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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 3
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Allgemeine Kunstchronik
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Persönliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0056

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§4

Die Kunst-Palle.

Nr. 5

eröffnet ivorden. Die verdiente Gesellschaft blickt ans ein
vierteljakrhundert reichen Schaffens zurück und giebt in
einer Abtheilung einen Ueberblick darüber. Line andere
Abtheilung ist der Lntwickelnng des wiedergebcnden polz-
schnitts in den letzten Jahrzehnten gewidmet. Dabei hat
man die sehr berechtigte Neuerung durchgeführt, daß die
Merke der Xylographen unter ihren: Namen und nicht
unter dein Namen der Anna gehen, für die sie arbeiten.
Die erste Abtheilung, die sehr reich beschickt ist, umfaßt
Originalarbeiten.
- -- Max Klinger in Wien. Professor K. v. Lützow
leitet seine Besprechung der Ausstellung von graphischen
Kunstwerken in: wiener Künstlerhause mit folgenden Be-
merkungen über die dortige Sammlung Klinger'scher Ra-
dirungen ein (N. Fr. pr.): Das wiener Publikum hat hier
zum ersten Male Gelegenheit, den Stecher und Radirer
Klinger von den Anfängen (t8?9) bis heute in allen seinen
wichtigsten Schöpfungen zu überblicken. Ls ist selbstver-
ständlich, daß es ihm hier gehen wird, wie überall: von
der seltsamen Ligenart des Mannes wird jeder sich mächtig
berührt fühlen; die offensichtlichen Mängel der Zeichnung
nnd Komposition werden gar manchen empfindlich abstoßen;
der gedankenhafte Lrnst, die Originalität und poheit der
Lrfindung hingegen und vollends der poetische Reiz der
großartigen Landschaften müssen alle Welt entzücken — und
schließlich dürften wir, freudig oder widerwillig, doch wohl
in den: Gesammturtheile einig sein, daß uns in Max
Klinger die weitaus bedeutendste deutsche Künstlernatur
der jüngsten Generation vor Augen steht. Die Veranstalter
der Ausstellung haben recht daran gethan, dies schon durch
den Ranm, den sie ihm angewiesen, zum Ausdruck zu
bringen. Klinger war einer der ersten, welche die Grab-
sticheltechnik und alles, was mit ihr zusammenhängt, aus
der dienenden Stellung erlöst und wieder zum freien Kunst-
mittel der schöpferischen Phantasie erhoben haben. Lr gab
damit zugleich das Signal zu völlig skrupelloser Anwendung
der gemischten Technik. Stichel, Diamant, Radirnadel, Aqua-
tinta und was ihm sonst von Behandlungsweisen konvenirt,
verwendet er lustig neben und durcheinander. Die reiche
Instrumentirnng ist überhaupt ein Kennzeichen der Zeit.
Unendlich wechselvoll und mannigfaltig, wie die Klaviatur-
feiner Technik, ist auch Kling er's Welt der Anschauungen,
Linpfindungen nnd Gedanken.
* Die Kunstakademie in Königsberg feierte
am v- Oktober ihr fünfzigjähriges Jubiläum
durch einen Astakt im Saale des Landeshaufes.
* Das Kaiser Friedrich-Denkmal bei Wörth
ist am t8. Oktober unter großen Feierlichkeiten enthüllt
ivorden. Sein Schöpfer Max Baumbach ist aus der
Berliner Schule hervorgegangen, Antz Schaper und Rein-
hold Begas waren seine Meister. Der Sockel des Denkmals
wächst organisch aus dem Boden heraus, er hat keine künst-
liche Arm, sondern ist wie eine natürliche Klippe ge-
staltet. Der Kronprinz, in der Kleidung, wie er sie im
Felde trug, ist in ganz momentaner Packung dargestellt.
Lr ist bis an den Rand der Klippe vorgesprengt, zügelt
nun das feurige Roß und streckt die pand gegen die feind-
liche Stellung aus. — vorn an der Klippe reichen über
dem Wappen von Llsaß-Lothringen zwei Krieger, Vertreter
des Nordens und Südens Deutschlands, sich mit festem
Drucke die pand. Die Figuren sind von Bronze, theils in
Lauchhammer, theils von Glade n deck gegossen.
* Der Kölnische Kunstverein versendet seinen Be-
richt über die Wirksamkeit im Jahre t89H. Angekauft wur-
den: Oelgemälde, x Aquarell, t Marmorbüste, 6 Kupfer-
stiche üpreuve äe remarque, t8 «prouvs äKrtists und 20 Mappen
mit Priginalradirungen zum Gesammtpreise von t9 305 M.
piervon wurde ein Gelgemälde zum Ankaufspreise von
800 M. für die diesjährige verloosung zurückgestellt; die
übrigen 65 Kunstwerke nebst drei aus dem Vorjahre noch
vorhandenen Gemälden zum Ankaufspreise von 3600 M.
wurden am 28. Dezember v. I. unter die Vereinsmitglieder
verloost. Für das Jahr ^895 wird als Nietenblatt eine
Radirung von Pans Meyer nach dem im Kölner Museum
befindlichen „Trotzköpfchen" von Knaus zur verthcilung ge-
langen, und für das Jahr t896 eine Radirung nach dem
Bilde von M. Wunsch „Lin wichtiges Geheimniß", von

