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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 12
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Berliner Kunstschau
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Berliner Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0215

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Nr. (2

--^5 Die K u n st - H a l l e. g-—--

(8ö

ftellung. Ls klingt den anderen gegenüber, wenn inan so
sagen darf, wie Grgel gegen Klavier. K. 8t.
Menzeliana.— Immer dichter rankt sich der Legen-
denkranz um das Leben des greisen Menzel und kaum
verläuft eine Woche, in der nicht die geschäftige und ge-
schäftliche Reporterphantasie irgend ein gefühlvolles Helden-
stückchen aus neuen und alten Tagen des gefeierten Mannes
ersinnt. Da wurde unlängst in einem vielgelesenen Lokal-
blatte wieder etwas von einem Unfall Menzel's erzählt, so-
gar von einer Krankenhausszene und einem Schmerzens-
lager, auf dein unser Künstler seine Handgelenkübnngen mit
dem Zeichenstift gewohnheitsmäßig fortsetzte. Das Resultat
dieser Schmerzenslager-Uebungen, so wurde ferner mit-
getheilt, kam neuerdings in der Hainburg er Kunsthalle zur
Ausstellung, wenn das so weiter geht, wird wohl der
alte Hans Memling, den die Mythe bekanntlich zu einem
armen frommen Krankeilhausbruder gemacht hat, während
er in Wirklichkeit ein kreuzgescheidter Rechenmeister vor dein
Herrn war, nicht mehr beneidet zu werden brauchen. Natür--
lich kommt auch uns die Lust zum Fabuliren an, und so
berichten wir dieses Mal von der kleinen Exzellenz Folgen-
des: Als Menzel vor Jahren in einer Gesellschaft von
Freunden einen Ausflug über Laird machte, vermißte man
ihn unterwegs plötzlich. Nach langem Suchen fand man
ihn endlich in eurem ausgetrockneten Graben, in welchen er
während der Fahrt unbemerkt gefallen war und zwar so,
daß er sich nicht selbst aufrichten konnte. Zunr Glück war
fein rechtes Handgelenk freigeblieben und konnte er wenig-
stens nach seinem Skizzenbuch greisem Als inan ihn also
entdeckt, hatte er eben eine Zeichnung vollendet, welche die
Spitze seines linken Fußes darstellte. Das Kunstwerk wurde
damals, wenn mir nicht irren, ebenfalls in der Hamburger
Kunsthalle ausgestellt und erhöhte nicht wenig den Ruhm
des kleinen großen Mannes. Dasqnino.

O
Berliner Chronik.
* Für die Internationale Kunstausstellung
t8st6 hat sich jetzt auf allerhöchste Anregung ein Lhren-
comittz gebildet. Dieses Lomitv von 28 Mitgliedern, unter
Lhrenvorsitz der Kaiserin Friedrich, wird auch über die
Jubiläumsfeier der Akademie zu berathen haben. Ihm ge-
hören an: die vier Ehrenmitglieder der Akademie, nämlich
Fürst Bismarck, Falk, von Goßler und Geheimrath Zöllner,
sodann der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, die fünf Minister
Bosse, Miquel, Bronsart von Schellendorf, Thielen und von
Wedel, ferner die Herren von Lueanus, Graf von Secken-
dorfs, Mberhofmarschall Graf zu Eulenburg, von Keudell,
Graf Hochberg, von Weyrauch, de la Lroir, Schöne, die
Präsidenten der beiden Häuser des Landtages, Fürst Stol-
berg, von Köller und von Heereman, die Rektoren der Uni-
versität und der technischen Hochschule, der Gberbürger-
meister und der Stadtverordnetenworsteher, der Präsident
des Aeltesten-Kollegiums der Kaufmannschaft, Geh. Rath
Herz, endlich die Sekretäre der Akademie der Wissenschaften,
Auwers und Vahlen.
* Das Programm zur 200jährigen Jubelfeier der
Akademie der Künste ist Folgendes: Am Abend des
x. Mai vereinigen sich die auswärtigen Mitglieder, die Ab-
ordnungen und Ehrengäste zu einer zwanglosen Begrüßung.

