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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 18
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Berliner Chronik
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Allgemeine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0325

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Nr. (8

Die Kunst-Palle. g>-^

283

Viktor Tilgner die Aufmerksamkeit auf sich, namentlich
das in rothem Marmor ausgeführte Bildniß des Architekten
Kayser ist ein Meisterwerk der Plastik. Lin Gemälde von
Pans Temple stellt Prof. Tilgner selbst in seinem Atelier
dar, wie er an seinem letzten großen Merk, dem Mozart-
Denkmal für Wien, arbeitet. Lin anderes Bild desselben
Künstlers zeigt den Schöpfer des mächtigen Brunnens auf
der pofbnrg zu Wien, Professor Weyr, von Kasimir
Pochwalski, dem ausgezeichneten Porträtmaler, ist ein
Bildniß des ehemaligen Ministers Dunajeski ausgestellt.
Den vielgefeierten Walzerkönig Johann Strauß erblickt man
auf einem Bilde von Prof. Puder. Die bekannten Namen
der Wiener Künstlerschaft sind sämmtlich vertreten, an ihrer
Spitze der 8^jährige Meister Professor Rudolf Alt, dessen
subtil ausgeführten neuen Aquarelle Bewunderung finden
dürften. Pervorzuheben ist auch ein nicht mehr neues Ge-
mälde von R. Seligmann, welches den großen Chirurgen
Theodor Billroth im dichtgefüllten amphitheatralischen pör-
saal darstellt. Mehrere Gemälde sind ans dem Besitz des
Kaisers von Oesterreich hergegeben, darunter Bilder
von Darnaut, wilda, Lgner und Leopold Müller. — Die
Berathungen der Internationalen Preisjury behufs Ver-
theilung der vom Kaiser dieses Mal festgesetzten Aus-
zeichnungen — es sollen 20 große goldene und ?o
kleine goldene Medaillen verliehen werden — sind bis
zur Stunde noch nicht zum Abschluß gelangt.

Allgemeine Runstchronik.
* Aus Weimar. Der Mitgliederbestand derRenten-
und P en s ionsanfta lt für deu t s ch e bil d end e Künstler
(Maler, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Radirer,
Zeichenlehrer, Musterzeichner rc.) zu Weimar ist durch den
erfreulichen Zugang von 68 Mitgliedern in diesem Jahre auf
„3^2" gestiegen, so daß die zum Gedeihen der Anstalt erforderliche
Anzahl von 500 Mitgliedern bereits überschritten worden
ist. Zahlreiche Aufnahmegesuche liegen noch zum Abschluß
vor. Neue Grtsverbände sind in Stuttgart, Nürnberg und
Düsseldorf konstituirt worden. Das fest angelegte Ver-
mögen der Anstalt hat in dem kurzen Zeitraum des Be-
stehens derselben die pöhe von 62 000 Mk. erreicht. Die
von Abgeordneten deutscher Künstlerverbände gegründete
gemeinnützige Anstalt sichert den Mitgliedern eine Rente
für den Lall des Alters und der Invalidität; außerordent-
liche Linnahmen erleichtern die Beiträge und tragen anderer-
seits zur Steigerung der Renten sür spätere Zeiten bei.
Die seit früher bestehenden künstlerischen Rnterstützungs-
vereine erfahren durch die Renten- und Pensionsanstalt in-
sofern Erleichterungen, als es ihnen dadurch möglich wird,
ihre wohlthätigkeiten den Bedürftigeren gegenüber besser
zu entfalten, wünschen wir dem humanen Unternehmen
auch ferner besten Fortgang.
* Palle. In Wiehe (Bez. Palle) wurde in voriger
Woche das Denkmal des berühmten pistorikers L. von
Ranke feierlichst enthüllt. Die Festrede hielt Professor
Vr. Lindner.
* Leipzig. Die Errichtung eines Denkmals für Gustav
Freytag ist hier gesichert. Das Komitö in Wiesbaden hat
daher seine Anstrengungen zu Gunsten des Kurortes auf-
gegeben. Der Leipziger Buchhändler pirzl hat sooo Mk.
für das Denkmal gezeichnet.
* Görlitz. Das Denkmal, das hier dem theosophischen
Schuster Jacob Böhm gesetzt werden soll, ist von dem Bild-
hauer Prof. Joh. Pfuhl-Charlottenburg im Modell voll-
endet. Die Kosten des Denkmals werden ;o,ooo Mark be-
tragen, wovon nahezu die pälfte durch Sammlungen auf-
gebracht worden sind.

