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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 11
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Atelier-Ausstellungen
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Aus der Technik
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Preisausschreiben
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0201

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Nr. N

---<8 Die K u n st - p a l l e.

s75

folgt — das Ansuchen, an gewissen Tagen den Mitgliedern
des deutsche^ Kunstvereins den Eintritt in die Ateliers zn
gestatten —gegen Vorzeigung d er Mitgliedskarte (!).
So freudig wir es begrüßen, daß unsere Idee so schnell
Anklang und Verbreitung fand, bedauern wir doch im Inter-
esse der Künstler selbst, daß aus der eiufach-schönen Ein-
richtung des Atelier-Besuches eiu Vereinsprivileg
gemacht wird. Da jener Vorstand auch von der Ge-
wöhnung unserer Kunstfreunde, die „auf Reisen z. B. in
Rom und München" (Paris wird nicht genannt) Ateliers
besuchen, spricht, so hätte er daraus wenigstens schließen
sollen, daß anderwärts in den Kunstkreifen der bureau-
kratische Zopf zum Glück nirgeuds herrscht. Sollte sich
wohl allein bei uns ein wirklicher Künstler finden, der an
seinem Lmpfangstage ein Kontrollsystem einführen und bei
ihm erschienene Kunstfreunde nur mit einer Miene nach
ihrer Vereinslegitimation fragen möchte?
* Professor per ko in er hat kürzlich drei werthvolle
Portraits vollendet. Das eine Bild stellt den Prinzregenten
von Bayern, geschmückt mit dem palsband des St. pubertus-
Mrdens, im Kostüm des siebzehnten Jahrhunderts dar. Die
schwarzen Töne des reichen Sammet- und Seidengewandes
und dazu das frische rothe Antlitz des Prinzen erinnern an
Gemälde von Rubens. Das zweite ist ein Portrait des
verstorbenen Rectors von Ruzby, und zu dem dritten hat
eine schöne Dame aus den amerikanischen Südstaaten gesessen,
eine blühende Erscheinung mit blauen Augen und schwarzem
paar. Dies letztere Bild wird übrigens unter der Be-
zeichnung „Madonna" von perkomer in der „Royal-
Academy" zum Frühjahr ausgestellt werden.
Nus der Technik.
* lieber Bindemittel. — perrn Prof. Mtto Brause-
wetter-Berlin verdanken wir folgende Mittheilnng: „Mein
Bindemittel besteht aus Mastix und Leinöl. Letzteres
beziehe ich aus der Melmühle von G. Pein in Zibelle,
Schlesien, woselbst es auf mechanischem Wege, d. h. durch
Stampfen, nicht aber durch ein chemisches Verfahren her-
gestellt wird. . . Der Zusatz von Mastix oder auch Bern-
stein lack richtet sich nach dem Bedürfniß, je nachdem man
die Malerei schneller oder langsamer trocknen lassen will.
Das Bindemittel darf nicht zu dick aufgetragen werden und
muß, besonders nach den Rändern hin, mit dem Ballen der
pand stark verrieben werden. Vor dem „Einschlagen" der
Farbe darf man sich nicht fürchten; man soll diese Un-
bequemlichkeit, die sich ja auch nach sehr kurzer Zeit be-
seitigen läßt, ruhig iu Kauf nehmen. Ich verwende das
Bindemittel auch als Firniß bei noch neuen Bildern.
Pat ein Bild erst etwa ein Jahr lang Zeit gehabt durchzu-
trocknen, so firnisse ich es mit Mastix, das stark mit Ter-
pentin verdünnt ist.
* Um Firniß rein und klar zu erhalten, ist es
rathsam, ein dünnes Gelatineblatt zu nehmen, in Streifen
zu schneiden und diese zertheilt in den Firniß zu werfen.
Die Gelatineblättchen saugen den größten Theil des Wassers
auf und beseitigen damit die Ursache der Trübung des
Firnisses. Die Gelatine kann herausgenommen und wieder-
holt benutzt werden. (Techn. Mitthl. f. Mal.)

