34 geboren.
* Das Grimm-Denkmal in panau wird noch in:
Monat September enthüllt werden. Professor Schröder aus
Marburg wird die Festrede halten. Die Ausarbeitung der
Festschrift ist dem Realschnldirektor vr. Schmidt in panau
übertragen worden.
Wiesbaden. vier Berliner Bildhauer, die perren
Robert Bärwald, Gustav Eberlein, Ernst perter und Nor-
bert Pfretzschner, sind jetzt für das hiesige Bismarck - Denk-
mal zu einem engeren Wettbewerb aufgefordert worden.
* Karlsruhe. Das Denkmal für Grashof, welches
der „Verein deutscher Ingenieure" durch Professor Moest
errichten läßt, soll am 26. Oktober, dem Todestage Gras-
hoffs, daselbst enthüllt werden.
* In Würzburg hat der Stadtmagistrat beschlossen,
am Gebnrtshanse des berühmten Chirurgen Joh. Ehr.
Peine eine Gedenktafel anzubringen und die Straße, in
der das paus gelegen ist, Peinestraße zn nennen.
* Moskau. Für das Pirogow-Denkmal hat der Aka-
demiker w. I. Sherwood dieser Tage das Modell der
Statue Pirogow's vollendet. Der berühmte Chirurg ist in
sitzender Pose dargestellt mit einem Schädel in der einen
pand und einer Sonde in der anderen. Es soll im Jahre
;897 enthüllt werden.
RunstgefchlchMches.
* In Planen ist beim Grundgraben znm Bogen
der Weißeritzbrücke an der Reisewitzer Straße eine Statue
und ein noch gut erhaltener Kinderkopf, aus Sandstein ge-
meißelt, aufgefunden worden. Die Statue, der leider Kopf,
sowie Arm- und Beintheile fehlen, zeigt das Wappen der
Stadt Dresden, darüber die Buchstaben R K. 2. I). und
darunter die Jahreszahl ;728. Die Funde sind wahrschein-
lich ehemalig im Garten des Parkes Reisewitz aufgestellt
gewesene Kunstwerke, die beim Bau der alten Brücke in:
Jahre ;848 schon als Trümmer mit versenkt wurden.
* Mittelalterliche Wandmalerei. Bei Gber-
stammheim in der Schweiz hat inan in der alten romani-
schen St. Galluskapclle eine Folge mittelalterlicher Wand-
bilder entdeckt und bloßgelegt. Ls ist eiire vollständige
viblia l'anperum in Gemälden der gothischen Aeit (ea.
;3to—;34O) zu sehen, im Stile verwandt mit den gleich-
zeitigen Schweizer Miniaturen.
* In der Stadtkirche zu Friedberg in pessen sind
neuerdings spätromanische Gewölbe- und Wandmalereiei:
mit reichem Figurenschmuck bloßgelegt worden.

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