* Auf dem Moltke-Felsen bei Petersdorf wurde am
Mai ein Moltke-Denkmal feierlich enthüllt. Das aus
Granitquadern bestehende Denkmal ist sechs Meter breit und
fünf Meter hoch uud trägt im Mittelfelde das bronzene
Kolossalbild Moltkes, über dem sich ein aus schwarzem
schwedischem Granit hergestellter Reichsadler nebst bronzener
Reichskrone erhebt. Der Reichsadler hält in seinen Klauen
ein Band mit der Aufschrift: „Erst wägen, dann wagen."
Das Denkmal wird an den Seiten von zwei mächtigen
Ouaderpfeilern abgeschlossen. Vom Fuße des Denkmals
genießt man einen herrlichen Blick auf das Riesengebirge und
das Pirschberger Thal.
* In Bochum wurde das Bismarck-Monument von
Pros, pundrieser-Berlin dieser Tage enthüllt. Der Alt-
Reichskanzler ist in der Uniform seines palberstädter Kü-
rassier-Regiments dargestellt, mit offenem Paletot, den Pelm
auf dem Paupte, beide pände auf den mächtigen Pallasch
gestützt und in der Rechten eine Papierrolle haltend. Die
Auffassung ist charakteristisch; schlicht und dennoch Ehrfurcht
gebietend steht der eiserne Kanzler da. Das Standbild ist
im Püttenwerk Lauchhammer in Bronze gegossen worden.
Die Figur ist drei Meter hoch und steht auf einein polirten
Granitsockel von gleicher pöhe.
* München. — In Sachen der bereits in voriger Nr.
mitgetheilten Einigung zwischen „Künstlergenossenschast" und
„Sezession" haben wir heute ergänzend mitzutheilen, daß
durch die letzte Generalversammlung, auf der jener Frieden
sanktionirt wurde, das Zusammengehen beider Körper-
schaften auf der Internationalen Kunstausstellnng t8y7 in
allen Punkten festgesetzt wurde. .Folgende Bedingungen
wurden beiderseitig angenommen: t- veranstaltet wird die
Internationale ;89? von der Münchener Künstlergenossen-
schast im Verein mit der Sezession. 2. Die Sezession be-
theiligt sich mit einer geschlossenen Kollektion, mit eigener
Jury und pängekommission. 5. Das Zentral-Konnte soll
zu zwei Dritteln aus Genossenschaftsmitgliedern, zu einem
Drittel aus Sezessionisten bestehen; I. Präsident sei pro ;89?
jener der Genossenschaft, II. Präsident jener der Sezession,
-y Die Kassenführung für das Unternehmen sei eine ein-
heitliche; Gewinn und Verlust tragen beide Vereine in der
weise, daß sich die Genossenschaft mit ^/z, die Sezession mit
pg daran betheiligt. ö) Als Geschäftsführer für das Unter-
nehmen sei Rath Paulus in Aussicht zu nehmen. Ferner
stimmte man in jener Versammlung für den Vorschlag, an
Stelle der kombinirten deutschen Jury für die deutsche Kol-
lektion der Künstlergenossenschaft eine nur aus Mitgliedern
der Genossenschaft bestehende Jury treten zu lassen, zu dem
Zwecke, das künstlerische Niveau der Ausstellung zu heben.
— Die Ausstellung der „Seze ssion" wurde an: 30. Mai er-
öffnet. Die Gesammtzahl der Werke beträgt über 600 Ge-
mälde, Skulpturen und Zeichnungen. Frankreich sandte
ca. so Gemälde, auch plastische Arbeiten von Bartholome,
Rodin und Mde. Lesnard. England ist zumal durch
Mitglieder der Londoner Looisty ok Vmntors in ator Oo-
lonrs vortreten, an der Spitze p. p er kome r, der selbst u. a. ein
Porträt des Prinzregenten von Bayern sandte. Gut ist
auch die Betheiligung der Schotten und der Polländer
unter Führung des Prof, de Paas. — Die „Künstler-
genossenschaft" hat den Maler Pans Thoma cingeladen,
demnächst im Glaspalast ein Bild seines künstlerischen Ent-
wicklungsganges zur Anschauung zu bringen. Der Künstler
hat dieser Einladung entsprochen und eine Anzahl hervor-
ragender Bilder und Zeichnungen eingesandt, welche in
chronologischer Reihenfolge die Entfaltung des Meisters vor
Äugen führen und einen Anziehungspunkt der diesjährigen
Ausstellung bilden werden.
* Künstlerbund in Karlsruhe. So heißt die neue
Vereinigung der H5 Maler, die aus Anlaß der jüngsten
Streitigkeiten aus der dortigen Kunstgenossenschaft aus-
traten. Vorsitzende des Bundes sind: F. Kallmorgen und
Graf Kalckreuth, Schriftführer: p. von Volckmann und
Carlos Grethe, Schatzmeister: Max Lieber.
* Jever. Kürzlich wurde hier das Denkmal des;863
verstorbenen Chemikers Prof. Mitscherlich enthüllt.
* Zu Pers seid bei Bebra im Rhöngebirge erhält
der alte General Lingg von Linggenfeld ein Denkmal, das
nach dem Modell des Bildhauers Felix Görling (Berlin
 
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