Preisausschreiben.
* Behufs Umbau und Erweiterung des Rath-
hauses in Bafel soll eine neue beschränkte Konkurrenz
zur Erlangung von Skizzen demnächst ausgeschrieben wer-
den. Von den zum ersten Wettbewerb eingelieferten Ent-
würfen wurden nur vier Arbeiten durch Preise ausgezeichnet.
Die Verfasser sind: Metzger in Riesbach-Zürich, L. Dof-
lein-Berlin, Vischer äc Fu nie r in Basel und Kuder öd
Müller iu Straßburg. Völlig befriedigt hat keiner der
Entwürfe. Für die neue Konkurrenz will man einen Auf-
riß im Maßstab t: too und eine perspektivische Darstellung
verlangen. Doch ist die Sache noch nicht spruchreif.
* Die Lotterie-Kommission der künftigen Berliner
Gewerbeausstellnng richtet an die Aussteller der Gruppe III,
Bau- uud Ingenieurwesen, die Aufforderung, Entwürfe
nebst Beschreibung kunstgewerblicher oder verwandter Art
an die Adresse des Regierungsbaumeisters Reimarus (Lhar-
lottenburg, pardenbergstraße 2p einzusendeu. Die vom
Gruppenvorstand als bester Entwurf bezeichnete Arbeit soll
vom Urheber dann ausgeführt werden, wofür er sooo Mk.
als Preis erhält. Das prämiirte Werk wird alsdann Aus-
stellungs- und Gewinngegenstand.
* Wettbewerb um Entwurfsskizzeu für eiu neues
Bürgerhospital in Laibach. Adresse: Stadtmagistrat
in Laibach. Zwei Preise von 2000 und MO Kronen, An-
kauf weiterer Entwürfe, verlangt werden Pläne t: 200.
* Die Berliner! Möbelfirma L. Eberhardt (0., polz-
marktstraße 2p schreibt einen Wettbewerb für Entwürfe
zu neuen originellen Möbelaufsätzen, an Stelle der
bisher üblichen Muschelaufsätze, aus. Zweck: für Möbel
einfacheren und mittleren Genres geeignet; verlangt: Zeich-
nungen eines Kleiderspindes und eines vertikows p:xo);
Preise: ^25, 75 und 50 Mk.; Termin: 8. März 1896: Preis-
richter : Regierungsbaumeister Leibnitz, Bildhauer Rosse,
Maler G. Schöbel.
* Bezüglich der Mänaden-Konkurrenz (vgl. Nr. 9)
holen wir noch Folgendes nach. Ein Gypsabguß des
Torsos ist für 30 Mk. (später 90 Mk.) uur bis zum 30. April
d. I. durch die Generalverwaltung der Museen, die auch
Lichtdrucke der Figur (ü 75 Pf.) abgiebt, zu beziehen. Lin-
lieferungszeit: bis 3x. Dez. 1896. Entscheidung erfolgt am
27. Ian. 1.897. Preis (wie bekannt): 3000 Mk.
Vücherschau.
* Das vornehme deutsche paus. Iuneuräume,
Möbel und Dekorationen. Entworfen von Architekt Per-
mann Werle. Motivenwerk rc. Vorwort von Alexander
Koch. Komplet in Mappe Mk. H5. Verlag von Alexander
Koch, Darinstadt.
Kürzlich ist dieses Motivenwerk zum Abschluß gebracht,
das endlich einmal etwas Anderes bietet, als eine Zu-
sammenstellung fremdländischer Wohnungsausstattungen,
gedacht mehr nach malerischen als nach praktischen Gesichts-
punkten. wir haben es hier wirklich, wie wir schon bei der
Besprechung der ersten Lieferungen betonten, mit einer Neu-
gestaltung unserer heimischen Innenräume und Nöbel zu
thun. Ein eminent künstlerisch veranlagter Architekt, der
mit den gebräuchlichen Stylformen souverän schaltet, hat es
glücklich vollbracht, aus seinem deutschen Empfinden heraus
diese Raumkoinxositionen zu schaffen, die dem modernen
Kunstgewerbe um so besser dienen werden, als sie die pilfs-
mittel heutiger Technik sowie die hochgesteigerten Lebens-
bedürfnisse unserer Zeit berücksichtigen. Ls liegen nicht
nur Prunkgemächer vor, sondern auch die verschiedenen
Nutz- und wirthschaftsräume des deutschen Pauses, und
dem Ganzen hat die starke Individualität des Architekten
das Gepräge der Einheitlichkeit verliehen, wie oben an-
gedeutet, nicht etwa im Sinne einer der konventionellen
Stylarten, obwohl die gothischen und Frührenaissance-
Bildungen in freier, echt moderner Behandlung überwiegen.
Sympathisch berührt u. a. auch die Vermeidung aller un-
nöthigen Drapirungen vor den Fenstern und den breiten
Thüren, wodurch die Wirkung und Bedeutung der Licht-

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