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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Berliner Kunstchronik
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Allgemeine Kunstchronik
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Ar. s

Die Kunst-Halle. 8--^

Berliner Vrunstchromk.
8. ^lus Anlaß der diesjährigen großen Berliner
Kunstausstellung hat der Kaiser verliehen die große
goldene Medaille fiir Kunst: den Malern Professor Graf
Harrach in Berlin, Milhelm Leibl zu Aibling in Bayern und
Ferdinand Boybet in Paris, sowie dein Bildhauer Jules
Element Ehaplain in Paris; die kleine goldene Medaille
fiir Kunst: den Malern Giovanni Boldini in Paris, Paul
Schroeter in München, Gtto Heichert in Düsseldorf,
Milhelm Feldinann in Berlin, Alexander Harrison in
Paris, Franz Boubaud in München, John S. Largent in
London und Arthur Ferraris iu kvien, sowie den: Bild-
hauer Lnülio Bist in Mailand.
Auch in diesem Jahre wieder wirkt die Veröffentlichung
der Medaillen wie ein Protest gegen diese ganze Ein-
richtung. Nach welchen Gesichtspunkten mögen aus der
vielköpfigen Schaar der durch ihr Talent berechtigten
Bewerber gerade Feldmann, Schröter und Heichert von den
den Deutschen ausgewählt sein? Bann selbst ein Juror
leugnen, daß man mit demselben — ich sage absichtlich
nicht: mit größeren: — Recht etwa zehnmal drei andere
hätte auszeichnen können? Ist es nicht durchaus komisch,
weun hier diese juugen Taleute neben Meistern wie Boldini,
Harrison und Largent gestellt werden, neben erste Namen
der zeitgenössischen Kunst? Man sollte nur einmal in
einen: Laale alle diese zweiten Medaillen zusammenstellen,
da würde in: vergleich das Absurde der Gleichstellung in
die Augen springen, Mie die Unmöglichkeit einer gerechten
vertheilung spricht die Zwecklosigkeit gegen die Medaillen.
Den Großen und Berühmten wird zu ihrer Größe uud
Berühmtheit sicher nichts hinzugefügt. Für die anderen,
bei denen man an eine Art von thatsächlicher Förderung
glauben könnte, wird diese bescheidene Möglichkeit dadurch
glücklich vermieden, daß die vertheilung so kurz vor den:
Lchluß der Ausstellung veröffentlicht wird, daß nur noch
ein geringer Theil des Publikums vor den Merken davon
Kenntniß nimmt. Die Medaille vierzehn Tage vor Thores-
fchluß, das ist ungefähr wie ein Grden unter der Meste.
Die Absicht einer Verlegung der Kunstakademie nach
den: Lharlottenburger Mesten begrüßt inan in den inter-
essirten Kreisen mit großer Freude. Die Zustäude in:
alten Hause „Unter den Linden" sind schon längst als un-
haltbar bezeichnet worden. Das neue Terrain liegt an der
Hardenbergstraße, zwischen der Technischen Hochschule uud
dem Bahnhof „Zoologischer Garten". Dieses neue Lhar-
lottenburger viertel, an der Verbindungsstelle mit Berlin,
hat in den letzten Jahren eine Bevölkerung von Künstler,:
und Litteraten erhalten. Eine große Anzahl von Ateliers
bekannter Bildhauer, Architekten uud Maler liegt in diesen:
gartenreichen Stadtviertel, das so förmlich zu einem „HuLrUor
ä's-rtistk" geworden ist. Mas aber der Verlegung der
Hochschule — um die übrigen Institute der Akademie handelt
es sich hier nicht — den Hauptwerth verleiht, ist der Um-
stand, daß nicht mehr die Nähe der Museen ausschlaggebend
für die Lage des Gebäudes der jungen Kunstbeflissenen
werden soll.
Aus den: Märkischen Museum. Das Museum ist
durch eine Anzahl berlinischer Alterthümer, die sich bei der
Fundamentirung des Kaiser Milhelm-Denkmals im Sprec-
bette fanden, bereichert worden. Es handelt sich um Haus-
uud Haudwerksgeräthe aus den: xs. und Z7. Jahrhundert;

