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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 12
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Ein Kunstkrieg in Hamburg
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Düsseldorfer Kunstbrief
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Nr. H2

-^-4 Die Kunst-Halle.

s8Z

und dadurch dauerndes Leben blühen. Es giebt so viel
Werke, über die man sich einigen kann, daß schließlich beide
Theile aus die extremen verzichten können.
Wir wünschten, recht ost von solchen Kunstkriegen be-
richten zu können. Sie zeugen immer davon, daß es aus
ihrem Schauplatz Leute giebt, denen die Kunst Herzenssache
ist. Und solche Leute, mögen sie Alte oder Junge sein,
fördern die Kunst, wenn es recht viele davon giebt, kommt
jede Richtung zu ihrem Recht. 8.
Vr
Düsseldorfer Lnnstbrief.
^Mm Vordergründe des Interesses stehen die seit Ende Februar
schon eröffneten beiden Frühjahrsausstellungen.
wie in den Vorjahren verharrt die Düsseldorfer Künstler-
schast bei ihrer Scheidung in zwei Lager, von denen das
konservative, der zur Genossenschaft und zum Unterstützungs-
verein gehörige Theil der Maler in der Kunsthalle, die
„Freie Vereinigung" bei Schulte ausstellt. Trotz aller An-
strengung verliert indessen die Ausstellung in der Kunsthalle
von Jahr zu Jahr an Werth. Man hat dort nichts vergessen,
aber auch nichts gelernt, nnd der jüngere Nachwuchs, der
in diesem Jahre eine besonders große Rolle spielt, hält sich
saft ganz zur „Freien Vereinigung". Dazu kommt, daß in
der Knnsthalle manches schon bekannte Bild ausgestellt ist,
was natürlich nicht dazu beiträgt, dem Eindruck besondere
Frische zu verleihen. Lebendig in der Auffassung ist das
Militärbild des jungen Albert Baur, eines Sohnes voll
Pros. A. Baur, „Seydlitz läßt bei Roßbach die preußische
Kavallerie gegen den linken Flügel der französischen Auf-
stellung einschwenken." Frisch und energisch gemalt, ist das
Bild ein Beweis von erfreulichem Können und Wollen.
Kröner's Bilder sind wie gewöhnlich von großer, land-
schaftlicher Schönheit. Das Thiermotiv tritt bei den dies-
jährigen Sachen ziemlich zurück. Frau Magda Kröner's
Stillleben gehören ebenfalls, wie gewöhnlich, mit zum
Besten der Ausstellung. Noch eine andere Dame thut sich
unter dem vielen Mittelmäßigen mit ein Paar höchst
lebendig gesehenen, landschaftlichen Studien hervor, Fräulein
Schulze-Berge. Gesund und in der Schilderung des Land-
lebens mit jener Ehrlichkeit geinalt, die sich immer Freunde er-
wirbt, sind die Bilder von H. Bachmann. Huisken
scheint mit seinem „Heimchen am Herd" ein Motiv ge-
funden zu haben, das ihm mehr liegt, als die Schlachten-
malerei im großen Styl. Das kleine Bild ist eines der
reizvollsten, welche die Ausstellung enthält. Sehr gut ist
die Marinemalerei durch Petersen-Angeln, Günter und be-
sonders durch Hans Petersen vertreten, dessen großes
Bild „Zur Zeit der Leesegel S. M. S. Moltke" in seiner
einfachen Größe von geradezu monumentaler Wirkung ist.
Nach besten Kräften beschickten die Veteranen der Düssel-
dorfer Landfchaftsmalerei die Ausstellung, ohne gerade viel
Neues zu sagen. Auch das unvermeidliche Genrebildchen,
das zur Verloosung angekaust zu werden pflegt, fehlt nicht.
Giebt die Kunsthalle somit den Eindruck einer nicht
gerade besonders aufregenden Provinzialveranstaltung, fo
wird man bei Schulte in der „Freien Vereinigung" sofort
in das lebhafteste Getriebe der energischsten und künstlerisch

