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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 24
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Stahl, Fritz: Die Internationale Kunstausstellung: Italien
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0432

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378

Die K u n st - H a l l e.

Nr.

schein Interesse, sein Bild des Künstlerkomitees für
die französische Kunstausstellung in Kopenhagen (88H
ist aber fast schon historisch. Hollands treffliche
Maler sind bekannt, nur Breitner's „Gracht in
Amsterdam mit der melancholischen Wintermorgen-
stimmung ist neu uud meisterhaft. In Rußland,
das zwischen dem alten Bilderbogenstil und den mo-
dernsten pariser Experimenten alle Möglichkeiten er-
schöpft, soll erst eine Kunst erstehen: einen großen
Meister hat es in Elias Repin, der mit zwei glän-
zenden Porträts, darunter einem Liszts, vertreten ist.
Die Polen haben weit mehr als sie Heuer zu zeigen
lieben. Ein Landarbeiter im Kornfelde bei blenden-
dem Eonnenlicht von Szymanowsky, ein Bildniß
einer jungen Dame von Mehoffer sind seine Werke,
die gute Schulung, vou Paris her, und kraftvolle An-
schauung zeigen. Falat hat sich mit einem geist-
reichen Aquarell abgefunden. Viele gute Namen
fehlen. In Wien sind moderne Versuche uoch zu
keinem rechten Resultat gediehen; aber innerhalb der
gewohnten Kunstanschauung fehlt es auch nicht an
Erfolgen. Die Schweiz hat nur eine Größe —
Böcklin, den wir uns aber erlauben zu deu Uusrigen
zu zählen. Der „Iagdzug der Diana" hat in der
herbstlichen Landschaft wundervolle Einzelheiten: wie
z. B. das fahle Grün der weiden gegen den grauen
Himmel steht. Die Figuren sind nur als Staffage
flüchtig eingetragen.
L
Rurrstchromk.
* Berlin.' In der König!. Nationalgalerie
macht zur Zeit der neue Direktor Prof, von Tschudi den
versuch, die Wirkung der Sammlung durch eine Verände-
rung der Wandbeklewung und Kinhängung der Gemälde,
unter Anwendung einer neuen Hängevorrichtung, zu ver-
bessern. Er wählt einen Stoff in xompejanischem Noth
statt der bisherigen braunrothen Tapete und läßt die Kunst-
werke, soweit es bei den gegebenen Raumverhältnissen
möglich, auseinanderhängen. — Die jüngste Bildskizze des
Kaisers stellt eine Allegorie des deutschen Küchels dar, der
den europäischen Frieden bewacht; Prof. Knack fuß in
Kassel hat abermals den Auftrag erhalten, den Figuren
des Entwurfs die rechte Form, dem Ganzen die malerische
Durchführung zu geben. — Die Internationale Kunst-
ausstellung hat im Taufe der Monate mannigfache Be-
reicherung erfahren, so daß die Zahl der Kunstwerke seit
dem Eröffnungstage nicht unerheblich zugenommen hat.
während damals 5705 Werke vorhanden waren, sind jetzt
insgesammt 3M ausgestellt. Darunter sind 2977 Gemälde,
s85 Radirungen, ^32 Bildwerke, 22-s baukünstlerische Ar-
beiten und 595 Werke entfallen auf die historische Ab-
theilung. — In der Internationalen Ausstellung für
Amateur-Photographie, die sich gegenwärtig im neuen
Reichstagsgebäude befindet, erwecken die Schlachtenbilder
aus dem letzten chinesisch-japanischen Kriege allgemein leb-
haftes Interesse. Die Ansichten von den Feldzügen der
beiden japanischen Heere sind hier vereint, wodurch die Be-
sucher eine vollständige Anschauung von dein ganzen Kriege
erhalten. Das im Kgl. Institut für Glasmalerei
in Charlottenburg ausgestellte Fenster für die St. Marien-
kirche zu Danzig wurde von dem Direktor des Instituts,
Herrn Bernhard, entworfen und in den figürlichen Theilen