Am 2. Mai folgt die Festsitzung in Gegenwart der Maje-
stäten. Da die Lorneliussäle in der Nationalgalerie nicht
groß genug für die zu erwartende Versammlung sind, so ist
die Rotunde des königlichen Museums gewählt worden. An
die Festsitzung schließt sich der offizielle Empfang der Ab-
ordnungen re. durch die Akademie. Hieran reiht sich ein
Festbankett und die Vorbesichtigung der Internationalen
Jubiläums-Kunstausstellung. Der 3. Mai bringt die feier-
liche Eröffnung dieser Ausstellung und der damit ver-
bundenen historischen Ausstellung. Für den -y oder 5. Mai
sind vorgesehen ein Festakt der akademischen Hochschule für
die bildenden Künste und Eröffnung der von ihr im Aka-
demiegebäude vorbereiteten Ausstellung von Werken früherer
Schüler der Anstalt. Die folgenden Tage gehören den
großen Musikfesten, die von der musikalischen Sektion der
Akademie der Künste veranstaltet werden. Das Programm
hierfür lautet: Am 6. Mai Kammermusik in der Sing-
akademie; am 7. Mai Generalprobe in der Philharmonie;
am 8. Mai Mratorium-Aufführung in der Philharmonie;
am Mai ebendort Lhor- und Mrchester-Aufführungen.
Den Schluß des Ganzen bildet an: Mai ein Ausflug
nach Potsdam.
* Die Einlieferung der Kunstwerke für die
„Internationale" vollzieht sich in diesen Tagen, und
es ergeht noch einmal die Mahnung an alle Interessenten,
den festgesetzten Termin nicht zu überschreiten. Uebrigens
ist nunmehr die großartige Betheiligung des Auslands ge-
sichert, und es ist umsomehr Ehrensache für unsere nam-
haften heimischen Künstler, sich dem internationalen Wett-
kampf am Lehrter Bahnhof mit ihren besten Arbeiten zu
stellen. Möge man sich hier ein Beispiel an den Münchener
Sezessionisten nehmen, die selbst nicht zum Flor einer Ber-
liner Ausstellung beitragen wollen und sende sein Bestes
wenigstens nicht in's Ausland, in der Meinung, dort sicherer
anzukommen als hier. In Ergänzung unserer früheren
Linzelberichte bemerken wir noch, daß die Franzosen diesmal
nicht korporativ, sondern einzeln ausstellen werden. Die
Gesterreicher beschicken wie gewöhnlich zunächst ihre Iahres-
ausstellung und werden in Berlin erst Anfang Juni er-
scheinen. Aus Amerika ist die Nachricht cingegangen, daß
die dortigen Künstler unserer Ausstellung fern bleiben, da-
gegen kommen die in Paris lebenden Amerikaner und
das sind wohl die besten. Aus Düsseldorf und aus Dresden
haben sowohl Genossenschaft wie Sezession ihre Betheiligung
angemeldet.
* Die Mitglieder der Ausnahme-Jury und
Häugekommission stehen nunmehr fest. Die Akademie
der Künste hat die Maler Bracht, Scheurenberg,
Koner, die Bildhauer Manzel, Herter und den Gra-
phiker Lilers, sowie als Ersatzmänner die Maler Hans
Hermann und Iulius Iacob, Bildhauer Calandrelli
und Baurath Schrvechten berufen. Der Verein Berliner
Künstler wählte zur Jury die Maler Paul Mo hu, Gskar
Frenzel und Konrad Lessing, die Bildhauer Baum-
bach und Vr. Hartzer, sowie den Architekten Stöck-
hardt, zu Stellvertretern die Maler Semmler und Lud-
wig Noster, Bildhauer Peter Breuer uud Graphiker
Heinrich Kohnert. Die Düsseldorfer Künstlerschaft, die
satzungsgemäß in der Jury der Berliner Ausstellungen ver-
treten ist, hat die Wahlen noch nicht vollzogen. Kurz vor
dem Endtermin (25. März) wird die Aufnahme-Jury ihre
Arbeit beginnen.
 
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