auch Massen kamen zn Tage. Ein an: Bande vergoldeter
Lilberbecher und der Jahreszahl gehörte, laut In-
schrift, der Berliner Lchützengilde.
Berliner Arkaden. Die „Voss. Ztg.", deren ban-
kundiger Mitarbeiter schon manche Anregung geboten hach
wendet sich, wie uns scheint, mit Unrecht gegen den Arkaden-
ban im Allgemeinen. Daß die bisherige aus Stein
konstruirte halbdunkle Säulenhalle den modernen verkehrs-
interefien nicht entspricht, soll unbedingt zugegeben werden.
Aber das hindert doch nicht, sich den Arkadenban der Neu-
zeit aus Eisen konstrnirt und hochräumig vorzustelleu.
Grade am Ufer des Spreearines zwischen Mallstraße und
Gertrandtenbrücke, wo Neubauten in Frage kommen,
würden Hallen solcher Art sehr reizvoll wircken. Große
Modebazaren gehören freilich nicht in die Hinterläden: aber
für Bestanrationen, Kafee's, Kleinbazare dürften sich
mancherlei vortheile ans den offenen, luftigen Arkaden er-
geben, die nicht nur gegen die Sonne, sondern anch gegen
Begen schützen.
Allgemeine Aunstchronik.
Ans Anlaß des 70. Geburtstages Hans Gudes
Hs. Marz) bereitete die Vaterstadt des Meisters, Lhristiania,
eiue nachträgliche Ehrung, eine Sonderausstellung von
Merken des trefflichen Landschafters, vor.
Die große Kunstausstellung in Ron: wurde an:
t7. September, in Gegenwart des italienischen Königsxaares,
eröffnet.
Auch der verband Deutscher Architecten- und
Ingenieur-Vereine plant für das kommende Jahr Z8I6
eine Jubiläumsausstellung in Berlin. Er will sein
ehrenvolles 25jähriges Bestehen durch eiue Vorführung von
Merken seiner Mitglieder und Freunde dem Gedächtniß der
Zeitgenossen einprägen. Jin Interesse dieser Ausstellung
wäre wohl zu wünsche,:, daß der verband in Rücksicht ans
die beiden bevorstehenden großen Unternehmungen in:
Treptower Gsten und in: Moabiter Westen, sich rechtzeitig
einen Platz entweder an: Lehrter Bahnhof oder auf den:
Terrain der Gewerbe-Ausstellung sicherte. Ein dritter Grt,
selbst das Architectenhaus, könnte leicht das materielle
Gelingen der Veranstaltung in Frage stellen.
Wie man aus Fachkreisen hört, plant dieser Verband auch
eine Monographie des Bauernhauses, wie es sich seit
den: Mittelalter in den mitteleuropäischen Ländern entwickelt
hat. Die Behandlung dieses Gebiets ist übrigens bisher
durchaus nicht vernachlässigt worden. Das Material findet
sich nur zerstreut in der Fachliteratur und besonders reich-
haltig in den Zeitschriften der historischen Vereine aller in
Frage kommenden Länder.
Mitte Mai Z89? wird in Brüssel eine internationale
Ausstellung mit Staatspreisen eröffnet, die sechs Monate
dauern soll. Besondere Ansdehnung sollen folgende Ab-
theilungen erhalten: Elektrizität, Beleuchtung, Heizung und
ihre Anwendungen auf die dekorativen Künste.
Für künstlerische Erzeugnisse modernster Richtung
wird in Paris in der Gallerie des bekannten Iapan-
sammlers Bing an: Gctober unter den: Titel „Die nene
Kunst" eine besondere Ausstellung eröffnet werden, in der
 
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