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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 6
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Galland, Georg: König Ruhm: satirisches Märchen
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Oettingen, Wolfgang von; Frenz, Alexander [Gefeierte Pers.]: Alexander Frenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0103

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6 Die Aunst - alle. tz>-->—

85

„Ich glaube — ich träumte uur 7llles", lispelte
Kränzel, uoch bleich uud schweißtriefend . . . Uud er-
reichte dem Kunsthändler aufathmeud — beide
chände.


Alexander Frenz.
Nen tt). v. Mettingen.

(^^^enig besorgt um das Merkwort, mit dem eiu
berufener oder nicht berufener Berichter-
" statter ibn in das Register der zeitgenössischen
Künstler einreihen inöchte, gebt der Maler, dem diese
Zeilen gelteil, bald in dieser, bald in feiler Gestalt
durch den Düsseldorfer Künstlerpark verschieden-
artig und doch stets der eigentümlich Nämliche, ein
Taleilt, das schwerlich bereits zu einem endgültigen
Stil seiiles Schaffeils gelangt ist, aber durch seinen
Gehalt, seinen absoluten Werth, uns selbst für sein
Suchen interessirt.
Welchem Umstande verdankt es nun wohl diese
fesselnde Kraft? Denn im Allgemeinen möchten wir
des beobachtens fortwährend suchender Genies all-
mählich müde geworden sein: es wimmelt ja heut-
zutage voll Originalen, die sich, in der subjektiven
Gewißheit zu interessireu, vor dem s?ublikum mit dem
Aufspüren ihrer Ligenart befassen und deren wir
nach der erstell Bekanntschaft überdrüssig sind, weil
schließlich der Fund die aufgewandte Theilnahme
nicht lohnte. Was unterscheidet also Alexander Frenz
voll dieser Schaar „Moderner"? Warum sollte er
ill seinem Streben nach Ausgleichung uns mit größerer
Nachhaltigkeit beschäftigen als andere? Die Antwort
wird lauteil: er ist eben auch eiu Moderner, d. h.
ein individuell Strebender, aber ein solcher, dessen
reiche Begabung durch ein glückliches und nicht ge-
rade häufiges Zusammeutreffen voll einem auf wohl-
tönende Harmonie gerichteteil Streben ergänzt wird.
Wir müssen uns deutlicher erklären; deun Har-
monie und Glück sind neuerdings nicht mehr gemein-
verständliche Begriffe, die ohne Weiteres und zweifel-
los charakterisiren: so manche empfinden ja Disso-
nanzen als die einzig glücklichen Motive, und An-
sammlungen voil Schrecknissen als die eigentlichen
Spiegelbilder der Weltordnung. Dieser Ansicht sind
wir nun freilich keineswegs. Auf die Gefahr hin,
für ein Hetrefakt oder einen fahlen Reaktionär er-
klärt zu werden, wagen wir den Satz, daß nach
unserer Ueberzeugung keine Kunstleistung eine an-
dauernde und tiefgehende Wirkung hat, ohne daß die
ideelle wie die formale Ausgestaltung ihres Inhaltes
auf einer normalen, d. h. gesunden, dem gelassenen
Zustande eines innerlich freien Menschen entsprechen-
den Auffassung beruhte uud von einer ebenso nor-

malen Sinnlichkeit geleitet worden wäre, wir halten
also die Kunstwerke für d'e edelsteil, das Künstler-
thum für das wahrste, deren Ouelle nicht ungelöster
Weltschmerz, sondern tapfere Freudigkeit, nicht phan-
tastische Zerrissenheit, sondern männliche Selbstbe-
herrschung, nicht grämliche Grübelei, sondern dank-
bare, phantasievolle Anschauung der trotz Allem
sonnigen Welt ist.
Tille solche Gesinnung beherrscht Alexander Frenz.
Seiile feinfühlige Künstlernatur wird ganz ausgefüllt
voll der Empfindung der Schönheit in Natur und
Kunst — der Schönheit als des Ausdrucks jener wohl-
tönenden Harmonie, die für ihn wie für jeden klar-
äugigen Idealisten die Schöpfung zusammenhält. Mit
einem idealistisch schaffenden, poetisch fruchtbaren Geist
sucht er die Wahrheit, wie sie sich ihm offenbaren
mag, und gesellt zu ihm einen voll erschlosseneil Sinn
für Anmuth und Grazie; tritt dazu noch die Disziplin,
die sich kein Bilden ohne realistische Unterlage ge-
stattet, so zählt Frenz zu den wenigen, voll denen
wir nicht rein realistische und doch nicht unwahre
Werke erwarten dürfen.
Ls ist merkwürdig, daß der junge Meister (geb.
(86H, voil dem dergleichen Selteiles gehofft und ge-
rühmt werden muß, sich in den weiteren Kreisen der
Kunstfreunde noch nicht öfter gezeigt hat. Das liegt
aber daran, daß er, ein Zögling der Düsseldorfer
Akademie und insbesondere ein Schüler HeterIanssen's,
schoil früh seiner Neigung zu dekorativen und monu-
mentalen Gemälden nachgab und daher hauptsächlich
mit der Ausführung voil Wandbildern beauftragt
wurde, von denen nur die Skizzen in die Meffentlich-
keit und zwar nur in die beschränkte der Lokalaus-
stellungen drangen: denn fast die ganze Reihe seiner
monumentalen, allegorischen und mythologischen Tom-
positionen, z. B. ein gedankenreicher „Harsifal"-Tyklus
und ein „Leichenzug Siegfrieds", noch während seines
Aufenthaltes an der Akademie in den Jahren (887
bis 92 entstanden, befindet sich in schwer zugäng-
lichem privaten Besitze, nämlich in kunstgeschmückten
Häusern Düsseldorfs und der Nachbarstädte. Daher
ist das große Staffeleibild „Im goldenen Zeitalter"
das erste seiner Werke, das I8Y2) auf auswärtigen
Ausstellungen zu sehen war — eine Gruppe gelagerter
Nymphen und Faune, in deren Mitte ein Bachus-
knabe, ailf seinem Tiger triumphirend, einreitet.
Ls konnte keinen durchschlagenden Lrfolg davon-
tragen, denn es war unter ungünstigen Umständen
entstanden und litt unstreitig an einer gewissen
Schwächlichkeit der Modellirung sowie an einer allzu
merklicheu Künstlichkeit des Gesammttones. Um so
mehr forderten die ebenso offenbaren Vorzüge, vor
allen die heute so seltene Gabe einer ungezwungenen
und dabei doch stets rhythmisch und elastisch schönen
Linienführung, ihre Ausbildung zu vollkommener
Sicherheit. Die Gelegenheit dazu wurde ihneu zu
 
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