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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 14
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Seidl, Arthur: Dresdner Kunstbrief
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Eller, George: Ausstellung englischer Aquarellisten
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0251

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Nr.

Die K u n st - H a l l e.

2(7

steller-Verband" im hiesigen „Kunstverein" da-
gegen kläglich Fiasko gemacht und allgemeinste Ent-
täuschung hier zurückgelassen, verhält er sich doch
znm „Sezessions"-Nivean ungefähr wie die stumpf-
sinnige Stammkneipe oberflächlichster Philistermeinung
zu einen: angeregten Diskussions-Klub mit heftig und
schroff aufeinanderplatzenden, aber auch gewaltig
klärenden und befruchtenden Lebensansichten — in's
„Ewig-Weibliche" übertragen etwa: wie Kaffeeklatsch
zu ernstmeinender Frauenversammlung! Das breite
Dutzendmaß der nirgends Angekommenen, aufgeputzt
und verbrämt mit einigen „Namen", die Dank einen:
unausstehlichen Manierismus sich heute bereits auf
den Aussterbe-Etat gesetzt sehen, oder aber in ihrem
blutleeren Effektbedürfniß nachgerade den Boden
unter den Füßen schon wanken fühlen, steht leider
viel zu sehr im Vordergründe; das Gegenständliche
und Stoffliche selbst auch in: landschaftlichen Gebiet
herrscht vor, Dorfgeschichte und novellistische Elemente
überwiegen — von schärferer Betonung koloristischer
und athmosphärischer Malprobleme kann: eine Spur!
Man brauchte nur von hier aus in eines der Seiten-
kabinette zu der Sonderausstellung Trübner'scher
Gemälde sich zu begeben, um au der persönlich echten
Eigenart dieses sonderbarsten aller merkwürdigen
Käuze und der kraftvoll-empfindungstiefen, wenn auch
vielleicht nur schwer eingänglichen Alterthümlichkeit
seiner dumpfen, dunkel-trüben Kunst den ganzen so
peinvollen Unterschied zwischen diesen: holzig - herben
Nr- und voll - Bajuvaren Altmünchens und den: ge-
schniegelten Münchener Kunst-„Bierokraten" von heut-
zutage schmerzlich genug alsbald herauszufühlen. —
von Paul Baum, dem feinsinnigen heimischen
Landschafter auf den: linken Flügel moderner Tendenz,
der in der Arnold'schen „Sezessionsausstellung"
während der letzten Wochen Dresden sein derzeitiges
Entwickelungsstadium in Bildern und Studien vor-
geführt hat — von ihm hätten wir hier gar viel
noch zu sagen; wir ersparen uns dies aber auf einen
bedeutsameren Anlaß. Nur soviel für diesmal, daß
seine Malweise in „Theilung der Töne" nach den
analytische:: Prinzipien der „Netzhautmischung" eine
sehr beachtenswerthe Entwicklung genommen hat.
Daß er dieses atomistische Wesen ungleich harmonischer
als Franzosen und Belgier zu einer organischen Ein-
heit wieder verbindet, bildet, mein' ich, seinen eigensten
germanischen Vorzug trotz aller Abhängigkeit seiner
Produktion von ausländischen Einflüsterungen. Doch,
wie gesagt, davon ein ander Mal! — Und nun
vollends zum guten Schluffe: ein Trompetenstoß!
„Hört ihr Herren und laßt euch sagen: endlich hat
auch für die Dresdner Vierteljahresblätter (des
„Vereins bildender Künstler") die Stunde geschlagen,"
wo man nämlich nicht mehr nur von einen: Heran-
reifen, Werden und Wachsen, sondern von einer
respektvollen Leistung der Dresdner Kunst bei ihnen
sprechen darf. Das soeben erschienene 3. Heft mit

vorzüglichen, überaus ^arakteristischen Beiträgen von
Unger, Baum, Bantzer, Walther, Mediz, in der Ver-
vielfältigungskunst von gediegenster Technik, ist ein
schöner Vorbote für kommende, künftige Dinge. Vivunt

86(PWNtS8,
fallen!

wem: sie alle so, und noch besser, aus-

vr. ^rtlmr 8<MI.


Ausstellung englischer Aquarellisten.
Von George Eller.
London, im März.
(H) Inter den Londoner Kunstgenossenschaften tritt alljährlich
Ns das „Koysä Institute ok lUintsrs in v^teroolours" zu-
erst in die Ausstellungssaison ein. Die Eröffnung fand
dieses Mal am 7. März statt. Ungeachtet der großen Zahl
von Bildern — der Katalog enthält nicht weniger als
6ZZ Nummern — führt uns die Ausstellung überwiegend
recht mäßige Arbeiten vor, und die wenigen wahrhaften
Kunstwerke sind merkwürdiger weise von kaum bekannten,
theilweise sogar gänzlich unbekannten Malern. Die Häupt-
linge der englischen Aquarcllistenzunft lieferten dagegen
kein einziges hervorragendes Werk. James Linton, Eor-
bould, Iulleylove, Gregory, Eoutts Lindsay u. a. m. ffguriren
unter den Ausstellern. Keiner davon bringt ein Werk, das
der Besprechung werth wäre.
Dagegen zeigen sich R. B. Nis bet und Frank
Walton im vollglanz ihres Könnens. Nisbet's „Bade-
platz", ein Seestück —, das Morgenlicht flimmert und flackert
naturwahr auf dem kleinen Bild; das Pendant dazu ist
derselbe Platz, im grauen feuchten Nebel, so trefflich ge-
inalt, daß man es, von weitem besehen, für einen guten
Mesdag halten könnte. Ferner „Ruhe nach dem Sturm",
eine Abendlandschaft, der röthliche Himmel mächtig wirkend,
breit, kraftvoll gemalt und „Lin Herbsttag", eine köstliche
warmbraune Studie, sind sämmtlichKunstwerke bester Gattung.
Frank walton's „Nun bricht der Abend an" ist eines der
herrlichsten Marinen, die ich gesehen. Es liegt etwas wie
„tröstender Ruhezauber" in diesen: genial gemalten Aquarell.
Herbert Lyndon's „Boston Stump" ist etwas hart in der
Ausführung, dafür aber von einer Klarheit und Präzision
- wundersamer Reflex im hellbeleuchteten Wasserspiegel —,
welche die Mängel gern übersehen läßt. Mary Perrin
zeigt gefälliges Lonceptionstalent in einem Bild „Sonnen-
blumen": ein junges Mädchen von Sonnenblumen überrankt.
Diese junge Künstlerin hat, wenn sie ernstlich weiter ar-
beitet, eine Zukunft, w. H. weatherherd's „Abendzeit"
ist der gut gemeinte Ausdruck einer jungfräulichen Sehn-
suchtsstimmung; dabei ist das Fischermädel flott gezeichnet.
Eines der besten Bilder der Ausstellung sind Mistreß
Duffield's „Gelbe Rosen", mit weißen Fliederblüthen
umrankt, so trefflich gemalt, daß man sich wirklich
wundert, daß diese üppigen Blumen keinen Duft ausströmen:
eminente Technik und liebevolles Verständnis; für die Reize
der Natur. John E. Richardson's „Schneesturm" ist ein be-
deutendes Werk: Eine Rinderheerde, gefolgt von den: Hirten,
der sein Pferd am Zügel führt, kämpft sich mühsam durch
den wild wirbelnden Schnee. Man fühlt ihr Bangen.
H. Macallum's „Heimkehr von: Felde", eine Barke, worin
 
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