Kupferstecher I. Banket in München, zur Ausgabe gelangen.
Zum Ankauf von Kunstwerken für die gegen Lnde Dezember
d. I. stattfindende verloosung kommen voraussichtlich ca.
20 000 Mark zur Verwendung.
s In Onedlinburg ist das Siegesdenkmal, eine
Arbeit von Richard Anders (Berlin), enthüllt worden.
* Auf dem Lentralfriedhof wird dem Architekten
p äsen au er ein Denkmal gesetzt werden. Baurath Otto
pofe r schafft die Architektur, Johannes Benk das Bild.
* Aus den Mitteln der „Prinzregent Lnitpold-Stiftnng
zur Förderung der Knnst und des pandwerks" wird in
München ein Monumentalbrunnen errichtet. Franz
Lern au er's „Germane" wird den Brunnen schmücken.
Das Werk, das einen bewaffneten Krieger darstellt, der, fest
auf seine wehr gestützt, die Grenzwacht hält, trug in der
diesjährigen Ausstellung eine zweite goldene Medaille davon.
* In Partenstein (Königreich Sachsen) wird dem
Dichter Paul Flemming ein Denkmal errichtet, das
M. M ei ß n e r - Friedenau arbeitet.
* Im Garten des Louvre in Paris ist ein Denkmal
für Meissonier enthüllt worden.
Im P ark Mo nceau in Paris werden im nächsten
Jahre vier Denkmäler enthüllt werden, und zwar die Stand-
bilder der Komponisten Gounod und Bizet, des Malers
Lorot und des Romanciers Guy de Mau passant. An
letztgenanntem Werke arbeitet zur Zeit noch der Bildhauer
verlet; er giebt dem Denkmal die Form einer Säule mit
der Büste Maupassants und fügt ihm die lebensgroße Ge-
stalt einer eleganten jungen Leserin hinzu, als Repräsen-
tantin jenes Gesellschaftskreises, in welchem der Dichter-
schwärmerische Bewunderung fand.
* Um ein Denkmal für eine Schauspielerin soll
London bereichert werden, penry Irving, der Lhren-
doktor, hat eine Bewegung inszenirt, die den Zweck hat,
der Rachel der britischen Bühne, .der Tragödin Sarah
Siddons, ein Denkmal zu errichten. Sarah Siddons galt
seit dem Jahre V92, wo sie im Drury-Lane-Theater in
London debütirte, als die größte Schauspielerin der Welt.
Sie starb im Jahre M8. — Ls dürfte nicht allgemein be-
kannt sein, daß die Tragödin schon einmal in einem Kunst-
werk verewigt ist. Der große Meister I osuah Reynolds
hat sic als tragische Muse gemalt. Lin Diadem im paare,
sitzt sie in großartiger Pose auf einem Sessel, der in den
Wolken schwebt. Pinter ihr stehen zwei allegorische Ge-
stalten: verbrechen und Reue. Das Bild befindet sich im
Besitz des Lord Grosvenor.
* Paul Wallot ist mit einem Umbau des Finanz-
ministeriums und des Palais Brühl in Dresden be-
schäftigt. Ls sollen beide Gebäude zu einem einheitlichen
Bau mit neuer Fassade zusammengezogen werden. Das
paus wird Räume für die erste und zweite Kammer und
die Staatsschuldenverwaltung enthalten.
* Ausstellungen M6: Dresden, für sächsisches
pandwerk nnd Kunstgewerbe, Stuttgart, für Elektro-
technik und Kunstgewerbe.
* In Utrecht wurde eine Gesellschaft „Für die Kunst"
gegründet. Zweck: Pflege von Kunst und Kunsthandwerk.
Ankäufe und Ausstellung von niederländischen Kunstwerken
sind geplant.
* Die Kunstausstellung der „ S ez e s si 0 n " in M ü n chen
wurde am 3t- Oktober geschlossen. Ls wurden von 565 ver-
käuflichen Werken t2H Nummern im werthe von rund
220 000 Mk. verkauft.
* Professor Donndorf hat der Stadt Weimar,
deren Ehrenbürger er ist, einen monumentalen Brunnen
gestiftet. Die Gruppe, eine Matrone und zwei Knaben,
die Wasser holen, ist lebensgroß und in vergoldeter Bronze
ausgeführt. Sie zeigt ernsten klassizistischen Stil. Ihr Ori-
ginal schmückt übrigens einen öffentlichen Platz in Lhicago.
GersülüicheF.
* Ludwig Po ff mann, der Baumeister des Leipziger
Reichsgerichtspalastes, steht gegenwärtig im Vordergrund
des Interesses. Lr ist in Darmstadt geboren und studirte,
besonders unter Strack's Leitung, an der Berliner Ban-
 
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