gezeichnet. Für das ca. 20 m hohe Fenster ist als bildliche
Darstellung die Taufe Jesu im Iordan gewählt. Die
reiche, schön gegliederte Architektur ist hell und goldig ge-
halten, nur in den Nischen und Fenstern durch farbige
Punkte belebt. In dem unteren Sockel ist in der Mitte
auf einem bordeauxrothen, teppichartigen Grunde die Stif-
tungsurkunde „Geschenk Sr. Majestät des Kaisers und
Königs Wilhelm II, V. s896", daneben die Wappen
Sr. Majestät als Deutscher Kaiser und König von Preußen
eingefügt. Dben ragt die Architektur in einen tief-roth
leuchtenden Teppich, der bis an das gothische Maßwerk
reicht. Letzteres schmückt goldiges Lichenornament auf tief-
blauem Grunde.
* Dresden. Im „Kunstverein" fesselt den Be-
schauer eine Sonderausstellung von Gemälden und Studien
des verstorbenen Berliner Malers R. Warthmüller. Sie
geben einen Keberblick über das Schaffen des zu früh ge-
storbenen fleißigen Künstlers, der im Geschichtsbild, wie im
einfachen Genre und im Landschaftlichen Treffliches geleistet
hat. — In Arnold's Kunstsalon sieht man eine Anzahl
neuer Landschaften von Liesegang-Düsseldorf, Paul
Baum-Dresden, O. Reiniger-Stuttgart, Eitner-Ham-
burg u. m. a.; Sandreuther-Basel kreuzt in einem Ge-
mälde „Macbeth und die Hexen" abermals die Wege seines
Herrn und Meisters Böcklin. Sonderausstellungen der
Wiener Malerin A. Kubin (Figurenbilder, Landschaften,
Stillleben) und von B. Gensch-Loschwitz (Aquarelle und
Pastelle) erregen flüchtiges Interesse.
* Leipzig. Prof. Hermann Prell wird sich auch
an der künstlerischen Ausschmückung der neuen Leipziger
Kniversitätsbauten, die ihrer Vollendung entgegengehen, be-
theiligen. Den Entwurf eines Kolossalgemäldes hat der
Meister bereits fertiggestellt.
* München. Im Kunstsalon Neumann stellt Ga-
briel Mar sein jüngstes Gemälde, eine „Madonna mit dein
Kinde" soeben aus. Man rühmt an dem Werke sowohl die
Schönheit der Komposition, als auch den innigen Ausdruck
des Marienkopfes.
* Würzburg. Die Tiepolo-Ausstellung in der
Kgl. Residenz zu Würzburg, die am 3s. August geschlossen
wurde, hat neben ihrem künstlerischen auch einen befriedigen-
den finanziellen Erfolg gehabt, da sie einen Keberschuß von
einigen Hundert Mark ergeben hat. Man beabsichtigt, den-
selben zu einer bleibenden Ehrung Tiepolo's in Form einer
marmornen Gedenktafel zu verwenden.
* N ü rnbe r g. Auf der Bayerischen Landesausstellung
kamen an Auszeichnungen innerhalb s8 Gruppen 2-s6 gol-
dene, 659 silberne und 772 bronzene Medaillen, mbst 99 Aner-
kennungs-Diplomen zur verthcilung. Die Anfcrtigung der
Medaillen, deren Stempel von dein kgl. Medailleur Al.
Börsch geschnitten wurden, geschah im kgl. Hauptmünz-
amte zu München, die portefcuillewaarenfabrik von I. G.
Kugler in Nürnberg lieferte dazu die Etuis. Die Her-
stellung der Diplome, die jeder Prämiirte zu seiner Medaille
erhielt, besorgte die Kunstanstalt von E. Nister in Nürn-
berg. Der Entwurf der Randzeichnung zu dem Diplome
rührt von Prof. Friedrich kV an der er in Nürnberg her.
Die eine Seite der Medaille zeigt das Porträt des Prinz-
regenten Luitpold, die Aversseite drei, Kunst, Gewerbe und
Industrie symbolisierende Figuren mit den Attributen der
Arbeit und im Hintergründe das Hauptportal des Industrie-
gebäudes der Ausstellung. Die Randzeichnung zu den:
Diplom ist stilvoll gehalten. Die geschmackvolle Umrahmung
der Schrift wird oben rechts durch eine an die Göttin Klio
erinnernde Bavaria mit Buch und Griffel in den Händen,
rechts durch eine geflügelte Nike gekrönt, welche Kranz-
spenden als höchste Auszeichnung des Sieges herniederwirft.
Den Hintergrund bildet auch hier in feinen duftigen Tönen
das Hauptausstellungsgebäude. Unten rechts und links vom
bayerischen mit den Wappen der acht Kreise und Nürn-
bergs geschmückten Königswappen sind lebendig gehaltene
Gruppen von Kindern, die erwartungsvoll den Blick nach
oben richten. Der Ausführung der Druckstöcke für die Ab-
bildungen der Medaille von der Schriftgießerei I. Th.
Zänker (Inh. Friedr. Harl) und des Diploms von der
E. Nister'schen Kunstanstalt in Nürnberg kann man das
Zeugniß exakter Arbeit nicht versagen.
(Nbg. Ausst.-Ber.)
 
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