erfolgreichsten Aeußernngen der Düsseldorfer Malerei ver-
setzt. Line sehr unzeitgemäße und durch nichts gerecht-
fertigte Zurückhaltung der jüngeren Maler bei der vor-
jährigen Berliner Ausstellung hat dort einen, zwar mit
großem Vergnügen konstatirten, aber darum nicht minder
unrichtigen Eindruck von dem Stande der Düsseldorfer Kunst
hinterlassen. Die in diesem Jahre hier bei Schulte — und
hoffentlich demnächst auch in Berlin — sichtbaren Bilder
geben den vollgültigen Beweis, daß man hier zwar auf
alle jene Extravaganzen verzichtet (die allerdings Aufsehen
machen, aber dein wahren, künstlerischen Fortschritt noch
nirgendwo genützt haben), dafür aber desto ernsthafter und
zielbewußter zu arbeiten versteht. Line Schule, die solche
Erstlingswerke aufzuweisen hat, wie Ungewitter's
„Kürassirattaque", w. v. Beckerath's „pietL", Bö-
ninger's „Auferweckung", Zinkeisen's „Hänsel und
Gretel", Philixpi's „Am Philosophenweg", Bilder, die
nicht nur jedes für sich Arbeiter! ersten Ranges dar-
stellen, sondern in ihrer merkwürdigen Verschiedenheit unter
sich für die Vielseitigkeit des hiesigen Schaffens ein beredtes
Zeugniß ablegen, ist aller Achtung werth und sicherlich nicht
im Rückschreiten begriffen, wie man in München oder ge-
legentlich auch in Berlin glauben machen möchte. Die ganze
Veranstaltung bei Schulte enthält kaum ein einziges auch
nur mittelmäßiges Bild, die meisten erheben sich zu Werken
von größten: Werthe. Das spricht sich besonders auch im
Bildniß aus, denn nirgendwo mehr als dort ist die Ver-
führung oder selbst der Zwang zum Konventionellen größer.
L. Keller's Bildnisse und Porträtskizzen sind sicherlich nichts
weniger als das. Seine Studie in Roth scheint sogar selbst
hier, trotz aller ihrer Vorzüge, als zu „originell" befunden
worden zu fein. Sie war nur die ersten Tage ausgestellt.
Etwas Altdüsseldorferthum steckt selbst den Juroren einer
„Freien Vereinigung" noch im Blut. Aber desto zweifel-
loser ist die Bedeutung der zurückgebliebenen Sachen, peter-
sen's, Schwabe's, Böninger's Bildnisse erheben sich weit über
den Durchschnitt. — Die mit großen Figuren stafsirte Land-
schaft, oder wenn inan will, das Figurenbild im Freien,
eine der erfreulichsten Aeußerungen der modernen Malerei,
ist durch Lins (der auch ein gutes, wenn auch nicht außer-
gewöhnliches Stallinterieur mit Kühen gebracht hat), Gtto,
Schnitzler, Hermauns, G. v. Bochmann vertreten. Letzterer
macht in einem für seine Verhältnisse großen Bilde den
energischen Versuch einer Pleinairmalerei. Indessen wirkt
das Bild trotz aller Vorzüge farblos. Die Landschaften
von Vcker, Schlüter, Liesegang, E. Kampf, Hartung sagen
nichts Neues. Immer wieder ein anderes Problem löst
nur der unermüdlich weiterschreitende Munthe, dessen
großes Waldbild koloristisch, wie nach Komposition und
Stimmung zum Schönsten gehört, was dieser große Künstler
seit Langem geschaffen.
In die verhältnißmäßig große Langeweile der winter-
lichen „permanenten" brachte eine anregende und beachtens-
werthe Abwechselung das Lrstaustreten eines jungen Malers,
Neven du Mont, der in einer Reihe von Bildnissen und
sonstigen Studien ein überaus eigenartiges Farbenemxfinden
offenbarte. Als eigentlichstes Wesen seiner Kunst könnte
man eine mondäne Eleganz (wo soll man für solche Sachen
deutsche Worte hernehmen?) betrachten, die er in der glück-
lichen Lage ist, bei sich selbst nach allen ihren Seiten hin zu
studiren. Seine Kunst hat nichts von alledem, was in den
letzten Jahren mit pinsel und Feder von Berufenen und
 
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