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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 15
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Berliner Kunstschau
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Berliner Chronik
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Nr. s5

-^tz Die Kunst-Palle. s—°

233

groß dekorirende Wirkungen aus. Seine sichere Beherrschung
der Technik und der Reichthum seiner Palette machen seine
Arbeiten zu effektvollen Farbenspielen. Die Form kommt
allerdings manchmal dabei zu kurz. Am besten wirken die
Blumenstücke aus der letzten Zeitz irr denen ost wirkliche
Schönheit des Farbenflecks erreicht ist auf Grund der wirk-
lichen Erscheinung. Es sind nicht weniger als elf Gemälde,
die Wolfrom ausstellt, darunter drei zu Wanddekorationen
bestimmte farbenleuchtende Skizzen: „Waldmärchen", „Früh-
ling" und „Sommer". Line große, ffgurenreiche Leinwand
nennt sich „Die Träume", auf einer zweiten umarmt Ixion,
der die Juno liebt, eine Wolke, eine dritte enthält einen
lebensgroßen weiblichen Akt, und in einem „Meeresidyll"
versucht der Künstler eine Art Pendant zu einem bekannten
Böcklin'schen Gemälde.
Bei Schulte nimmt die Saison Abschied mit der Aus-
stellung einer älteren Gemäldesammlung, die dem-
nächst in die Ferne geht, um die Dilla ihres glücklichen Be-
sitzers, des perrn Adolf Thiem zu San Remo zu schmücken.
Die Bauptstücke dieser Sammlung, zumal die wunderbare
Porträtgestalt der Narchesa Spinola von van Dyck und
Rembrandt's sogenannter „Eonnetable de Bourbon," sind den
Kunstfreunden aus verschiedenen früheren Schaustellungen
in der Akademie so bekannt, daß sich für uns ein Eingehen
auf diesen herrlichen Bilderbesitz erübrigen dürfte.
Lin frischeres Leben läßt seit einiger Zeit die Tätig-
keit der städtischen Deputation für Kunstzwecke ver-
spüren. Sie richtet fortgesetzt ihr Augenmerk auf die Ver-
schönerung der öffentlichen Plätze und Brücken. Man braucht
nur einen Gang vom Spittelmarkt nach dem Mühlendamm
zu machen, um sich zu überzeugen, mit welchem regen Lifer
an der Verbesserung und künstlerischen Ausstattung der Ver-
kehrswege gearbeitet wird. Selbst bisher vernachlässigte
Plätze im städtischen Gsten erhalten demnächst künstlerische
Dekorationen, sodaß hier nicht mehr von einer stiefmütter-
lichen Behandlung gegenüber den westlichen Stadtvierteln
gesprochen werden wird. So werden den Koppenplatz eine
plastische Kindergruppe „Ballspiel" von p. Kokolski, den
Andreasplatz zwei andere Gruppen von Ld. Gomans
und w. Paverkamp, die man „Llternfreude" nennen
kann, schmücken. Iohannes Böse arbeitet an einigen
Porträtbildwerken für die Gberbaumbrücke; während Prof.
L. Berter die neue Bendlerbrücke zum Theil schon mit
seinen plastischen Figuren versehen hat. Die perter'sche
Bronzegruppe „Lin seltsamer Fang" ist dieser Tage im
Viktoria - park vor dem Bassin ausgestellt worden. Dem
Eintreffen der in der Lauchhammer Gießerei angefertigten
Bronzegruppe von Prof. Siemering, welche „die pl.
Gertraudt einen armen Fischerknaben tränkend" dar-
stellt, sieht man in allernächster Zeit entgegen; die
kolossale Gruppe wird die eben vollendete Gertraudten-
brücke zieren. Ferner ist bei Prof. Lalandrelli eine
„Nymphe" in Marmor für einen noch zu wählenden Platz
bestellt worden. Auch ist vom Magistrat für ein Denkmal
Bermann von Belm Holtz' ein Beitrag von 2000 Mk.
bewilligt worden . . . Die städtische Kunstdepntation hat
sodann eine Reihe malerischer Aufgaben in's Auge ge-
faßt und zunächst Pros. Max Koch den Austrag zu Wand-
bildern, welche Schiller's „Glocke" illustriren sollen, für die

Aula der^Gemeindeschule in der Lhristburgerstraße, und zu
den Darstellungen der „vier Jahreszeiten" in der Aula der
Gemeindeschule in der Siemensstraße ertheilt. Das man
ganz besonders den ärmeren Schichten der Bevölkerung die
wohlthaten, welche der Reiz der bildenden Künste gewährt,
zu Theil werden läßt, kann nicht freudig genug begrüßt
werden, wir werden übrigens aus alle oben erwähnten
künstlerischen Arbeiten nach ihrer Vollendung ausführlich
zurückkommen, nicht etwa für diejenigen Leute, welche ge-
wohnheitsmäßig mit verbundenen Augen scheltend in den
Straßen unserer Stadt herumgehen und nichts sehen wollen,
was ihrem Vorurtheil gegen die Reichsmetropole etwa be-
denklich erscheinen könnte.
Berliner Chronik.
* Die Eröffnung der internationalen Kunst-
ausstellung. Am Sonntag, den 2. Mai um die Mittags-
stunde öffnen sich abermals die Pforten des Ausstellungs-
palastes am Lehrter Bahnhof. Lin Festakt geht wie üblich
dem Rundgang der zahlreich Geladenen voran, dann folgt
ein Mahl im Speisesaal des Ausstellungsxarkes, an dem
die Vertreter der Behörden, die in Berlin anwesenden Ab-
gesandten der auswärtigen Staaten und Kunstplätze vereint
mit der Berliner Künstlerschast Theil nehmen werden.
Mit den Vorbereitungen wird man bis zur letzten Stunde
eifrig thätig sein und hofft man, Alles rechtzeitig zur Stelle
zu haben, bis aus die österreichische Abtheilung, die in
Folge des Wiener „Salons" erst Anfang Juni erwartet
wird. Aus Dresden weilen die perren Pochmann und
Bechert in Berlin. Das Arrangement der holländische n
Abtheilung, die aus 8H Gemälden, 39 Zeichnungen und
7-t Bildwerken besteht, leiten an Mrt und Stelle p. w. Mes-
dag und p. w. Jansen; das holländische Lomitü (vier
Künstlers zu dem noch der greise Jozef Israels als Be-
rather über zu verleihende Auszeichnungen hinzugezogen
werden soll, wird an der Eröffnungsfeier der Ausstellung
offiziell theilnehmen. Als Vertreter Belgiens weilt Iulian
de vriendt in Berlin. Für die in Paris lebende ameri-
kanische Künstlerkolonie übernimmt der Maler Mac Ewen
die Anordnungen. Die Italiener haben Professor Albert
pertel, die Spanier und Portugiesen den Maler Felix
Possart, die Norweger perrn A. Normann und die Polen
endlich ihren Landsmann Iulian Falat mit der Aufstellung
ihrer Sammlungen betraut. — Den Platz vor dem Gebäude
wird, außer der vom vorigen Ivhre stehen gebliebenen
Amazone zu Pferde von Touaillon, noch R. Baumbachs
kolossale Reiterfigur Kaiser Friedrichs, ein vergoldeter Gyps-
abguß des jüngst vollendeten Wörther Denkmals, schmücken.
Die neuen Einrichtungen im Innern des Gebäudes dürften
sich vorzüglich bewähren, wie alljährlich werden hier auch
dieses Mal Loose (600000 Stück L ( Mk.) verkauft; für die
H200 Gewinne werden Kunstwerke aller Art im Gesammt-
werthe von Mooo Mk. angekauft. Auch beabsichtigt der
Berliner Magistrat aus seinem für Kunstzwecke verfügbaren
Fonds Ehrenpreise im Betrage von zusammen ;2c>ooMk.
zu stiften, wozu aber noch die Einwilligung der Stadtver-
ordneten erforderlich ist.
s Die Jubiläums-Ausstellung im Akademie-
gebäude. Sie wird die Zeit von: Mai bis ;s. Juli um-
fassen und lediglich Werke von Lehrern und Schülern der
Akademie aus diesem Jahrhundert umfassen. Die große
Zahl der Gegenstände (über soo) macht die Benutzung aller
irgendwie geeigneten Räume des Gebäudes nothwendig.
von illustren verstorbenen Künstlern, die vertreten sein
werden, erwähnen wir nur Popfgarten, Karl Graeb, Daege,
Michael und Bildhauer Dietrich; von Lebenden seien Menzel,
R. Begas und M. Lessing genannt. Mit den Anordnungen
sind unter Leitung des Direktors Anton von Werner die
perren Scheurenberg, Thunrann, Ehrentraut, Woldemar
Friedrich, pancke, Kuhn, Bans Meyer und Ianensch be-
schäftigt. Zu den Illustrationen des Katalogs wird auch
 
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